Problem an der langen Leine

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Berliner Morgenpost Lokales 13.12.2000 22:31
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Kampfhunde: Erste Bilanz nach der Verordnung
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Problem an der langen Leine
Kampfhunde: Erste Bilanz nach der Verordnung
Von Florentine Anders


Die meisten, aber noch nicht alle Hundebesitzer halten sich an den Maulkorb- und Leinenzwang, den die Hundeverordnung vorschreibt.
Foto: Ullstein

Hundezüchter riefen gestern zu einer Demonstration vor dem Tierheim Lankwitz gegen das Zuchtverbot für Kampfhunde auf, doch nur drei Sympathisanten kamen. «Es ist auch absurd, gerade vor unserem Haus zu protestieren, wo 140 Kampfhunde wohl lebenslänglich in ihren Zellen sitzen», sagt Carola Ruff, Sprecherin des Tierschutzvereins und des Tierheims. Diese Tiere hätten kaum eine Chance Besitzer zu finden, denn Ansehen und Nachfrage sei seit der neuen Verordnung rapide gesunken.

Vor kurzem noch beherrschte Angst die Stadt - Eltern hielten ihre Kinder fest, wenn sie großen, unangeleinten Hunden begegneten, ältere Menschen wechselten die Straßenseiten. Nahezu täglich meldeten die Medien neue Attacken mit schweren Bissverletzungen. Am 5. Juli reagierte der Senat auf die zugespitzte Lage und erließ die Eilverordnung, nach der zwölf Hunderassen nur noch mit Maulkorb und angeleint auf die Straße dürfen. Bei fünf besonders gefährlichen Rassen müssen sich Hund und Halter einer Prüfung unterziehen.

Knapp ein halbes Jahr später spricht kaum noch jemand von der großen Gefahr. Doch nicht alle fühlen sich deshalb auch sicherer.

«Für uns hat sich nichts geändert», sagt die Leiterin der Kita am Hansaufer. Die Hundehalter in dieser Gegend seien nach wie vor rücksichtslos, Spaziergänge mit den Kindern am Ufer, einer beliebten Hunde-Auslaufstrecke, noch immer unmöglich.

Klaus Peter Florian, Sprecher der zuständigen Gesundheitsverwaltung, zieht dagegen eine positive Bilanz. Bis zum 1. Dezember seien 4669 Hunde bei den Veterinärämtern gemeldet worden. Dies sei die überwiegende Mehrheit, sagt Florian. Allerdings gibt es keine verlässlichen Zahlen, wie viele Kampfhunde tatsächlich in der Stadt existieren.

Die Wesensprüfung der Vierbeiner geht mangels Personal eher schleppend voran. Erst 2614 der gemeldeten Tiere haben die Plakette für Unbedenklichkeit erhalten.

Die Beißattacken gehen seit der neuen Verordnung leicht zurück. Im dritten Quartal diesen Jahres gab es 24 Vorfälle, bei denen Menschen von einem Pitbull gebissen oder angesprungen wurde. Das sind zwölf weniger als durchschnittlich in einem Quartal des vergangenen Jahres. Noch immer führend in der Statistik sind die Mischlingshunde. Sie wurden von Juli bis September 113-mal aggressiv, 166-mal dagegen im Vorjahreszeitraum. Schwere Verletzungen habe es dabei seit dem Angriff eines Staffords auf ein Schöneberger Mädchen Mitte Juli nicht mehr gegeben, sagt Florian.

Nach Angaben der Gesundheitsverwaltung werden auch Maulkorb- und Leinenzwang weitgehend eingehalten. Grund ist die verstärkte Präsenz von Ordnungshütern.

Die Polizei meldete allein im Juli 910 Funkwageneinsätze wegen gefährlicher Hunde. Diese Zahl ist im November auf 188 zurückgegangen. Die acht «Interventions-Teams» der Polizei wurden schon im August auf zwei reduziert. «Gefährliche Situationen gab es für die Beamten kaum, meist ging es um das Anlegen eines Maulkorbes oder um das Einfangen eines ausgesetzten Hundes», sagt Polizeireferent Harald Kussack. Neben Schwerpunkteinsätzen achte jeder Streifenpolizist auf die Einhaltung der Verordnung. Die meisten Anzeigen würden aber aus der Bevölkerung selbst kommen.

Claudia Hämmerling von Bündnis 90/Die Grünen ist skeptisch: «Sobald die Kontrolle durch die Ordnungsteams nachlässt, werden auch die Hundehalter wieder nachlässiger.» Eine Rassenliste verspreche keine Sicherheit. Züchter würden schon jetzt versuchen, die Verordnung zu umgehen, indem sie andere aggressive Rassen heranziehen. Die Grünen fordern einen Hunde-Tüv von einer bestimmten Größe der Tiere an.

Die Eilverordnung soll in einem neuen Gesetz manifestiert werden, deren Entwurf sich derzeit noch in der parlamentarischen Diskussion befindet.


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