Hier der vollständige O-Ton der Sendung:
Fakt vom 25.07.2005 ARD
Moderatorin:
"... beisswütige Hündin in Hamburg, 2 Mal schon hat dieses als lebensgefährlich eingestufte Tier den geforderten Wesenstest nicht bestanden, nd hätte eingeschläfert oder in ein Tierasyl verbracht werden müssen. Doch der Halter protestierte und setzte einen dritten Test durch, den die Hündin bestand. Allein durch diesen Fall sind bis jetzt bereits 4.000,00 EUR an Steuergeldern draufgegangen.
Und dieser Wahnsinn mit Hunden, die wie scharfe Waffen sind, ist kein Einzelfall.
Seit Jahren streiten die Länder über den richtigen Umgang mit gefährlichen Hunden wie Sugar. Bisher nur mit dem zweifelhaften Erfolg, dass es x verschiedene Regelungen gibt, und die Hunde beissen inzwischen weiter."
Sprecher:
"Hamburg. Deutschlands bekanntester Kampfhund beim Wesenstest. Sugar war in der Stadt ohne Leine aufgegriffen worden. Zum Test muss er, weil Staffordshire-Terrier auf der Hamburger Rasseliste stehen. Sugar hat, soweit bekannt, nie einen Menschen angegriffen oder verletzt. Doch die Hündin besteht den Wesenstest nicht. Die Empfehlung: Einschläfern.
Der Halter wehrt sich, es kommt zum Rechtsstreit, insgesamt 3 Tests werden gemacht, mit unterschiedlichem Ergebnis. Für den Leiter des Hamburger Tierheims aber bleibt sugar eine Gefahr."
W.P.:
"... Ist friedlich und nett, würde sich vielleicht sogar kraulen lassen, nur wissen wir nicht was in 3 Sekunden oder was in 30 Sekunden passiert. Und da wir dieses erlebt haben eben, bis zu einer regelrechten Explosion, wissen wir natürlich, dass die Hündin nicht richtig tickt."
Sprecher:
"Doch man fand einen Kompromiss. Sugar wird nicht eingeschläfert, sondern kommt in ein Tierasyl in Baden-Würrtemberg. Voraussichtlich ein Leben im Zwinger.
Doch es sind eben nicht nur die sogenannten Kampfhunde die Menschen immer wieder schwer verletzten. Vor 4 Monaten ebenfalls in Hamburg, ein 8 jähriges Mädchen wird von einem Rottweiler angefallen und über zugerichtet. Der Rottweiler steht nur in 3 Bundesländern auf den Rasselisten. In den anderen 13 Bundesländern, darunter Hamburg, gilt er nicht als gefährlich.
Katrin Schuler wurde vor 3 Monaten in diesem Park in Celle, bei Hannover ebenfalls von einem Rottweiler angefallen. Sie joggte mit einer Freundin als der Hund nahe an ihr vorbeilief, sie dann Ansprang und in Schulter biss."
Katrin S.:
"Ich fiel hin, irgendjemand hat den Hund dann von mir gekriegt. Und ich hör dann den Passanten sagen:" Alles halb so schlimm Frau Schuler, heute Abend sind Sie wieder zu Hause." Kaum hatte der dasausgesprochen ging es richtig rund. Dann malträtierte er mich ins Bein, in die rechte (neuer Ansatz) ins rechte Schienbein, dann ging er in den Oberschenkel und biss sich dort fest.
Dann kriegte man den Hund irgendwie wieder von mir los, nachdem er sich aber schon zunächst in den Arm festgebissen hatte. Ich kann ihn nicht strecken (den Arm wegen der Verletzung) und kann auch keine Gewichte tragen ... so ziehmlich ... sehr, sehr, sehr eingeschränkt. "
Sprecher:
"Seit langem tobt ein Streit, ob die sogenannten Kampfhunde wirklich gefährlicher sind als andere Hunde. Bisher ging es dabei mehr um Glauben als um wissen. Doch das hat sich jetzt geändert. Proffessor Hansjoachim Hackbarth ist Leiter des Tierschutzzentrums der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Hier wurden in den letzten Jahren hunderte Wesenstests durchgeführt und wissenschaftlich ausgewertet. Das Ergebnis:
H.H.: Wir können (bei) keine(r) Rasse sagen, diese Rasse ist gefährlicher als Jene. Im Gegenteil, wir haben sogar Hunde genommen als Kontrollgruppe, Golden Rertiever, von denen jeder davon ausgeht, dass sie friedliche, liebe, nette Hunde sind. Und sie zeigen die gleiche Beissfrequenz wie die sogenannten Kampfhunde, also die, die man sich langläufig als gefährlich vorstellt.
