@Buroni
Kontrollgruppe ist nicht geich ungeimpfte Kontrollgruppe.
Das kommt auf die Studie an. Es gibt durchaus Studien, etwa zur Wirksamkeit der Wirkung der Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs bei jungen Mädchen, bei der die Infektionsraten von geimpften und ungeimpften Mädchen verglichen wurden.
Jetzt nicht so, dass von vornherein ein Teil einer Studiengruppe planmäßig nicht geimpft und dann vielleicht sogar kontrolliert infiziert wurde - das darf man darum nicht, weil das ja bedeuten würde, dass man bewusst in Kauf nimmt, einen Teil der Patienten (nach Lesart der Schulmediziner: die nicht geimpften
) zu schädigen.
Aber man kann durchaus geimpfte und nicht geimpfte Leute in Staaten vergleichen, wo Impfungen freiwillig erfolgen. Oder eben, wie in der Studie oben, die Erkrankungsraten vor und nach Einführung einer Impfung überprüfen.
Das tut man übrigens auch darum regelmäßig, um zu prüfen, ob zB eine flächendeckende Impfung wirtschaftlich sinnvoll ist - nicht für den Hersteller, aber zB für den Staat, der die Impfung für Kinder bezahlt.
Würden die Kosten für die Impfung (und auch für eventuelle Impfschäden) den Nutzen durch weniger Erkrankungen übersteigen, würde zB in Deutschland (aber auch in Österreich und einigen anderen Ländern) der Staat die Impfkosten nicht übernehmen.
Natürlich hätte der Impfstoffhersteller einen Nutzen davon, wenn diese Studien positiv ausfielen - aber er bezahlt sie nicht.
Die Deutschen sind bei sowas übrigens eigentlich recht "faul" - die warten immer erstmal ab, was in anderen Ländern so herauskommt, ehe sie selbst mal was unternehmen und dann beschließen, ein Verfahren in den Katalog zB der gesetzlichen Krankenkassen aufzunehmen.
Wie wurden denn die Bezirke "untersucht"? Soweit ich das verstanden habe (in Deinem vorigen Beitrag) ist es ein Vergleich und keine Studie. Bei einer Studie wird zwar auch verglichen, aber nach speziell festgelegten Kriterien. Ich versuche es nochmal mit dem Link, fürchte aber, mein Schulenglisch reicht mal wieder nicht das zu verstehen.
Es wurden in drei Krankenhäusern in 4 aufeinander folgenden Jahren - ein Jahr vor Einführung des Impfstoffes, im Jahr, als er eingeführt wurde (2007), und dann eben noch 2 Jahre lang, alle Kinder unter 36 Monaten erfasst, die mit Brechdurchfall ins Krankenhaus eingeliefert wurden, und sie wurden auf Rotaviren getestet.
Um herauszufinden, wie in den jeweiligen Bezirken die Impfquote im Schnitt war, hat man bei Kindern, die in derselben Zeit mit Atemwegserkrankungen im Krankenhaus waren, in einer gleich großen, vom Alter her passenden Kontrollgruppe bestimmt, wie viele Kinder geimpft waren. (Die Impfung war freiwillig)
2006 war noch kein Kind geimpft, danach variierte das in den einzelnen Altersgruppen, da normalerweise ich meine in den ersten 3 Monaten das erste Mal geimpft werden muss. Jüngere Kinder waren also ab Impfstoffeinführung deutlich häufiger geimpft als zu diesem Zeitpunkt schon ältere. Auf jeden Fall ging aber die Zahl der nachgewiesenen Rotavireninfektionen in allen Altersgruppen dramatisch zurück. Bei den kleinen Kindern um 87%, aber bei den älteren erstaunlicherweise, obwohl die nicht geimpft waren, auch - weil sie sich bei den kleineren nicht mehr anstecken konnten. (Das nennt man Herdimmunität).
Dieser "Vorteil" des ersten Jahres ging im zweiten und dritten Jahr verloren (dh die ungeimpften Kinder holten ihre Infektionen irgendwann nach), aber die Raten der Infektionen in der Altersgruppe, die weitgehend geimpft worden waren, blieben unverändert niedrig.
Natürlich entspricht "es wurde beobachtet" einer Studie, wenn die Umstände entsprechend standardisiert sind, und das ganzen entsprechend statistisch abgesichert ist. Das nennt sich dann Feldstudie. Oder Kohortenstudie.
Und das ist so eine?
Ja, das ist so eine.
