die Menschen werden immer dümmer, unverschämter und
Das Hochwasser ist abgezogen, die Deiche im Landkreis Kelheim hielten. Doch was Einsatzkräfte rund um abgesperrte Dämme erlebten, wirkt nach. Von Beleidigungen durch Schaulustige bis hin zu Quadfahrern, die Deiche hoch jagten, berichten vor allem Feuerwehren.
Von „unzähligen Vorfällen“ spricht Maximilian Neubauer, Kommandant der FFW Bad Abbach. Deichbetretungsverbote, die Gemeinden erließen, wurden ignoriert, selbst mit Trassierbändern abgesperrte Bereiche hielten Neugierige nicht davon ab, einen Blick aufs Donau-Hochwasser zu erhaschen. „Spaziergänger, Jogger, Radfahrer – viele meinten, es gäbe keine Regeln“, sagt er.
Den häufigsten Satz, den sich Neubauer und seine Kameraden anhören müssen, lautete: „Jetzt habt’s euch nicht so!“ Und Schimpfwörter wie „Vollidiot“ oder „Trottel“ scheinen „heutzutage Standard zu sein“, so der Kommandant, der deutlich verärgert klingt. „Du kämpfst gegen das Hochwasser, sorgst dich um die Sicherheit der Bevölkerung – und musst dich anmaulen lassen.“
Schaulustige ignorieren die Gefahr
Neubauer will nicht unerwähnt lassen, „dass viele Menschen dankbar und vernünftig sind“. Und auch die Faszination eines „bewegenden Naturereignisses“ kann er nachvollziehen. „Aber es hat seine Grenzen. Es wurde ausdrücklich gewarnt: Die Deiche sind aufgeweicht. Schnell kann jemand reinrutschen und wird von der Flut mitgerissen.“
Wie es einem 17-jährigen Radfahrer widerfuhr,
und vom Hochwasser erfasst wurde. Rund 20 Minuten klammerte er sich an einen Baum, ehe ihn Einsatzkräfte aus der Flut zogen.
Fünf Pkw aus dem Wasser gezogen
Die Feuerwehr in Neustadt a. d. Donau registrierte ebenfalls immer wieder Schaulustige auf Dämmen in ihrem Einsatzgebiet. „Und anhand von Reifenspuren haben wir auch gesehen, dass Leute mit Quads Deiche hoch gefahren sind, sogar über reparierte Stellen hinweg. Wer es war, ließ sich nicht mehr feststellen“, berichtet Jürgen Bucher, der Kommandant der FFW Neustadt.
Damit nicht genug: Autofahrer ignorierten eine Sperre der Kreisstraße 4, die nach der Neustädter Donaubrücke von der B299 nach Irnsing abzweigt – und steckten im Hochwasser fest. „Wir haben fünf Autos rausgezogen“, sagt Bucher.
Floßfahrer paddelt mit Sohn im Hochwasser
Kopfschütteln löste bei ihm auch ein Floßfahrer aus, der mit seinem Sohn die stark angestiegene Donau hinunter paddelte. Die Feuerwehr bewog ihn, sein lebensgefährliches Unterfangen aufzugeben. „Schwimmwesten hatten beide nicht an.“ Die Polizei stoppte am Freitag, 8. Juni,
in Kelheim.
„Die Menschen sind sehr beratungsresistent“, fasst Bucher trocken zusammen. Auf Wortgefechte lasse er sich nicht ein. „Wir hatten uns um wichtigere Sachen zu kümmern. Es ärgert einen natürlich, wenn Leute in abgesperrten Bereichen herrumspazieren und auch noch Sprüche loslassen.“ Letztlich könne man froh sein, dass nichts passiert sei.
Feuerwehr kann Unbefugte der Einsatzstelle verweisen
Rein rechtlich kann die Feuerwehr unbefugte Personen einer Einsatzstelle verweisen, erläutert Kreisbrandrat Nikolaus Höfler. „Das gibt das Bayerische Feuerwehrgesetz ähnlich wie bei einem Unfall oder Brand her.“ Auch Höfler hat von Vorfällen gehört. „Wir versuchen die Menschen im Guten zu bewegen, Gefahrenorte zu verlassen. Aber wenn es sich so nicht lösen lässt, müssen wir die Polizei rufen.“
Doch auch verstärkte Polizeipräsenz half bisweilen nichts. „Beim Deich am Volksfestplatz fuhr die Polizei alle 15 Minuten vorbei. War sie weg, stiegen dieselben Personen wieder hoch oder neue Schaulustige kamen“, sagt Kelheims FFW-Kommandant Bernhard Kleiner. „Manche kapieren es nicht“, schickt er nach. Kleiner und auch die anderen Kommandanten raten ihren Feuerwehrmännern und -frauen, sich nicht auf Diskussionen einzulassen. „Wenn es einer auf Eskalation anlegt, nicht darauf eingehen und die Polizei verständigen.“
Polizisten haben ein dickes Fell
Zu einer Anzeige wegen eines Verstoßes gegen das Deichbetretungsverbot oder einer Beleidigung kam es in den knapp zwei Wochen des Hochwassers nicht, erklärt Michael Meier, Sprecher der Polizeiinspektion Kelheim, auf Anfrage der Mediengruppe Bayern. Aber auch Polizeibeamte trafen auf unbelehrbare Personen,
. „Dass manche unwirsch reagieren, ist Teil unseres Berufs. Da entwickelt man ein dickes Fell“, sagt der Polizeikommissar.
Das ist bei ehrenamtlichen Einsatzkräften nicht immer der Fall. „Wir waren beim Hochwasser unermüdlich motiviert. Aber dem einen oder anderen verleiden solche Begleitumstände die Arbeit. Am Ende ist es zusätzlich kräftezehrend“, so Bad Abbachs Kommandant Neubauer.