Ich hoffe man kann das Video sehen, es ist jedenfalls öffentlich.
Manche Hunde sind schon besonders! Auch und vor allem, wenn es um Aggressionsverhalten geht.
Die überwiegende Mehrheit aller aggressiv auffallenden Hunde steckt voller Emotionen: Angst, Furcht, Wut, Gereiztheit, Frustration aber auch pure Lust treibt diese Hunde an.
Solche Hunde zeigen sich meist enorm unruhig, hektisch, aufgebracht, im Einzelfall mit hysterisch wirkender Anmut. Dabei kommt es nicht selten zu stressbedingten Kontrollverlusten, die auch mit dem schlichten Begriff „Ausraster“ in Verbindung gebracht werden.
Nicht in jedem Fall ist Aggressionsverhalten „menschengemacht“! Ein jeweiliges Aggressionspotenzial unterliegt selbstverständlich auch einer genetischen Disposition. Das ist sowohl wissenschaftlich als auch praktisch mittlerweile unbestritten.
Dabei dürfen wir aber nicht den Fehler machen, die Ausprägung von aggressivem Verhalten an Rassen festzumachen! Damit kann auch die Gefährlichkeit von Hunden nur am Individuum festgemacht werden (Einzelfall-Feststellung) und nie an einer Rassezugehörigkeit
Die überwiegende Mehrheit aggressiv auffälliger Hunde lässt sich innerhalb kürzester Zeit durch zielgerichteten Umgang im Verhalten nachhaltig verändern. Es ist vergleichsweise einfacher, einen aggressiven Hund zur „Umkehr“ zu bewegen, als einen ängstlichen Hund zu mehr Sicherheit zu verhelfen.
Aggression ist schließlich weder „Trieb“ noch Verhalten, sondern – schlicht ausgedrückt – ein „Werkzeug“, das immer dann eingesetzt wird, wenn sich dadurch vermeintliche Vorteile im Verhalten ergeben.
Nehmen wir einem Hund dieses „Werkzeug“ weg und bieten ihm im Verhalten lohnenswerte Alternativen, sind die meisten Hunde schnell bereit, ihr Verhalten positiv zu verändern.
Seit 40 Jahren lebe und arbeite ich mit aggressiven Hunden und dabei fällt mir zunehmend auf, dass aggressives Verhalten bei Hunden in Ursache und Ausdruck häufig nicht nur falsch eingeschätzt wird, sondern auch das Training mit solchen Hunden als wenig erfolgversprechend gelten muss.
Ganz gleich, wie ausgeklügelt eine Trainingsplanung „nach modernsten wissenschaftlichen Erkenntnissen“ auch sein mag, ein bloßes Training im Sinne der Konditionierungslehre reicht bei vielen dieser Hunde eben nicht aus, um nachhaltige Erfolge zu erzielen.
Stattdessen versprechen sogenannte Beziehungsreformen und damit ein grundlegend veränderter Umgang zwischen Mensch und Hund im gemeinsamen Alltag die effektivsten Erfolge!
Der Trainingsaufwand kann durch eine Beziehungsreform in den meisten Fällen sogar deutlich reduziert werden. Wenn ein aggressiver Hund durch sozialen Einfluss seines Menschen keine Entscheidungsbefugnis mehr in Sachen aggressive Konfliktlösung erhält, ist der Weg in eine erheblich stressreduziertere Zukunft deutlich besser geebnet, als durch bloßes Training.
Sonderfall Pablo!
Der im Video zu sehende Schäferhund Pablo passt allerdings in keine der von mir genannten Schubladen. Er kann bzw. muss als außergewöhnlicher Hund bezeichnet werden. Vor allem im Umgang mit dem „Werkzeug“ Aggression.
Pablo kam als 2-jähriger Hund zu mir in die Analyse. Was ich zu seiner Vita in Erfahrung bringen konnte: Nach zwei erfolglosen Unterbringungen in privater Hand lebte er vom 8. bis zum 16. Monat weitgehend isoliert in einem Tierheim.
Danach kam es zur Übernahme durch den heutigen Hundebesitzer.
Unserem ersten Zusammentreffen gingen drei Beißvorfälle voraus, die letztlich Handlungsbedarf erforderten.
