Die Ursache eines Missstands liegt nicht immer in mangelndem Geld, sondern mangelnder Kontrolle/Engagement/Fachwissen, was auch immer. Heißt: ich bin mir sicher, dass die Bundeswehr mit dem gleichen Etat besser dastehen könnte, als sie es tut. Umgekehrt bin ich mir nicht sicher, ob sie mit steigendem Etat besser wird.
Ich denke, da liegst du nicht ganz falsch.
Mein Vater hat eigentlich sein ganzes Berufsleben lang in der Rüstungsindustrie gearbeitet, in einer recht hohen Position, aber als Ingenieur, nicht im Management.
Und der hat mal erzählt, dass zur Zeit des Kalten Krieges, wenn Waffen oder irgendwas angeschafft werden musste, man vorschlagen konnte, was man wollte, es wurde alles ohne Gegenprüfung bezahlt. Also wurden von der Projektleitung (damals noch nicht er) immer 15-20% draufgeschlagen und teils mehr oder weniger verprasst.
Was er als so ein bisserl oberkorrekter Querulant damals schon ganz gruselig fand.
Er hat wörtlich zu mir gesagt: Was damals an Steuergeldern für nichts aus dem Fenster geblasen wurde, ging auf keine Kuhaut. Geprüft wurde das fast nie, Verteidigung wurde letztlich
immer durchgewinkt.
Und als das irgendwann nicht mehr so war, kamen die Unternehmen reihenweise ins Schwimmen, weil die gar nicht gewohnt waren, mit schmalem Budget zu wirtschaften und pünktlich abzuliefern.
Ganz so ist es ja schon lange nicht mehr. Irgendwann kippte das dann ins Gegenteil und es wurden nicht mal mehr die nötigsten Dinge bezahlt. Was er auch ganz schlimm fand, nicht vom Standpunkt der Industrie aus, sondern weil er meinte, das könne einem auf lange Sicht nur auf die Füße fallen.
Aber auch da gab es viel Missmanagament, Bürokratie, Fehlbestellungen... dann war wenig Geld da, und es wurde immer noch geaast, weil die Strukturen so waren, dass leicht Fehler passierten. (Also, ich gebe das nur wieder, wie er es erzählt hat.)
Die Konsequenz, die in solchen Bereichen aber oft gezogen wird ist einfach nur, den Etat zu erhöhen. Klar, ist natürlich auch ein günstiger Moment, wer würde öffentlich was dagegen sagen wollen angesichts der Ukraine. Und so nimmt sich eben die Rüstungsindustrie ein großes Stück vom Kuchen.
Es wäre auch etwas komisch, wenn sie das nicht täte.
Das ist ungefähr genauso unvermeidlich wie, dass die Pharmaindustrie Geld wittert, wenn es einen Impfstoff zu entwickeln gibt, oder die Flugzeugbauer (und die Reisebüros), wenn Fernreisen boomen. Immerhin ist das deren Kerngeschäft.
Es ist allerdings Sache der Politik, dann Prioritäten zu setzen und die Ressourcen entsprechend zu verteilen.
Und an der Stelle kommt, so vorhanden, Korruption ins Spiel.
Jemand, der korrput ist, kassiert ein zusätzliches Einkommen dafür, dass er seine Arbeit nicht allein im Interesse seines eigentlichen Arbeitgebers, sondern möglicherweise auch im Interesse eines Kunden erledigt.
Das heißt aber wenn, dass in diesem Fall die Industrie den Politiker manipuliert, damit er in ihrem Sinne handelt, nicht umgekehrt.