Ach Menno, der Kalle
Heute Nacht haben wir ihn um 1 Uhr in die TK gebracht. Er war kurz vor Mitternacht aufgewacht, aufgestanden und weinte dann nur noch.
Er konnte sein linkes Hinterbein kaum noch aufsetzen und mochte sich nicht mehr bewegen. Betasten lassen wollte er es nicht und zog es die meiste Zeit hoch.
Nach Anruf in der TK durften wir sofort kommen. und Kalle weinte auf de Fahrt vor sich hin.
Die TÄ wollte ihn eigentlich dabehalten. Da er aber schon in Zypern so durchgedreht ist, als er beim TA in der Box war, hat sie ihm "nur" Methadon gespritzt und wir nahmen ihn mit nach Hause, wo ich mit ihm auf dem Sofa schlief. Heute brachte ihn Chris morgens wieder in die TK, wo der Untersuchungsmarathon begann. Die TÄ tippten zunächst auf eine teilluxierte Hüfte. Das gaben aber die Röntgenbilder unter Narkose nicht her.
Letztlich kam heraus, dass er wegen der schweren HD einfach nur höllische Schmerzen hat.
Er blieb heute tagsüber in der TK und kam an den Schmerztropf. Heute Abend konnte Chris ihn wieder abholen. Kalle soll nun 2xtäglich Tramal in Form einer Tablette bekommen, um seine Schmerzen im Griff zu halten.
Wir haben noch mal über die Möglichkeit eines künstlichen Hüftgelenks gesprochen und der Orthopäde hat uns davon deutlich abgeraten:
Der Orthopäde war selbst in der Tierklinik Liege tätig, die wohl die besten in der Lux-Umgebung sind, was künstliche Hüftgelenke betrifft.
Bei Kalle sind die Chancen einfach schlecht, weil sich die neue Hüfte schlecht befestigen liesse und Komplikationen eher sehr wahrscheinlich wären. Bei Misslingen wäre es das dann.
Bei Kalle müssten beide Hüften gemacht werden und der Orthopäde hält das Risiko für zu gross.
Wir überlegen trotzdem...
Nun liegt er hier, völlig verpeilt nach dem intravenösen Tramal. Gelegentlich weint er leise. Fressen möchte er nicht.
Ich kenne Tramal und weiss, dass es bedröhnt macht und auch Übelkeit verursacht. Deswegen verstehe ich seine Fressunlust. Ich hoffe, dass er die Tabletten besser verträgt. Im Moment kommen mir die Tränen, wenn ich ihn so daliegen sehe.
Er ist erst 8 Monate her und es war schon so schwer, bevor er überhaupt kommen konnte.
Die Schmerzreaktion gestern kam quasi aus heiterem Himmel. Nachmittags waren wir noch 40 Minuten spazieren gegangen und er hatte viel Spass. Er lief problemlos und hatte auch abends noch keine Probleme, frass gut und machte es sich mit uns auf dem Sofa gemütlich. Dann stand er auf und konnte sich von einem Moment auf den anderen nicht mehr richtig bewegen.
Kann ein Hund unter Dauermedikation mit Tramal überhaupt qualitativ gut leben? Ist das fair ihm gegenüber? Er ist 4 Jahre alt und hätte noch so viel Zeit vor sich, wenn seine Gelenke und Knochen nicht so ein Desaster wären.
Und er ist so ein Schatz. In der TK waren die Ärzte angerührt, wie lieb er war bei den Untersuchungen und wie geduldig.
Sie nannten ihn Traumhund und das ist er wirklich.
Ich will, dass er noch ganz viel Zeit hat und sein Leben geniessen kann. Im Moment tut es mir so weh, ihn so zu sehen. Der gefrässige Kalle, der selbst bei einem Stück Käse den Kopf wegdreht.
Da er schon mal narkotisiert war, wurde auch ein Blutbild gemacht. Wir hatten vor 6 Wochen das Nierendiätfutter abgesetzt, weil alle Nierenwerte in der Norm waren. Tja, das sind sie nun nicht mehr, sie sind wieder erhöht. Die TK riet uns, möglichst schnell zur Nierendiät zurückzukehren, um die Nierenwerte wieder zu senken. Das Allopurinol, das er wegen der Leishmaniose bekommt, ist nicht nierenfreundlich.
Da die TK Chris zwischendurch angerufen hat, um ihm von den Nierenwerten zu berichten, konnte er schnell noch einen kleinen Vorrat an Nierendiät kaufen. Ich habe dann mal eben eine größere Onlinebestellung abgeschickt.