Im Verlauf einer Verhaltensanalyse war schnell zu erkennen: Pablos Verhalten ist wenig „menschengemacht“, sondern beruht vordergründig auf eine hohe genetische Veranlagung.
Für ihn ist der sogenannte „Status“ bzw. das Streben nach „Status“ ein antreibender Aspekt.
Sowohl Menschen als auch Hunden will er aufzeigen, dass er als „harter Kerl“ soziale Herausforderungen souverän und nervenstark annehmen kann.
Eine „Persönlichkeit“ wie Pablo lässt sich nicht durch Menschenhand formen, sondern MUSS als Grundlage eine entsprechend hohe genetische Disposition vorweisen.
Auffällig sind solche Hunde übrigens bereits als Welpen beim Züchter und erfahrene Züchter können entsprechende Besonderheiten im Verhalten bereits im Alter von sechs bis acht Wochen erkennen.
Pablo geht es fast ein Jahr nach der Analyse richtig gut. Sein Besitzer hatte schnell erkannt, dass es viel weniger auf Trainingskonzepte als auf Beziehungsstrategien und damit auf soziale Umgangsaspekte ankommt. Für Pablo sind die hohen sozialen Kompetenzen seines Menschen durchaus ein Glücksfall!
In unserer Gesellschaft gibt es schließlich immer weniger Akzeptanz und damit kaum noch Platz für solche Hunde.
Im Video-Clip sind zunächst typisch emotional ausgerichtete Aggressionshandlungen verschiedener Hunde und Rassen zu sehen. Als letzter Beitrag dann die Analyse von Pablo.
Wichtig! Die Beurteilung von Aggressionsverhalten (von Ursache bis Ausprägung) kann einzig und allein durch eine praxisorientierte Verhaltensanalyse erfolgen und nie durch das bloße Beobachten aus sicherer Entfernung.
Der Hund wird in einer Analyse gezielt provoziert, um möglichst viele Informationen zu Auslösern, strategischem und auch emotionalem Verlauf aggressiver Handlungen zu erhalten.
Alles andere macht wenig Sinn!
Thomas Baumann
Oktober 2023
Manche Hunde sind schon besonders! Auch und vor allem, wenn es um Aggressionsverhalten geht.
Die überwiegende Mehrheit aller aggressiv auffallenden Hunde steckt voller Emotionen: Angst, Furcht, Wut, Gereiztheit, Frustration aber auch pure Lust treibt diese Hunde an.
Solche Hunde zeigen sich meist enorm unruhig, hektisch, aufgebracht, im Einzelfall mit hysterisch wirkender Anmut. Dabei kommt es nicht selten zu stressbedingten Kontrollverlusten, die auch mit dem schlichten Begriff „Ausraster“ in Verbindung gebracht werden.
Nicht in jedem Fall ist Aggressionsverhalten „menschengemacht“! Ein jeweiliges Aggressionspotenzial unterliegt selbstverständlich auch einer genetischen Disposition. Das ist sowohl wissenschaftlich als auch praktisch mittlerweile unbestritten.
Dabei dürfen wir aber nicht den Fehler machen, die Ausprägung von aggressivem Verhalten an Rassen festzumachen! Damit kann auch die Gefährlichkeit von Hunden nur am Individuum festgemacht werden (Einzelfall-Feststellung) und nie an einer Rassezugehörigkeit
Die überwiegende Mehrheit aggressiv auffälliger Hunde lässt sich innerhalb kürzester Zeit durch zielgerichteten Umgang im Verhalten nachhaltig verändern. Es ist vergleichsweise einfacher, einen aggressiven Hund zur „Umkehr“ zu bewegen, als einen ängstlichen Hund zu mehr Sicherheit zu verhelfen.
Aggression ist schließlich weder „Trieb“ noch Verhalten, sondern – schlicht ausgedrückt – ein „Werkzeug“, das immer dann eingesetzt wird, wenn sich dadurch vermeintliche Vorteile im Verhalten ergeben.
Nehmen wir einem Hund dieses „Werkzeug“ weg und bieten ihm im Verhalten lohnenswerte Alternativen, sind die meisten Hunde schnell bereit, ihr Verhalten positiv zu verändern.
