und weiter geht's. zur erklärung: silas ist ömis bruder. und jetzt bühne frei für die jungs:
"Tag 3 meiner Knechtschaft. Beginnen möchte ich diesen Eintrag mit einem gängigen Sprichwort: Freunde kann man sich aussuchen, Familie nicht. Für gewöhnlich erwidere ich auf ungebetene Kontaktaufnahmen anderer Pferde: Ich habe einen verrückten Bruder und keine Angst davor, ihn einzusetzen. Man muss dazu wissen, dass der verrückte Bruder mittlerweile mit Fressbremse auf die Koppel geht, weil sein innerer Hannibal Lecter zu penetrant wurde. Der Untertan kommt fröhlich trällernd um die Ecke. „Ööööömiiiii! Wir machen heute was ganz spannendes!“ Ja... da verwette ich meinen Huf drauf. Aber warum hat sie meinen irren Bruder dabei? Nee, da trete ich lieber mal den Rückzug an. Schon wieder ein Aufstand, der kläglich scheitert. Zerknirscht trotte ich hinter der Nervensäge und Silas her und gerade als wir zur offenen Seite der Halle kommen, erschrickt sich eins der Pferde darin. PANIK! Ich springe nach links, Silas nach rechts, ich könnte schwören, dass die Ellenbogen und Schultergelenke des Zweibeiners ausgekugelt sind. Mehr als ein gleichgültiger Blick ist aber nicht zu erkennen und auch aus dieser Rebellion wird wohl nichts. Es hat sich wohl herumgesprochen, dass ich an meinen Memoiren schreibe, denn sowohl Zwei-, als auch Vierbeiner fordern bereits eigene Ausführungen. Ja, genau, als wären deren Leben genau so spannend wie meins...
Heute laufe ich sogar freiwillig mit in die Halle, trotzdem frage ich mich, warum Silas gesattelt und überhaupt erst da ist. Hm. Im nächsten Moment sitzt die olle Zippe schon auf meinem kleinen Bruder und geht los. Aha, interessant. Huch! Da zieht ja was an meinem Halfter! Na gut, geh ich eben mit. Vor mir ragt der braune Hintern von Silas auf, wie ein verhängnisvoller Vollmond. Welch Demütigung. Hinter meinem kleinen Bruder herlaufen, ich werde verrückt, das sind unhaltbar- WAS IST DAS DENN?! Mir war nicht bewusst, dass wir Zauberer in der Familie haben, aber offensichtlich kann Silas innerhalb von Sekunden frische Luft in übel riechende verwandeln. Ich gehe lieber mal neben ihm her, das wird sicherer sein. Ab und zu kommt auch in mir das Verlangen hoch, in diese flauschigen, schokobraunen Ohren zu beißen, aber jedes Mal höre ich nur ein drohendes „Ömi?! Nein!“ von oben. Pah. Jodelschnepfe. Winselstute. Böse Flüche. Mit meinem Brüderchen an meiner Seite vergeht die Zeit jedoch wie im Flug und ehe wir uns versehen, mampfen wir in trauter Zweisamkeit unser wohlverdientes Futter."