Chronologie einer schwierigen Kundenbeziehung:
Zum Verkauf stand ein gebrauchtes, aber hochwertiges Hundespielzeug-"Set".
Ausführliche Beschreibung (wie es meine Art ist...
) inkl. sämtlicher Maßangaben, stand selbstverständlich im Text.
Erstkontakt durch späteren Käufer am 15.02.:
Frage nach den Maßen...
Maße erneut durchgegeben.
Kunde teilt mit, daß das Spielzeug ihm zu groß vorkäme, ob es das "Hauptspieli" auch kleiner gäbe?
Ich: Möglich, aber ich hab halt nur dieses anzubieten.
Kunde: Er wolle aber nicht das Set, sondern nur das eine Teil.
Ich: Ungern, aber welche Preisvorstellung ihm denn dann vorschweben würde?
Kunde: 10 Euro - und Versand über Hermes. (Obwohl schon in der Anzeige stand: NUR via DHL!)
Ich: Nein, danke.
Er: Gegenvorschlag?
Ich: 15 Euro, plus Versand über DHL als Paket
Er: Dann 20 komplett?
Ich: Also gut. Dem Hund zuliebe, der sich drüber freut.
Austausch der Kontodaten, Adresse usw., 3 Tage später Geldeingang, am 18.02. ging das Paket auf die Reise.
Zwischendurch noch die überraschende Erkenntnis, daß mein geschätzter Kunde gar keinen Hund und auch keine Ahnung von der Materie hat, aber das Spielzeug verschenken möchte.
Ja, nett.
Per Sendungsverfolgung das Paket im Blick,
am 21.02. dann folgende Meldung;
"Zustellung nicht möglich. Gründe hierfür können sein: kein Zugang zum Gebäude, kein Schild an der Klingel, Empfänger verzogen."
Anfrage beim Kunden, was da los war, Antwort:
Ich war zuhause - aber mein Klingelschild könnte wohl mal erneuert werden...
Um zu verhindern, daß das Paket zu mir zurück wandert, klemmte ich mich zweimal in die Warteschleife der Service-Hotline, diskutierte dort mit zwei unterschiedlichen Herren, einer lustloser, als der andere, schrieb zwischenzeitlich noch eine Nachricht an den Kundenservice, ließ mir versichern, daß selbstverständlich alles menschenmögliche...
Naja, um das ganze hier "abzukürzen":
das Paket wurde nicht in der Filiale gelagert, wie angeblich üblich, auch kein weiterer Zustellversuch unternommen, sondern postwendend retourniert.
Hab ich tatsächlich noch nie erlebt, sowas.
Frage an meinen Kunden:
Und jetzt? Gleich wieder zurück schicken, sobald es wieder bei mir ist? Funktioniert das dann? Haste bis dahin ein neues Klingelschild?
Kunde: Weiß nich.
Ich: Überhaupt noch Interesse?
Er: Auf jeden Fall.
Ich: Gibt's denn einen Paketshop, wo ich es sicherheitshalber hinschicken könnte?
Kunde gibt mir die Adresse einer nahegelegenen Postagentur, ich warte, bis das Paket wieder hier ist, renne eine Stunde später damit zur hiesigen Hauptpost, schicke es erneut für WEITERE 7,49 Euro auf die Reise - diesmal an besagte Postagentur vor Ort.
Paket kommt dort am 25.02. an.
Ich informiere meinen Kunden.
Er: Jo, hole es dann am Samstag ab.
Samstagabend, Kunde schreibt: "War spät dran, kann es erst Montag holen."
OK. Kommt ja jetzt auch nicht mehr drauf an...
Heute, genau 14 Tage nach Erstkontakt, die erlösenden Worte: "PAKET IST BEI MIR."
Halleluja!
Ende gut, alles gut. Endlich kann ich abschließen mit dieser unendlichen Geschichte.
Denke ich.
Doch dann...
...eine weitere Nachricht: "Ist das Ding nicht viel zu groß?"
Ich: Nee, ist es nicht. Und die Maße standen ja auch exakt im Angebotstext. (Und waren dann ja nochmal Gegenstand der ersten Kontaktaufnahme.)
Kunde: "Ja, aber Maße lesen und das Objekt dann vor sich haben, ist ja nochmal was anderes."
Als erstklassige Verkäuferin mit höchstem Interesse an Kundenzufriedenheit suche ich ein Video aus dem Internet, worin das Spieli im Einsatz zu sehen ist, verschicke den Link dazu, damit mein hundeloser Kunde (offenbar zum ersten Mal) überhaupt eine Ahnung davon bekommen konnte, was er da gekauft hat...
"Das erklärt alles." waren seine HOFFENTLICH letzten Worte.
Na endlich.
Und mit dem Aufschreiben dieses wohl anstrengendsten Geschäfts meiner noch jungen Verkäufer-Laufbahn möchte ich nun die Hoffnung verbinden, dass es das nun auch wirklich gewesen ist.
Ach nein, ich warte ja noch auf die Rückerstattung meiner doppelt bezahlten Versandkosten durch die Deutsche Post.
Hoffentlich wird das nicht noch 'ne Story für sich...