Seit 40 Jahren lebe und arbeite ich mit aggressiven Hunden und dabei fällt mir zunehmend auf, dass aggressives Verhalten bei Hunden in Ursache und Ausdruck häufig nicht nur falsch eingeschätzt wird, sondern auch das Training mit solchen Hunden als wenig erfolgversprechend gelten muss.
Ganz gleich, wie ausgeklügelt eine Trainingsplanung „nach modernsten wissenschaftlichen Erkenntnissen“ auch sein mag, ein bloßes Training im Sinne der Konditionierungslehre reicht bei vielen dieser Hunde eben nicht aus, um nachhaltige Erfolge zu erzielen.
Stattdessen versprechen sogenannte Beziehungsreformen und damit ein grundlegend veränderter Umgang zwischen Mensch und Hund im gemeinsamen Alltag die effektivsten Erfolge!
Der Trainingsaufwand kann durch eine Beziehungsreform in den meisten Fällen sogar deutlich reduziert werden. Wenn ein aggressiver Hund durch sozialen Einfluss seines Menschen keine Entscheidungsbefugnis mehr in Sachen aggressive Konfliktlösung erhält, ist der Weg in eine erheblich stressreduziertere Zukunft deutlich besser geebnet, als durch bloßes Training.
Sonderfall Pablo!
Der im Video zu sehende Schäferhund Pablo passt allerdings in keine der von mir genannten Schubladen. Er kann bzw. muss als außergewöhnlicher Hund bezeichnet werden. Vor allem im Umgang mit dem „Werkzeug“ Aggression.
Pablo kam als 2-jähriger Hund zu mir in die Analyse. Was ich zu seiner Vita in Erfahrung bringen konnte: Nach zwei erfolglosen Unterbringungen in privater Hand lebte er vom 8. bis zum 16. Monat weitgehend isoliert in einem Tierheim.
Danach kam es zur Übernahme durch den heutigen Hundebesitzer.
Unserem ersten Zusammentreffen gingen drei Beißvorfälle voraus, die letztlich Handlungsbedarf erforderten.
Im Verlauf einer Verhaltensanalyse war schnell zu erkennen: Pablos Verhalten ist wenig „menschengemacht“, sondern beruht vordergründig auf eine hohe genetische Veranlagung.
Für ihn ist der sogenannte „Status“ bzw. das Streben nach „Status“ ein antreibender Aspekt.
Sowohl Menschen als auch Hunden will er aufzeigen, dass er als „harter Kerl“ soziale Herausforderungen souverän und nervenstark annehmen kann.
Eine „Persönlichkeit“ wie Pablo lässt sich nicht durch Menschenhand formen, sondern MUSS als Grundlage eine entsprechend hohe genetische Disposition vorweisen.
Auffällig sind solche Hunde übrigens bereits als Welpen beim Züchter und erfahrene Züchter können entsprechende Besonderheiten im Verhalten bereits im Alter von sechs bis acht Wochen erkennen.
Pablo geht es fast ein Jahr nach der Analyse richtig gut. Sein Besitzer hatte schnell erkannt, dass es viel weniger auf Trainingskonzepte als auf Beziehungsstrategien und damit auf soziale Umgangsaspekte ankommt. Für Pablo sind die hohen sozialen Kompetenzen seines Menschen durchaus ein Glücksfall!
In unserer Gesellschaft gibt es schließlich immer weniger Akzeptanz und damit kaum noch Platz für solche Hunde.
Im Video-Clip sind zunächst typisch emotional ausgerichtete Aggressionshandlungen verschiedener Hunde und Rassen zu sehen. Als letzter Beitrag dann die Analyse von Pablo.
Wichtig! Die Beurteilung von Aggressionsverhalten (von Ursache bis Ausprägung) kann einzig und allein durch eine praxisorientierte Verhaltensanalyse erfolgen und nie durch das bloße Beobachten aus sicherer Entfernung.
Der Hund wird in einer Analyse gezielt provoziert, um möglichst viele Informationen zu Auslösern, strategischem und auch emotionalem Verlauf aggressiver Handlungen zu erhalten.
Alles andere macht wenig Sinn!
Thomas Baumann
Oktober 2023