Und nun haben wir auch die Lösung für 2 Mysterien:
Ich traf heute Sylvaine am Zaun und erzählte ihr, dass wir bei der Mülltonne etwas vergeigt haben, es nun wieder in Ordnung ist, wir aber immer noch nicht wissen, warum eigentlich. Darauf meinte sie, dass das der Fehler ihres Mannes gewesen wäre. Der hätte die falsche Mülltonne reingebracht und sie hätte es erst heute morgen gemerkt, worauf sie sie sofort wieder getauscht hätte. Gut, dass wir erst sehr spät ins Bett gegangen sind und Chris nicht schon mit der Mülltonne unterwegs war, als sie es gemerkt hatte. Nun erklärt sich auch, warum die Mitarbeiterin bei der Décheterie das Problem überhaupt nicht verstanden hat.
Hier wird der Müll nach Gewicht abgerechnet, was ich absolut sinnvoll finde. Einige findige Bürger kommen dann auf die Idee, ihren Müll in fremde Mülltonnen zu packen. Wohl nicht in unserer Wohngegend, aber Sylvaine und ihr Mann kommen ursprünglich aus der Stadt und haben aus alter Gewohnheit ein Schloss am Mülleimer.
Während wir über Gott und die Welt sprachen, kam Trevor aus dem hinteren Teil des Gartens angeschossen und umschmeichelte Sylvaine mit Maunzen und um die Beine streichen. Sie beugte sich zu ihm, knuddelte ihn hinter den Ohren und erzählte ihm, dass er einen prachtvollen Schnurrbart habe. Dann erzählte sie, dass sie gestern Morgen und heute Morgen einen Panther in ihrem Garten gesehen habe
. Wir hatten ja schon öfter über die Katzen geredet und ich hatte ihr von Lucky erzählt, auch, dass der richtig groß ist. Sollte sie also einen Panther in ihrem Garten sehen, möge sie nicht erschrecken. Sie meinte, dass ihr Mann sie gerufen hätte, um die riesige Katze zu sehen und sie sofort wussten, dass das nur Lucky sein kann. Ihr Fazit: "Er ist wunderschön. Und wenn er rennt, merkt man gar nicht, dass er nur 3 Beine hat"
Damit war das zweite Mysterium gelöst. Wir haben schon überlegt, ob Lucky wirklich die ganze Zeit entspannt im Haus ist oder ob er zwischendurch seine Runden dreht. Offensichtlich geht er jetzt täglich raus, um seine Interessen zu pflegen, kommt aber auch täglich wieder heim. Er weiß also, wo er hingehört.
Es sieht so aus, als hätten wir wieder sehr großes Glück mit unseren direkten Nachbarn. Ich wäre ja schon dankbar gewesen, wenn sie Tieren zumindest neutral gegenüber stehen würden, aber sie mögen Tiere richtig gerne. Bezüglich Nachbarn standen wir immer unter einem guten Stern: Wir hatten nie Probleme, egal wo wir gewohnt haben und es fiel uns immer schwer, uns von den Nachbarn zu verabschieden, wenn wir umgezogen sind. Dafür hatten wir, als wir zur Miete wohnten, richtig miese Vermieter. Bei beiden gab es ein Gerichtsverfahren, beide haben wir gewonnen.
Ich mag Sylvaine sehr. Sie hat eine ganz ruhige Art, bei der öfter mal ihr sehr trockener Humor durchblitzt. Offensichtlich mag sie mich auch. Außerdem verbessert sie mich jedes Mal, wenn ich einen Fehler in der Sprache mache. Ich bitte die Leute, mit denen ich viel zu tun habe, immer darum, aber die Wenigsten machen es, sondern versichern, wie klasse mein Französisch sei. Sylvaine meinte, dass sie mich aus Höflichkeit nicht verbessern und es ihr auch schwer fiele, aber ich würde mich darüber immer so freuen.
Sebastien tat sich auch anfangs schwer damit, aber mit der Zeit hat er gemerkt, dass ich das wirklich möchte und wurde ein ganz toller Lehrer für mich und hat auch seine Leute angewiesen, mich bei groben Schnitzern zu korrigieren. Layla im Hammam gestern hatte hingegen null Probleme, mich zu verbessern. Vielleicht, weil sie selbst Einwanderin ist und nachvollziehen kann, wie wichtig es ist, die neue Sprache gut sprechen zu können. Ihre Tochter ist 23, hat grade fertig studiert und spricht 6 Sprachen fließend. Eine davon ist koreanisch.
Ich lese gerne auf der französischen Seite von Zooplus, weil ich dabei jede Menge Begriffe lerne und notfalls auf der deutschen Seite nachlesen kann, falls ich etwas nicht verstehe. Die Produkte sind exakt dieselben, aber Zooplus Frankreich ist teurer wegen der hier geltenden Mehrwertsteuer. Bei Amazon geht das Lernen auch anders herum. Chris brauchte einen leeren Werkzeugkasten und wir wollten wegen Corona nicht in den Baumarkt. Ich habe zuerst im deutschen Amazon recherchiert und mir ein Modell ausgesucht. Dann habe ich bei Amazon nach der Marke gesucht, den Werkzeugkoffer gefunden und mir die Beschreibung durchgelesen. Dadurch, dass ich den Text schon auf deutsch gelesen habe, konnte ich mir einige Worte zusammenreimen, ohne sie nachschlagen zu müssen.
Wir bekommen jede Woche jede Menge Werbeprospekte in den Briefkasten. Der Briefkasten ist hier nicht am Haus, sondern an einer Briefkastensammelstelle 3 Häuser weiter. Da hat jedes Haus seinen Briefkasten und auf den meisten steht: "Bitte keine Werbung". Wir haben den Aufkleber auch schon gekauft, aber noch nicht aufgeklebt, weil die Prospekte uns einerseits einen Überblick über Preise geben und andererseits den Wortschatz erweitern. In den letzten Prospekten ging es um den Schulanfang am 2. September. Ich weiß nun, wie Kuli, Gelroller, Geodreieck, Tintenpatronen und Turnbeutel heißen. Wer weiß schon, ob wir das mal dringend brauchen
. Chris hat in Luxemburg alle Poirot-Filme mit David Suchet gesehen und sie geliebt. Hier im TV läuft die Reihe auf Französisch. Dadurch, dass er die Filme kennt, kann er der Handlung gut folgen, auch wenn er nicht alles versteht. *gg*
Ich fühle mich hier nach den paar Wochen schon sehr "zuhause" und bin immer noch verblüfft, dass sich keine einzige Sorge von mir bewahrheitet hat. Dabei weiß ich, dass ich vor großen Veränderungen immer Panik bekomme und irgendwie trotzdem alles gut und sogar besser wird. Wobei ich endgültig aufatmen werde, wenn der Zaun am Montag endgültig mit Tor und Tür steht. Das war von Anfang an die Achillesferse vom Umzug und ich hoffe wirklich, dass das Zaunkapitel dann durch ist.
Noch ein Bild von heute Abend von Kalle, Lotta und Krümel.