Chris und ich freuen uns riesig auf Tinkerbell. Wir haben unsere eingescannten Ausweise an den Verein geschickt und warten nun auf die Papiere, um sie schnell unterschrieben zurückzusenden. Dann noch die Schutzgebühr überweisen und dann kommt sie zu uns.
Gleichzeitig haben Chris und ich uns entschieden, dieses Jahr einen Urlaub ohne die Hunde zu machen. Und zwar fast genau dieselbe Seereise auf demselben Schiff wie vor 2 Jahren ab Hamburg. Nur diesmal statt Stockholm Götland, alle anderen Häfen sind gleich.
Es hat uns vor 2 Jahren sehr gutgetan, mal 10 Tage völlig ungebunden zu sein. Natürlich haben wir die Hunde vermisst, aber sie waren gut untergebracht bei einem Freund und jeden Tag lange am Strand. Jeden Tag haben wir tolle Bilder bekommen und das hat das schlechte Gewissen, was wir doch etwas hatten, beruhigt. Und um die Hunde ein bisschen zu entschädigen, waren wir vor der Reise und nach der Reise mit ihnen noch ein paar Tage am Hundestrand. Das machen wir diesmal wieder so, allerdings verlegen wir die Tage danach auf Noordwijk, anstatt in Flensburg zu bleiben. Und die Reise dauert nur 10 Tage und der zweite Urlaub ist auf die Bedürfnisse der Hunde abgestimmt.
Die Reise vor 2 Jahren war ein absoluter Traum. Meine Eltern hatten uns dazu eingeladen. Mein Vater war Seemann und ist die Strecke früher oft gefahren, deswegen wollte er sie noch mal sehen. Am letzten Abend der Reise war ich kurz davor, mich an Deck anzuketten, damit sie mich nicht ausschiffen können
Diesmal fahren wir allein.
Ich hatte allerdings bei der Buchung kurz Bedenken, ob sie uns nach den 2 Katastrophen auf der letzten Reise noch mal nehmen. Beide Situationen waren zutiefst peinlich und haben für extrem viel Unruhe gesorgt.
Die erste war an meinem Geburtstag. Ich hatte beginnende Sonnenallergie und habe ein antiallergisches Mittel genommen, das mich total müde gemacht hat. Also habe ich mich an den Schwimmingpool auf eine gemütliche Liege gelegt, während Chris woanders las. Da die Sonne schien, habe ich mich gut zugedeckt und bin tief dann eingeschlafen. Im Schlaf habe ich mich dann so unter die Decke gekuschelt, dass von mir nichts mehr zu sehen war, im Unterbewusstsein wissend, dass pralle Sonne nicht gut ist.
Chris und ich hatten vereinbart, uns eine Stunde später wieder zu treffen. Da ich tief schlief, kam ich nicht. Nach einer Stunde Suchen wurden er und meine Eltern leicht panisch. Sie liefen auch immer wieder am Swimmingpool vorbei und schauten auf die Liegen, aber sie hoben natürlich nicht die Decke, die da über einem Bündel lag
Nach zwei Stunden meldeten sie mich als vermisst und die Maschinerie rollte an. Mein Foto wurde 50x fotokopiert und an Leute der Mannschaft gegeben, die ausschwärmten und jeden Winkel durchsuchten. Chris wurde auf Abruf in die Kabine geschickt, meine Mama setzte sich an den Swimmingpool und mein Vater suchte mich auf eigene Faust.
Das dauerte eine weitere Stunde und die Nerven lagen allmählich richtig blank.
Ich wurde irgendwann ohne jedes Zeitgefühl wach, wickelte mich aus den Decken und orientierte mich erst mal. Dann stand ich auf, gab die Decken zurück und wollte mal schauen, was meine Familie so macht. Ich war noch keine 20 Meter gekommen, als ich angesprochen wurde. "Ob ich Britt M. wäre?"
"Ja, warum?"
"Sie werden vermisst. Wo waren sie?"
"Ich habe am Swimmingpool geschlafen."
"Okay, ich rufe jetzt ihren Mann an, er macht sich grosse Sorgen"
"Aber warum denn?"
Als Antwort drückte er mir sein Telefon in die Hand, nachdem er Chris mitgeteilt hatte, dass sie mich wohlbehalten gefunden haben und ein fassungsloser Chris fragte, wo ich sei? Was passiert wäre? Er käme sofort.
Ich stand dann da neben dem Wachmann, immer noch nicht richtig wach, als Chris kam, mit Tränen in den Augen und sehr erleichtert. Er nahm mich fest in die Arme und die umgebenden Leute schauten schon sehr interessiert.
