Und wenn ich solche Bemerkungen zum Sabbat irgendwo zufällig lesen würde, würde ich nur noch den Kopf schütteln.
@Paulemaus
Tust du doch auch jetzt schon!
Ich frag jetzt doch mal - wirklich aus reiner Neugierde: Würde dich persönlich ähnliches Verhalten auch so beunruhigen, wenn es sich um vergleichbar spitze Bermerkungen über gelebten Katholizismus, die katholische Kirche generell oder über die Zeugen Jehovas handeln würde?
Oder wenn
@Melli84 ein wenig die Augen darüber verdrehen würde, dass christlich-fundamentalistische Verwandte ihres Mannes darauf bestehen, dass alle Anwesenden vor dem Essen 15 Minuten beten, wenn sie an einer Mahlzeit teilnehmen, und sie zurechtweisen, weil ihre Kinder da nicht mitspielen?
Oder gar ein anwesender Immam, der in einem Haus zu Gast ist, auf bestimmten Essensregeln, vielleicht sogar auf getrennten Tischen für Männer und Frauen für alle besteht? (Was einem bei einem orthodoxen Juden ja wohl möglicherweise auch passieren könnte?)
Oder geht dir das Ganze in diesem Fall besonders nahe, weil dir das Judentum besonders nahe ist?
Das ist keine "spitz" gemeinte Frage. - Ich meine nur, dass wir alle sehr oft, ohne es so richtig merken, uns über viele religiöse Bräuche anderer mokieren, unsere eigenen (so wir sie haben) aber natürlich in der Regel für weniger lächerlich als alle anderen halten.
@silvester
Wie ich schon schrieb: Ich würde das wohl ebenfalls anders sehen, wenn ich nicht in diesem Fall wüsste, dass "die andere Seite", die ja von dieser Rücksichtlosigkeit direkt betroffen ist, hier mitliest und sich tatsächlich sehr gut selbst äußern kann.
Bzw. das ja mittlerweile auch schon getan hat.
Die kam mir nicht verletzt vor.
Aber ich gebe auch zu, dass ich
nicht zu den Leuten gehöre, die es verinnerlicht hat, dass man sich über vieles lustig machen kann, aber nie über Religion. (Auch wenn das sicher besser wäre!)
Womit ich
nicht meine, dass ich mich jederzeit und jedem gegenüber über Religion lustig machen dürfen will - das liegt mir wirklich fern - aber schon, dass ich das Leuten gegenüber tue (und auch mit mir machen lasse), die ich gut kenne und wo ich weiß, wo deren Grenzen jeweils liegen. Für mich sind solche flappsigen Bemerkungen über Religionen nicht grundsätzlich ein NoGo - für andere aber natürlich schon, das ist mir auch klar.
In unserer Familie herrscht ja mittlerweile ein ziemlicher Religionswirrwar - wenn jemand von euch meinen Brüdern und mir beim Herumflachsen zuhören würde, würdet ihr uns vermutlich
alle wechselseitig der jeweiligen Wohnungen verweisen.
Aber wir mögen uns und respektieren an sich auch die Religionswahl oder auch -nichtwahl des jeweils anderen.
Problematisch wurde das allerdings in der Tat, als einer meiner Brüder eine (erzkatholische) Frau kennengelernt und nachher auch geheiratet hat (wozu er sich taufen lassen musste und auch gerne hat), die mit genau dieser Art gar nicht kann. Da kann dann eine Bemerkung schonmal zu monatelanger Funkstille führen.
Was dann auf den besagten Bruder auf Dauer auch abgefärbt hat.
Ich finde das schade, weil der gegenseitige Respekt für persönliche Entscheidungen dabei mehr oder weniger flöten geht.
Sie kann die Entscheidung, atheistisch zu sein, nicht nachvollziehen und sie maximal tolerieren, wenn man nicht drüber spricht - und jede diesbezügliche Äußerung wird
maximal negativ ausgelegt. Witze über die Kirche gehen gar nicht - nichtmal nett gemeinte Frotzeleien über die fangirlartige Begeisterung, die unsere Diakonin für den hiesigen Pfarrer hegt. (Ok - über die kann sie mittlerweile verkrampft lächeln.)
Wir müssen uns quasi auf ihrer Wellenlänge bewegen oder unsichtbar werden, weil jeder, der diesen extremen Respekt vor der Kirche als Institution nicht teilt, sie stört. Und bestenfalls ertragen, aber nicht akzeptiert werden kann.
Ich sehe aber ein, dass das für sie persönlich tatsächlich so dringend ist, dass sie da eben einfach nicht aus ihrer Haut kann.
Also bestehe ich nicht auf flachem Geflachse über die Kirche, wenn sie dabei ist. Und hebe mir das für Gelegenheiten auf, wenn es bei allen ankommt.
Ich hielt es aber durchaus ebenfalls für geboten, darauf hinzuweisen, dass nicht
alle religiösen Menschen ihre Religion völlig humorbefreit betrachten und manche an so einem Austausch sogar
Spaß haben. Weil er neue Blickwinkel aufzeigen kann und den Geist schärft.
Solche Bekannte habe ich auch. Mittlerweile tatsächlich (über die Arbeit) auch jüdische.
Edit zwo: Allerdings sehe ich das Ganze wohl für sehr streng religiöse Menschen auch heute noch zu locker. Weil es für mich wirklich nichts gibt, was ich unkritisch und ohne Augenzwinkern kleineren Fehlern gegenüber betrachten kann.
Edit drei: Und das wäre auch für meine eigene Religion so, vorausgesetzt, ich hätte eine.
Unkritisch kann ich einfach nicht. Darum bin ich ja quasi auch berufsmäßige Mäklerin geworden.
Der "Hier liest jeder mit"-Vorwurf kommt ja auch immer nur dann, wenn es der eigenen Sache gerade dienlich ist.
Vielleicht. Aber ich vergesse es wirklich deutlich zu oft, dass es so ist.