Erste Erkenntniss. Ich bin seit 1997 bei meiner Zahnärztin. Womit sie zu den Personen gehört, die ich absolut am längsten kenne.
Zweite Erkenntnis, bloß zusehen eine neue Zahnärztin zu finden.
Ich bin mittlerweile seit heut Nachmittag im Contest: ausdruckslosestes Gesicht ever, und ganz sicher Gewinner aller Zeiten. Und kann seit Stunden nicht reden, weil ich so entsetzt, fassungslos? bin. Bis heute mittag hatte ich sehr schöne Schneidezähne.
Es begann alles letzte Woche. Mir ist eine kleine Ecke vom Schneidezahn abgebrochen, also hin und machen lassen. Keine 48 Stunden später fiel der ganze Kram dann auch schon wieder, ohne mein Zutun, ab.
Montag in der Praxis angerufen, nix frei, dafür dann heute untergekommen.
Zuerst fiel ihr auf, das sie letzte Woche wohl die falsche Zahnfarbe für die Füllung benutzt haben. Es wurde heute also komplett alles nochmal gemacht. Im Anschluss sagte sie, ich mache das noch mal eben alles gerade und glatt.
Bis dahin war mein Kiefergelenk schon am wegsterben, so nach 40 Minuten Mund aufhalten.
Sie ist fertig, sagt zu sich selber "ist wirklich gut geworden", ich lieg noch in dieser überstreckten Kopfhaltung, schau in den Spiegel über mir und sag: Ja, mh, mh, alles klar und Tschüss. Zugesehen aus der Praxis zu kommen.
Ab nach Hause. Schaue dann heut frühen Nachmittag in den Spiegel und... und... SIE HAT DEN KOMPLETTEN SCHNEIDEZAHN ABGESCHLIFFEN. ZU KURZ.
Einfach schlichtweg 3mm kürzer als ALLE anderen Zähne, inkls. natürlich den Schneidezahn daneben. Und der nun geflickte und geschliffene Zahn ragt teilweise über den anderen Schneidezahn.
Ich bin SO entsetzt. Das ist ja unwiederbringlich weggeschliffen. Ich weiß gar nicht, wie das zu retten ist..
Also, bevor ich loslege, erst mal: keine Panik. Mega ärgerlich, aber noch kein Drama.
Denn: man kann den Zahn ganz "einfach" mit Kunststoff wieder "verlängern". Das heißt, der Eckenaufbau, der sowieso schon mit Kunstoff durchgeführt wurde, kann ergänzt werden.
Problem: Kunststoffaufbauten sind natürlich ohenhin schon eine gewisse "Schwachstelle", ganz besonders leider dann, wenn nicht nur eine Ecke, sondern die gesamte Schneidekante betroffen ist. Und Kunststoff an vorhandenen Kunststoff ansetzen, hält häufig relativ schlecht. Was bedeuten KANN, wenn das immer wieder abfällt, daß man den kompletten Aufbau nochmal neu machen und dabei die Länge des Zahnes wieder korrigieren müsste.
Wenn das also ergänzt oder erneuert wurde, wäre ich an deiner Stelle künftig so oder so etwas vorsichtig mit dem Abbeissen von harten Sachen. Da solltest du dich auf die Nachbarregion, sogar eher Richtung Eckzahn "umgewöhnen", damit du nicht regelmäßig diesen Aufbau abbeisst. Denn jedesmal, wenn solche Kunststoffaufbauten erneuert werden, muß zur "Verankerung" wieder minimal mehr gesunde Zahnsubstanz geopfert werden. (Allein deshalb wäre es zumindest ärgerlich, wenn da jetzt tatsächlich irgendwie "gepfuscht" worden wäre und das alles so schnell schon wieder neu gemacht werden müsste).
Heutzutage sind die Kunststoffe allerdings schon so "gut", daß ein guter Zahnarzt einen so guten Verbund mit dem Zahnschmelz hinkriegen kann, daß das ganze Konstrukt gut und lange hält und im Vergleich zu früher sehr belastbar ist.
Trotzdem würde ich, wenn es mein Zahn wäre, etwas vorsichtig sein.
Wenn alle Stricke reißen, wäre das tatsächlich ein klassischer Fall für ein Veneer, wie lekto schon sagte. Also für eine Keramikschale, laborgefertigt und relativ teuer, aber kosmetisch die absolute Königsklasse (ganz Hollywood hat die Dinger im Mund, sogar auf kerngesunden Zähnen...
). Dabei wird die gesamte labiale, also der Lippe zugewandte Fläche des Frontzahns minimal (!) abgeschliffen, ebenso die Schneidekante ganz minimal, dann ein Abdruck genommen und im Labor eine hauchdünne Keramikschale angefertigt, die anschließend aufgeklebt wird. (oder wenn der Zahnarzt eine mega Hightech-Praxis hat, kann sie evtl. sogar in der Praxis hergestellt werden...).
Ein Zahnarzt, der das drauf hat, kann diese Dinger in Form, Farbe und Beschaffenheit so gestalten, daß du hinterher nicht mehr in der Lage bist zu unterscheiden, welcher Zahn natürlich, und welcher "repariert" ist.
Das ist also in Sachen Ästhetik eindeutig das Beste vom Besten.
Sollte der Eckenaufbau bereits eine enorme Größe gehabt haben, also schon sehr viel Zahnsubstanz verloren gegangen sein, kann man letztendlich nur noch mit einer Krone arbeiten. Günstiger als das Veneer, weil auch bezuschusst von der Krankenkasse, aber die Krone muß halt den gesamten Zahn "umfassen", was bedeutet, daß der Zahn rundherum abgeschliffen werden muß, sodaß nur ein "Stumpf" übrigbleibt.
Eine Krone könnte man - aus ästhetischen Gründen - ebenfalls ganz aus Keramik gestalten, was auch sehr, sehr schön aussehen kann.
Eine Verblendkrone hingegen galt früher immer als stabiler und belastbarer als die Vollkeramikkrone, wird aber durch ihren "Metallkern", der nur mit Keramik verblendet ist, schlimmstenfalls nicht ganz so lebendig aussehen, wie die Vollkeramikkrone oder gar die Verblendschale. Das fällt überhaupt nicht auf, wenn man z. B. mehrere Verblendkronen nebeneinander setzt, aber wenn du in eine komplett unversehrte, natürliche Zahnreihe eine einzelne Verblendkrone setzt, würde diese im ungünstigsten Fall eher "auffallen", als die beiden anderen Varianten.
Wäre es mein Zahn, würde ich also mindestens den zu kurzen Zahn jetzt reklamieren und mich auch gleich mal entsprechend über dessen Zukunft beraten lassen, oder - wenn ich einschätzen könnte, ob da tatsächlich richtig was schief gelaufen ist - lieber nach einem richtig fähigen Zahnarzt Ausschau halten.
Fähigkeit ginge mir in dem Fall notfalls über Freundlichkeit und zarte Hände, denn einzelne Frontzähne ästhetisch einwandfrei reparieren ist absolut möglich, aber durchaus eine Kunst, die nicht unbedingt jeder Zahnarzt beherrscht. Dafür braucht es schon handwerkliches Geschick UND einen hohen ästhetischen Anspruch.