Anna schrieb:
aber anscheinend kann ich euch einfach nicht begreiflich machen, wie der abtickt, wenn er nen Reh sieht.
Oh doch, bitte glaub mir, dass ich mir das sehr gut vorstellen kann!
Hast du meinen Post ganz gelesen, oder fühltest du dich von mir auch "angepampt", weil ich dir einen Tipp gegeben habe, den du schon kanntest, und hast es dann gelassen? Hast du von dem Hund gelesen, der durch einen Elektrozaun gerannt ist?
Derselbe Hund (der etwa 40 kg hatte) hat meine Mutter (die bestimmt 80 kg wiegt) bei Glatteis mal 50 m hinter sich hergezogen, einem Reh hinterher, nachdem er sie umgerissen hatte. Dann war das Reh weg, er drehte sich um, und war völlig verblüfft, sie nicht mehr stehend vorzufinden, sondern platt auf dem Bauch. Der hat das in dem Moment gar nicht mitgekriegt.
Das mit den Handschuhen hab ich nur geschrieben, weil
jemand anders hier im Forum genau heute auf diese Idee offensichtlich noch nicht gekommen war, und die ihren Hund momentan lieber laufen lässt, als sich an der Schleppleine die Hände aufreißen zu lassen... ich musste mir auch erst einmal die Flossen verbrennen, ehe ich auf die Idee gekommen bin. Aber es muss halt nicht sein. Es hat mir jedenfalls nicht geschadet, den Tipp aufzuschreiben, und wenn es dir geschadet hat, ihn nochmal zu lesen, obwohl du ihn schon kanntest, tut es mir sehr leid um deine von mir beanspruchte geistige Kapazität.
Aber im Ernst: Nimm sowas bitte nicht gleich persönlich. Ich kann nicht wissen, was du schon weißt oder nicht weißt.
Ich kann auch nicht wissen, wie alt dein Hund ist. (Eventuell hab ich es auch überlesen, dann entschuldige bitte.)
Was ich dir geschrieben habe, sind die Sachen, die
mir bei meinem eigenen Hund bisher geholfen haben, und an die ich anfangs nicht gedacht hatte. Der startet, wenn es mit ihm durchgeht, auch an der Leine so durch, der
vergisst (wie der Hund meiner Eltern) einfach, dass da hinten noch jemand dran hängt. Und er ist dann auch kaum zu halten. Das hat weder mit Intelligenz noch mit Dickköpfigkeit und Dominanz zu tun, der kommt dann ganz einfach in eine
Trieblage, wo er nix mehr mitkriegt, und dann geht's ab. Der würde auch vor's Auto rennen, oder in einen Zaun (unter dem der Hase durchpasst), weil er den gar nicht mehr wahrnehmen würde, und meine Freundin (weder klein noch schmal noch sonstwie leicht zu übersehen) hat er mal aus demselben Anlass einfach so über den Haufen gerannt, weil sie in der direkten Linie zwischen ihm und einem durchstartenden Hasen stand.
Also, bitte, ja, ich kann mir vorstellen, wie das ist und wie anstrengend das ist.
Man kann auch mit
so einem Hund auch
ohne TIG etwas erreichen (wie viel ist halt die Frage) -
es dauert aber lange und ist sehr mühsam. Bei uns (das kannst du jetzt nehmen wie du willst, als Tipp oder einfach als unverbindliche Schilderung) hat verbesserter Grundgehorsam eine Rolle gespielt, Bindung zum Hundeführer, mehr Aufmerksamkeit von meiner Seite, das Ende der Pubertät meines Hundes - alles so Sachen, die man in der Hundeschule lernt. Und die ihre Zeit brauchen, um zu greifen. Mit 10 Monaten ist der Hund auch vermutlich mitten in der Pubertät, das macht die Sache nicht leichter...
Glaub mir also wenigstens eins, deine Art finde ich ein wenig verfehlt, aber du hast trotzdem mein volles Mitgefühl. Wir haben jetzt schon den zweiten Hund dieser Art, ich weiß also sehr gut, wovon ich spreche.
Ich hab nur den Eindruck, du wolltest hier mal kundtun, dass du jetzt ein TIG benutzen willst, und alles andere interessiert dich nicht wirklich. Wenn du eh dieser Meinung bist (und da ich deinen Hund nicht kenne, will ich das nicht grundsätzlich verurteilen - ich kenne auch Jäger, deren Hunde genau darum nur jagen, wenn sie es dürfen, nicht wegen irgendwelcher anderer Übungen), dann brauchen wir hier aber auch nicht mehr weiterdiskutieren.
Ja, es gibt Hunde, da ist ein TIG die letzte und einzige Option. Und es gibt Hunde, bei denen geht es auch anders. Ich habe geschrieben, warum ich es zuerst immer anders probieren würde, wo ich die Gefahr sehe, und dass auch das TIG kein Allheilmittel ist.
Wenn du trotzdem meinst, es geht nicht anders, dann bitte.
Ich schreib es aber nochmal, und bestimmt nicht, um dich zu ärgern:
Du darfst ein TIG kaufen, aber der Einsatz am Hund ist illegal!
Falls du meinst, du kommst trotzdem nicht drumherum, such dir in Gottes Namen jemanden, der sich damit auskennt, der dir zeigt, wie man es einsetzt. Wenn derjenige
wirklich kompetent ist, wird er dir auch sagen können, ob seiner Ansicht nach diese Maßnahme wirklich nötig ist, oder ob mit ein wenig Mehraufwand das ganze auch anders gelöst werden kann. (Denn nicht jeder, der ein TIG verwendet oder verwendet hat, hat seine Hunde ausschließlich damit ausgebildet oder benutzt es bei jedem Hund der zB jagt.)
Vielleicht würde es wirklich schon helfen, die Hundeschule zu wechseln. Vielleicht ist deine Trainerin zwar kompetent, aber einfach nicht mit dir oder euch auf einer Wellenlänge? Vielleicht hat sie einfach noch nie mit einem hund mit so starkem Jagdtrieb gearbeitet? Vielleicht hat sie eine Methode, die auch 95% aller Hunde passt, aber nicht auf euren? (Da du ja selbst schreibst, dass du dich nicht verstanden fühlst von ihr.)
[Und ja, ich weiß auch, dass es auf dem Land schwierig ist. Hier gibt es Hundeschulen wie Sand am Meer, aber das macht die Sache auch nicht besser. Sowie man einen Hund hat, der nicht so das normale Schema ausfüllt, ist es Glückssache, ob man den richtigen Trainer erwischt hat...]
Und nochmal zum "Auslasten durch Nasenarbeit" - du sollst nicht mit dem Hund 2 h Nasenarbeit machen. Ich bezweifele auch, dass er das durchhalten würde. Nasenarbei strengt ihn viel mehr an als bloßes Spazierengehen. Als Ergänzung reichen für den Anfang vermutlich schon 15 Minuten oder 2 x 15 Minuten am Tag während des Spaziergangs.
So - das war mein letzter Löffel Senf zu diesem Thema, ich bin raus!
MvG,
Lektoratte