Sprecher (Zwischenfrage
"Das heisst diese ganzen Rasselisten in den vielfältigen Landesregelungen sind Quatsch?"
H.H:
"So ist es. Die sind unsinnig, weil sich die Gefährlichkeit eines Hundes eben nicht an der Rasse festmachen lässt."
Sprecher:
"Ein Bundesland gibt es, nämlich Thüringen, dass von vorne herein auf Rasselisten verzichtet hat. Und das bedeutet, Thüringen geht voran, aber in die falsche Richtung. Denn, in Thüringen werden von überhaupt keinem Hundehalter irgendwelche Voraussetzungen verlangt, wie etwa Sachkunde. Auch nicht von solchen, die etwa Hunde haben, die ansonsten überall auf den Listen stehen. Die Behörden werden erst tätig, wenn ein Hund auffällig wurde. Dann aber kann es zu spät sein. Das musste Carsten G. schmerzlich erfahren. Der Altenpfleger wollte eine alte Frau Zuhause versorgen. Deren Sohn hielt einen Staffordshire-Bullterrier. Eine Absprache lautet, dass der Hund immer eingesperrt ist, wenn die Pfleger kommen. Doch als Carsten G. früh um 7 kommt, sitzt der Rechtsanwalt zwischen vielen Flaschen betrunken am Tisch und schläft. Der unbeaufsichtigte Hund fügt Geissler schwerst Verletzungen zu. Er wäre fast verblutet."
C.G.
"Ich wollte gerade mit der Pflegebeginnen als dann dieser Stafford-Bullterrier in der Tür drinne stand, und ohne Vorwarnung und ohne irgendetwas zu tun ist er halt frontal, der Hund auf mich drauf, hat sich dann mächtig verbissen in meinen rechten Unteram. Es war dann eigentlich schon ein Kampf um Leben und Tod gewesen. Und ich hab geschrien, es hat mich keiner gehört, es hat keiner reagiert im Haus. Durch viele glückliche Umstände bin ich dann, mit dem Hund am Arm, durch das ganze Haus gelaufen bis einen Meter vor den Besitzer, der dann mal reagiert hat. Der hat dann irgendetwas geräuspert und der Hund hat dann von mir abgelassen."
Sprecher:
"Der Halter betrunken, der Hund nicht unter Kontrolle. Das hätte Carsten G. fast das Leben gekostet."
H.H.:
"Verantwortlich für einen Beissunfall ist in der Regel der Halter und niemand anderes sonst, das heisst, dass andere Ende der Leine. Und ich kann jede Hunderasse, ich kann jeden Hund missbrauchen, ich kann ihn auch als Waffe missbrauchen. Und das ist genau da wo man ansetzen muss, das heisst, beim Halter muss man ansetzen und nicht beim Hund."
Sprecher:
"Was heisst das jetzt für Sie?
Welche Folgerung ziehen Sie daraus?"
H.H.:
"Die Folgerung daraus ist eigentlich, dass der Halter eines jeden Hundes eigentlich eine Unbenklichkeitsbescheinigung, sprich einen Sachkundenachweis haben sollte oder haben muss, damit wir sicher sind, dass wir nur verantwortungsbewusste Halter haben, die mit solchen Hunden dann nach draussen gehen, im Prinzip auf andere Menschen losgelassen werden."
Sprecher:
"Nur ein einziges Bundesland hat das konsequent umgesetzt. In NRW muss jeder Halter der einen Hund hat, der schwerer als 20 KG oder grösser als 40 cm ist, einen Sachkundenachweis erbringen und er muss zuverlässig, also nicht vorbestraft oder drogenabhängig sein, sonst darf er einen solchen Hund nicht halten."
Moderatorin:
"Höchste Zeit, dass sich alle Bundesländer auf eine einheitliche und sinnvolle Regelung einigen."
Bericht: Andreas Rummel
Karsten Scholtyschik
Das vorstehende Protokoll der Sendung wurde nach Gehör erstellt.
(Alles in Klammern ist von mir)
Mit diesem Protokoll fällt es mir leichter sachlich auf die Kritikpunkte solcher Sendungen einzugehen wenn ich meine Zuschauerreaktion verfasse.