Und es gab in diesem Fall den direkten Vergleich geimpft/ungeimpft eben dadurch, dass man die Infektionen vor und nach der Einführung des Impfstoffes zeitnah verglichen hat - und das eben nicht nur im ersten Jahr, sondern noch zwei Jahre länger (und mittlerweile glaube ich noch länger, auch da gibt es entsprechende Untersuchungen, die aber dieselbe Tendenz zeigen).
Wo bin ich denn schon mal die Wände hoch gegangen?
Ich erinnere mich dunkel an irgendeine Diskussion über Immunologie vor Jahren... sehr dunkel.
Wenn es denn so wäre. Das sagt man ja heute noch etlichen Impfungen nach, obwohl das Gegenteil bewiesen wurde.
Das ist leider ein Trugschluß, denn der AK-Titer sagt nichts über die Immunität aus. Er sagt lediglich aus, daß sich der Organismus irendwann mal mit dem Erreger (aus Impfstoff oder Wilderreger) auseinandergesetzt hat, also das Kontakt bestand. Tetanus ist ein gutes Beispiel dafür, daß der Titer nicht vor Erkrankung schützt!
Das habe ich gar nicht in Abrede gestellt, aber hier haben wir uns gerade missverstanden. Für mich ist "Immunisierung" (fachsprachlich) der Vorgang, wenn der Körper nach dem Kontakt mit einem fremden Antigen Antikörper dagegen bildet. Das kann im Fall eines Krankheitserregers durchaus zu "Immunität" im landläufigen Sinne führen, aber du hast Recht - das muss es nicht.
Würde das jedes Mal und bei jedem geimpften gleich gut klappen, bräuchte man ja keine Booster-Impfungen, um ganz sicher zu gehen.
Es gibt immer mal Patienten, die keinen stabilen Impfschutz entwickeln (übrigens auch nicht, wenn sie eine Erkrankung durchmachen), oder Gedächtniszellen gehen verloren oder weiß der Geier, und vorbei ist es mit der Immunität.
Eine Impfung kann keinen hundertprozentigen Schutz gewährleisten, sie senkt nur - in der Regel (pder zumindest sollte es so sein) - das Infektionsrisiko.
Ob sich das "lohnt", ist zB auch eine Frage der Erkrankung, ihre Folgen (und Folgekosten) etc. Kinder werden heute zB gegen eine bestimmte Form bakterieller Lungenentzündung geimpft. Diese Impfung schützt überwiegend in den ersten 6 Jahren (wenn ich nicht etwas durcheinander werfe), verringert die Zahl der Erkrankungen, die Verläufe werden milder, und vor allem (das ist in dem Fall das eigentliche Ziel) es müssen weniger Antibiotika verschrieben werden (Stichwort: Resistenzen).
Würde nun aber ein Großteil der Kinder dabei durch Impfschäden Folgekrankheiten entwickeln - wäre dieser Vorteil dahin, und allerspätestens dann würde die STIKO ihre Empfehlung zurückziehen.
(Was übrigens auch schon gemacht wurde. Mitte der 1970er Jahre wurde einige Jahre lang nicht gegen Masern geimpft, weil der vorhandene Impfstoff zu häufig - also, deutlich merkbar und regelmäßig - zu allergischen Reaktionen geführt hat. Die Masernimpfung wurde erst wieder aufgenommen, als ein anderer Impfstoff zur Verfügung stand, der diese Nebenwirkungen nicht mehr hatte.
Das weiß ich, weil von uns drei Geschwistern nur das mittlere nicht geimpft war.)
Ach übrigens, zum Thema Masern: Es gibt hier im Landkreis zwei Städte, wo die niedergelassenen Kinderärzte ausgewiesene Impfgegner sind und den Eltern aktiv abraten. Als vor einigen Jahren eine schwere Masern-Epidemie in NRW tobte, erkrankten in beiden Städten fast alle Kinder, Schulen blieben geschlossen etc pp. Es gab dazu eine Grafik in der Zeitung, die ich noch vor Augen habe.
In allen anderen Städten und Gemeinden war die Ansteckungsquote lange nicht so hoch.
Ich meine, eine Ärztin wurde sogar interviewt und meinte, es sei nicht schlimm, wenn die Kinder mal Masern hätten... war ja durchaus so sein kann. Es gab aber auf jeden Fall einen klaren Zusammenhang zwischen nicht impfenden Ärzten und der Rate der erkrankten Kinder.
Das gilt vielleicht nicht für jeden Impfstoff, aber für einige offenbar doch. Vorausgesetzt, das Gesundheitsamt hat die Zahlen nicht gefälscht. Was ich aber ehrlich gesagt nicht glaube.