Ich finde ehrlich gesagt die Idee mit den Teilzeitvegetariern ziemlich genial. Also dass zwei Leute sich zusammentun und beschließen, dass sie zusammengerechnet immer nur an 7 Tagen die Woche Fleisch essen. Dass heutzutage jeder meint, es müsse jeden Tag Fleisch auf dem Tisch stehen, sonst sei es keine vollwertige Mahlzeit, halte ich nämich für das größte Problem.
Zumal das dazu führt, dass die meisten Menschen gar mehrfach täglich Fleisch essen, denn nemen der Bratwurst oder dem Steak zu Mittag muss es natürlich dann auch der Schinken/Speck zum Frühstück und abends die Wurst im Salat sein. Oder so. Oder es wird gar zusätzlich noch zwischendurch Fleisch genackt (so a la Toasties, Fleischwurst auf der Faust etc.)
Die Hürde gar kein Fleisch mehr zu essen ist für die meisten Menschen aber zu hoch. Automatisch bekommt man zu hören "Aber im Sommer grillen ohne Fleisch und Wurst kann ich nicht" oder "Aber Weihnachten ohne einen Braten ist kein echtes Weihnachtsessen" usw. Und ich finde, das muss man einfach auch akzeptieren und nicht DANN missionarisch werden, sondern sagen: "Pass auf, es spricht gar nix dagegen, wenn du im Sommer beim Grillen ne Wurst isst oder zu Weihnachten ne Gänsekeule, aber muss es denn wirklich TÄGLICH sein? Könntest du nicht an der Hälfte der Tage verzichten?" Das legt die Hürde weit tiefer, die Motivation ist größer und evtl. wird es ja dann automatisch immer weniger mit dem Fleisch bis es nur noch ausnahmsweise verzehrt wird, weil die Person eben schrittweise Alternativen lernt.
Das können ja schon kleine Dinge sein. Wir haben irgendwann mal aufgehört (außer in Ausnahmefällen) Schinken/Fleisch in unsere Nudelsoßen zu schnippseln. Früher war es immer Käse-Sahnesoße mit Schinken, Speck oder Hack und jetzt geht es eben auch nur als Käse-Sahnesoße. Ebenso kommt kein Schinken/Speck mehr ins Rührei und in den Kartoffelsalat, den Kartoffelauflauf uw.. Auf Brot wird hier seit einiger Zeit weitaus häufiger Käse gegessen als Wurst/Schinken.
Das ist der Punkt bis zu dem mein Mann mitzieht und weswegen es tatsächlich auch ihm möglich ist, einige Tage der Woche kein Fleisch zu essen. Was früher undeknbar war.
Ich gehe in so fern einen Schritt weiter, als dass ich für mich immer überlege, ob ich zu einer Mahlzeit wirklich eine Fleischbeilage brauche oder diese eigentlich nur mitesse, weil ich es so gewöhnt bin bzw. weil mein Mann eine "braucht". Daher esse ich z.B. zu Bratkartoffeln oder Reispfanne idR keine Bratwurst/Schnitzel mehr dazu wie früher und beim Grillen esse ich auch oft eher Folienkartoffeln und Grillkäse und Baguette mit Kräuterbutter. Das ist etwas, das käme aber für Basti nie in Frage. Jeder wie er kann... Gibt auch Dinge, auf die verzichte ich fleischmäßig definitiv nicht. Weihnachtsbraten ist da bei mir tatsächlich auch ein Stichwort oder einige andere Gerichte, die per se aus Fleisch bestehen (Köttbullar, Geschnetzeltes).