Und es ist ja nicht so, dass er der einzige Patient hier ist. Chufi zieht ihre Genesung extrem hinaus und letzten Freitag überlegten wir schon, sie gehen zu lassen.
Hintergrund ist, dass wir die grossen Wunden an Hals und Kopf schon länger behandeln, mit AB und hochdosiertem Cortison. Dabei gab es auch Fehler:
Wenn die Wunden heilen, bilden sich Krusten, die extrem jucken. Um diese ein bisschen geschmeidiger zu halten, bekam ich eine Creme mit, die in die Katastrophe führte. Offensichtlich war Chufi allergisch dagegen. Es stellte sich auch heraus, dass eine wöchentliche Cortisonspritze nicht reicht. Drei Tage verheilten die Wunden klasse, dann kratzte sie alles wieder auf. Folglich wurde der Intervall kürzer, sie bekommt nun alle 3 Tage Cortison und ein AB.
Letzten Freitag war es richtig eng. Ich habe da noch die Salbe benutzt und sie sah grausam aus. Nach den Spritzen bekam sie einen allergischen Schock und der TA konnte sie grade noch zurückholen. Sie blieb zur Beobachtung über Mittag bei ihm. Chris kam von der Arbeit, um sie abzuholen und alles zu besprechen. Sie hatte noch ihre Infusionsnadel und wir hatten die Entscheidung zu treffen, ob sie noch eine letzte Chance bekommt oder wir aufgeben.
Ich war für Euthanasie, weil sie so schrecklich aussah, aber es fühlte sich trotzdem nicht richtig an. Der TA und Chris plädierten für einen letzten Versuch bis Dienstag. Wir sollten nicht mehr cremen.
Sie kratzte sich bis Dienstag nicht und sah besser aus als in der ganzen bisherigen Behandlung. Der TA spritzte ein anderes Cortison und ein anderes AB, um einen allergischen Schock zu vermeiden und alles ging gut.
Von Dienstag bis heute heilte die Haut weiter sauber ab. Viele Krusten sind abgefallen und darunter ist gesunde Haut. Chris hatte sie, nachdem er Kalle in die TK gebracht hat, wieder zu unserem Haustierarzt gefahren und der war begeistert. Man sieht es kaum noch, es gibt nur noch stecknadelkopfgrosse Krusten. Sie hat wieder zugenommen und sieht um so vieles gesünder aus. Die heutigen Spritzen hat sie wieder gut vertragen und am Montag müssen wir wieder hin. Wenn das in dem Tempo weiter heilt, sollte sie dann krustenfrei sein.
Dann müssen wir irgendwann versuchen, die Zwischenräume zwischen den Cortisonspritzen zu verlängern. Dummerweise bekomme ich keine Tabletten in sie rein. Am Anfang der Behandlung haben wir es mit Tabletten probiert und es ging 11 Tage halbwegs gut. Danach war dann zappen bei ihr und sie biss mich herzhaft mit einem ihrer 2 verbliebenen Zähne, wobei sie Chris, der versuchte, sie festzuhalten, richtig zerkratzte.
Sie wirkt munter, erweitert wieder ihren Radius und stand auch schon wieder auf der Terrasse. Bis Freitag lebte sie seit Beginn der Wunden nur noch in der Küche und hatte in einem Radius von 3 Metern alles, was sie brauchte: 2 Körbchen, eins offen, eins geschlossen, eine Krankenunterlage, Futternapf und Wassernapf.
Ich bin so froh, dass wir letzten Freitag nicht beschlossen haben, sie gehen zu lassen.
Sie ist zwar alt und blind und zahnlos, aber zäh.
Sie ist ja nun nicht die Einfachste mit ihrer Weigerung, jedes Katzenklo zu benutzen, welches man ihr anbietet. Im Gegensatz zu einer richtig unsauberen Katze nimmt sie aber Krankenunterlagen an und das erleichtert die Sache ungemein. Offenbar braucht sie das Weiche unter den Pfoten. Netterweise nimmt sie aber wirklich nur die Unterlagen und keine Teppiche o.ä.
Sie würde eine grosse Lücke hinterlassen.
Immerhin hat Kalle eben seine Abendmahlzeit gefressen und einen sauber ausgeleckten Napf hinterlassen. Er läuft auf 4 Beinen, zwar noch unrund, aber er setzt auch das linke Hinterbein wieder auf.
Ich werde wohl wieder auf dem Sofa schlafen und mir einen steifen Nacken holen.