Na wie genau hast du denn nun reagiert als einer (oder mehrer) deiner Hunde versucht haben dich zu beißen und ja anscheinend auch erfolgreich
?
Huhu, da bin ich wieder. Ich habe leider auch am Sonntagnachmittag anderes zu tun, als die ganze Zeit im Internet zu sein.
Hab' jetzt nicht alles gelesen, keine Zeit und außerdem habe ich auch nichts mehr hinzuzufügen. Nur die Frage möchte ich doch gerne beantworten.
Ja, ich bin gebissen worden. Mehrmals. Das erste Mal war ich 25, da hat mir ein Rottweiler den Arm bis auf den Knochen aufgerissen, als ich an ihm vorbeilief, er sich wie immer wütend in seine Kette warf und diese dann riss. Ich bin in eine leere Pferdebox gerannt und habe die Tür hinter mir zugeworfen, bis der Wüterich sich beruhigt hat. Das war jedoch nicht mein eigener Hund.
Die nächsten Male waren es meine eigenen Hunde, immer kurz nach der Übernahme aus dem Tierschutz.
Das erste Mal war es meine Rotti-Mix-Hündin, vor etwas mehr als 10 Jahren. Ich hatte sie etwa eine Woche. Ich wollte sie unbedacht am Hals knuddeln, wie ich es von meinen anderen Hunden gewohnt war (sie hatte da so schöne Schlabberfalten). Sie hat mich in die Hand gebissen. Ich habe sie eine Weile nicht mehr an der Stelle berührt. Ich musste sehr darauf achten, dass niemand sie einfach wegschob, ihr etwas wegnahm und Dergleichen, auch dann war sie bereit, ihre Zähne einzusetzen. Wie viele Hunde aus dem Tierschutz hatte sie schlechte Erfahrungen gemacht. Nachdem sie sich eingelebt hatte, war das Problem bald Geschichte. Man konnte sie überall anfassen und ihr alles wegnehmen. Sie wurde meine Seelenhündin, stolz und selbstbewusst, aber folgsam. Ganz am Schluss, sie war taub und dement, hat sie mich noch einmal gebissen, als ich sie aus Unachtsamkeit berührt habe, ohne dass sie es hat kommen sehen. Ich war nicht sauer.
Der Nächste war der besagte Rüde, der mich stellte, weil er seine Ressourcen verteidigte (seinen Platz und sein Essen). Er biss mich bei zwei Gelegenheiten relativ heftig, als ich schockiert zurückwich. Einmal biss er mich völlig unvermittelt, als mein Fuß eine unbedachte Bewegung auf ihn zu machte und er in dem Moment aufwachte (er ist von Geburt an taub und ich musste mich erst darauf einstellen, dass er mich nicht kommen hört). Ich habe mir mit einer Riesenüberwindung angewöhnt, nicht mehr zurückzuweichen. Ich habe aber auch keine Bewegung auf ihn zu gemacht, sondern bin einfach stehen geblieben. Das war echt schwierig für mich, weil er dabei einen ziemlich irren Blick im Gesicht hatte. Jetzt kann man ihm alle Ressourcen wegnehmen und er ist ein toller Begleiter, unglaublich aufmerksam und immer mit Blickkontakt. Er hat nur jemanden gesucht, an dem er sich orientieren kann, weil er ja nichts hört. Leider hat aber immer noch Angst vor der Berührung an den Ohren, einem Zug am Hals, vor Stöcken und der Leine auf seinem Rücken. Bei einer schnellen Fußbewegung duckt er sich entsetzt weg. Jeder kann sich ausmalen, wie mit ihm umgegangen wurde.
Der Nächste sollte getötet werden, weil er im Tierheim niemanden an sich herangelassen hat. Eine Trainerin wurde gerufen, mit Würgehalsband, Kette und Maulkorb bewaffnet. Sie sollte den Armen trainieren. Er kämpfte eine halbe Stunde, bis ihm die Luft abgeschnürt war, leblos in sich zusammenfiel und wiederbelebt werden musste. Eine Woche später sollte ein Wesenstest stattfinden (der natürlich fehlgeschlagen wäre) und der Hund anschließend vermutlich eingeschläfert werden. Glücklicherweise alarmierte jemand Mirjam Cordt, so wurde er gerettet und kam schließlich zu uns. Anfangs durften wir nur mit ihm spazieren gehen, ohne ihn anzufassen. Er wollte von niemandem berührt werden und war bereit, das durch Einsatz seines Gebisses klarzumachen. Nach einer Weile kam er von alleine. Er hat mich dann etwas später in einer Übersprunghandlung ins Bein gebissen, weil ich nicht aufpasste -- selbst Schuld. Wenig später noch einmal in die Hand, ich wollte seine Schnauze für einen Maulkorb ausmessen, wusste, dass er es begreiflicherweise hasst, wenn ihm jemand mit einem Gegenstand (Zollstock in dem Fall) im Gesicht rumfummelt. Ich wurde unsicher, er wurde unsicher, er hat mich gebissen. Dieses Mal mit Beißhemmung. Es ist nichts passiert und er hat sich unmittelbar danach sehr geschämt und sich freiwillig
auf den Rücken gelegt.
Ansonsten -- ich weiß es nicht, ich habe eigentlich gar nichts gemacht, sie auf jeden Fall nicht provoziert. Ich habe versucht, sie zu verstehen und dahinter zu kommen, was eigentlich los war mit ihnen und mit Geduld ranzugehen. Ich habe auf ein sorgsames Management geachtet, dass es erst gar nicht mehr zu Beißvorfällen kam. Und ich sehe ein, dass nicht jeder Germany's next Top Dog werden kann.
Wie gesagt, ich bin keine Expertin, aber überzeugt davon, dass jeder provozierte Angriff das Gegenteil von dem bewirkt, was man gerne hätte. Und übrigens -- ich schlafe ruhig im Kreise meiner sechs Hunde. Ich vertraue ihnen voll und ganz.