Eine kleine Geschichte über die armen Hunde, die hinter Gitter leben müssen

Bozi und Missy

Liebes verfluchtes Gitter

Wohl tausendmal schon habe ich die eisernen Stäbe mit meinen Pfoten niederreißen wollen, und auch meine Zähne habe ich daran probiert. Aber härter als der härteste Knochen, glatter als der glätteste Stein gibst Du nicht nach, Du verfluchtes Gitter.
Ich höre Stimmen - hohe, tiefe, ich rieche Deinen seufzenden Atem, ich suche Deine Augen, Du Aufrechtgehender, um Dir zu sagen - bitte, ich bitte Dich, ich bettele Dich an! Nein, ich will keinen Knochen, kein Stück Barmherzigkeitswurst, ich habe keinen Hunger. Ich habe SEHNSUCHT - nach Luft, Wiese, einer Decke in einer warmen Ecke, nach einer Hand, in die ich meine Schnauze stecken kann.
Nimm mich mit!! Ich bitte Dich, gib mir ein Stückchen Glück von dem zurück, das ich verloren habe. Ich weiß nur nicht, warum ich es verloren habe. Ich begreife es nicht mit meinem kleinen Hundehirn. Ich begreife es einfach nicht!!!
Von Tag zu Tag wird mein Blick müder. Die Kreise meiner Gedanken werden kleiner, so klein, dass sie jetzt schon recht gut in meine Zelle passen. Ich laufe im Kreis und denke im Kreis. Das Gitter ist mir schon vertraut, beinahe habe ich es lieb. Ja, ich liebe Dich, Du verfluchtes Gitter, weil ich wenigstens meine Hoffnungen durch Dich durchblicken kann.
Ich liebe Dich, Du verfluchtes Gitter, weil ab und zu ein menschlicher Arm zu mir reinreicht und manchmal sich ein Blick zu mir hereinverirrt, der mir sagt: " Warte nur ab. Es kommt auch für dich einmal ein schöner Tag! Bestimmt, bestimmt!!"
Um Mitternacht, wenn anderswo Geisterstunde ist, dann reden wir "Häftlinge" miteinander, von Zelle zu Zelle, von Gitter zu Gitter. Wir erzählen uns, warum wir ausgestoßen worden sind, vor die Tür gesetzt, vertrieben, vergessen, wir armen Hunde im Massenstall. Das ist die Stunde, in der ich Dir direkt dankbar bin, Du liebes verfluchtes Gitter. Dann liebe ich Dich wirklich, ehrlich, aufrichtig; denn dann bist Du nicht das Ende meiner Welt, sondern schützt mich vor der Welt der Menschen.
 
Da habe ich auch etwas ...............

Hinter einem Eisengitter sitzt ein Hund,
er weint so bitter....
habt ihr mich denn ganz vergessen,
ihr Menschen, die mich einst besessen?

Wo seid ihr hin, ich kann´s nicht fassen,
ihr habt mich hier... allein gelassen?

Draußen kommt die finstre Nacht,
habt ihr an meine Angst gedacht?
Kälte schleicht durch alle Ritzen,
nirgendwo ein warmes Kissen.

Müde von dem langen Stehen,
von dem Warten, von dem Sehen
und vom Weinen, von dem Jammern,
such' ich in der kalten Kammer
einen Platz, um auszuruh'n.

Um mich her sind and're Hunde,
jeder ist für sich allein.
Ängstlich heulen sie an Wände,
gegen harten, kalten Stein.

Blanker Stein, auf dem ich liege,
feucht von meinem Seelenschmerz
Wo sind die Menschen, die ich liebe?
Menschen...ohne Stein als Herz...

Lange konnte ich nicht glauben,
daß ihr mich wirklich nicht mehr wollt,
bin immer hin und her gelaufen,
hab geknurrt und hab gegrollt.

Tagelang hab ich gewartet,
kein Futter hab ich angerührt.
Wochen...sind daraus geworden...!
von Euch - keiner zurückgekehrt!

Lange hab ich überlegt,
was habe ich euch nur getan?
Sicher war es furchtbar schlimm,
sonst hättet ihr das nicht getan!

Draußen vor dem Eisengitter
gehen viele, Tag für Tag,
schauen oft zu mir herüber,
aber keiner holt mich ab.

Manchmal kommen Kinder,
die spielen auch mit mir,
doch wenn dann der Abend kommt -
geh'n sie heim und ich bleib hier!

Traurig stehe ich am Gitter,
wedle freundlich jedem zu
wer mich anschaut...?
kommt nicht wieder,
egal, ob ich noch wedeln tu'...

Lange Zeit ist schon vergangen...
ich fühle nicht mehr diesen Schmerz
irgendwann hab ich vergessen
wie er war,
DER MENSCH MIT HERZ ............ !!!!!!:heul:
 
Im Jardin des Plantes, Paris


Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.

R. M. Rilke

...eines meiner Lieblingsgedichte, es geht hier zwar um einen Panther, aber es ist durchaus auf alle Lebewesen hinter Gittern übertragbar....

Barbara
 
Wie schön! Das Rilke Gedicht liebe ich auch seit vielen Jahren.
Danke dass ihr mich daran erinnert habt.
Die Prosa von Bozi finde ich auch sehr gut/traurig.
Gruss Tanja
 
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