Echt schwieriges Thema.
Meine Großeltern, die mich viel versorgten, waren vom Schlag: Aufessen, sonst nicht aufstehen. Unerbittlich, Essen war schon ewig kalt aber selbst unter Würgereiz musst noch der letzte Bissen reingestopft werden. Immer Punkt 12 und 18 Uhr gab es Essen.
Die wollen mir aber bis heute auch noch vorschreiben, das ich beim Essen nicht zu trinken habe.
Aber die sind ja eh nicht ganz knusper.
Meine Mutter war nicht so. Wenn satt, dann satt. Aber Auswahl gab es erstmal nicht, es musste gegessen werden, was auf den Tisch kam. Ich war auch untergewichtig, da begann ein Umdenken bei ihr. Ich habe dann wochenlang immer das gleiche gegessen. Es gab eine Kartoffelphase, mit ohne nichts.
Dann Monate lang jeden Tag nur Reis und Mais. Es gab auch immer einen Teller mit allem möglichen Gemüse/Obst lustig kleingeschnitten, welcher dort stand wo ich gerade war. Z.B. neben meinem Malbuch etc. pp. Naschkram habe ich nie bekommen. Wir haben immer gemeinsam als Familie am Tisch gesessen und gegessen. Also sehr lebendig, da ging dann immer mehr so nebenbei/unbewusst in mich rein, es gab nicht mehr eine Fixierung aufs essen müssen.
Ich habe bis heute aber große Probleme mit dem Essen. Ich mag vieles nicht, ich war und bin bis heute untergewichtig.
Sophie, mein Au-Pair-Kind war auch ein schlechter Esser. Was da geholfen hat, Lebensmittel die irgendwie ein "Erlebnis" waren. Zum Beipiel Apfelmus in kleinen bunten Bechern, String - Cheese (gaaaanz beliebt) der zerupft werden konnte, Geschichten um Lebensmittel kreieren (a la Popeye etc.), ausserdem habe ich mit ihr im Disneyshop ansprechendes Geschirr ausgesucht. Das wurde dann immer schnell frei gegessen
, weil man wolle ja unbedingt Lilifee sehen. Ich war ja mit ihr komplett alleine. Wenn ich sie Mittags aus dem KIGA abgeholt habe, wurden Rituale kreiert. Es gab dann erstmal eine Zwischenmahlzeit, egal was sie wollte. Nach ein paar Monaten hatte sich eine Banane etabliert.
Ausserdem habe ich ganz flexibel gekocht. Etwas für sie und etwas anderes für mich. Es entwickelte sich recht schnell das sie ihrs dann nicht essen mochte, dafür meins, was sie vorher aber als Essenswunsch abgelehnt hatte. Da konnt ich mich echt drauf verlassen.
Ich war aber immer recht entspannt, wenn Essen fertig war und sie wollte nicht, gab es kein Theater. Dann wurde es halt von mir später aufgewärmt oder sie bekam ihren hochkalorischen Saft/Smoothie (davon hatte ich immer einen Vorrat da). Den hat sie sehr gut angenommen.