Dann kam meine Mam, drückte mich fest und meinte, dass sie sich sicher gewesen wäre, dass ich nicht über Bord gegangen wäre, aber sie hätte sich auch Sorgen gemacht. Sie hätte die ganze Zeit am Swimmingpool gesessen, aber mal kurz in den Waschraum gemusst.
Den Vogel aber schoss mein Vater ab. Ich sah ihn schon von weitem heranlaufen und als er mich sah, rief er laut und sehr erleichtert:
"Du lebst. Gottseidank, Du lebst". Wobei ihm die Tränen herunterliefen und er mich in die Arme nahm.
Ich wäre am liebsten im Boden versunken.
Den nächsten sehr peinlichen Vorfall hat meine Mam "verursacht", wobei der Fehler nicht bei ihr lag. Die Sicherheitsvorkehrungen waren hoch. Nach jedem Landgang musste man sich beim Sicherheitspersonal neu einchecken und die Taschen, Rucksäcke etc wurden gescannt.
Wir hatten einen schönen Landausflug und waren wieder an Bord, mit ganz vielen Eindrücken.
Ich wollte mich ein bisschen hinlegen und Chris wollte an Deck lesen.
Ich lag 10 Minuten, als meine Mutter ausgerufen wurde. Sie möge sich sofort bei irgendeinem Bordpersonal melden. Erkannt habe ich die Meldung aber nur an der Nennung der Kabinennummer, nicht an ihrem Namen. Der wurde sehr englisch ausgesprochen.
Ich ahnte eine weitere Katastrophe und sauste zu Chris an Deck. Bei ihm sass meine Mam bei einem Glas Wein, sehr entspannt.
Im selben Moment kam mein Vater begleitet von 2 Wachleuten. Er zeigte auf meine Mam und erklärte den Wachleuten, dass das seine Frau sei, leicht blass.. Die verglichen Mam mit der Fotografie auf ihrem Flyer und zogen sich freundlich zurück.
Mein Vater meinte leicht erschüttert: "Kann mir mal jemand ein Bier holen" und erzählte, was passiert ist:
Meine Mam hat es irgendwie geschafft, unregistriert an Bord zu kommen. In Russland
Mein Vater hatte mit ihr ausgecheckt, ist aber für das Schiff allein wieder zurückgekommen, bevor das Schiff abgelegt hat.
Nun haben schon öfter Ehemänner versucht, unliebsame Ehefrauen auf einer Seereise bei einem Landausflug loszuwerden.
Folglich war mein Vater verdächtig.
Er sass also mit Mam an Deck, als ihnen kalt wurde und er in die Kabine ging, um warme Jacken zu holen. Kaum war er drin, klopfte es an der Tür und zwei Besatzungsmitglieder standen davor. Sie würden gerne meine Mutter sprechen. Wo sie denn sei?
Mein Vater, noch völlig ahnungslos, meinte munter, dass sie an Deck in der Sonne sitzen würde und er grade nur Jacken holt.
Sie baten ihn dann extrem förmlich und deutlich, dass er sie sofort zu meiner Mam bringen möge und sagten ihm, dass Mam nach den Aufzeichnungen nicht an Bord sei. Meinem Vater war sofort klar, was sie dachten und brachte sie sofort zu Mam.
Die Arme musste sich dann erst mal von Papa anhören, dass sie alles falsch beim Einchecken gemacht haben müsste, sonst wäre es nicht zu der Situation gekommen. Worauf meine Mutter zu Recht empört entgegnete, dass sie ja nun nichts dafür könne, wenn der Kontrolleur ihre Karte nicht durchzieht.
Mein Vater murmelte daraufhin nur ahnungsvoll, dass die Familie M einen roten Vermerk bekommt: "Nicht aufs Schiff lassen"
Dass wir die Reise noch mal machen können, hängt auch mit Pacos Tod zusammen. Wir haben so viel Geld übrig, seitdem er gegangen ist. Die letzten 1,5 Jahre war er richtig teuer, was Medikamente und Tierarzt betraf. Apoquel in hoher Dosierung, Vetmedin, Tramal, Cimalgex, Cortison und Zusatzmittel. Da läpperte sich einiges zusammen. Dazu kamen die Wochenenden in Holland, weswegen wir eigentlich keinen Urlaub gemacht hätten. Dass uns unsere Freunde die Gite kostenlos zur Verfügung gestellt haben, war ein Geschenk und Paco konnte noch mal Meer und Sonne geniessen.
Er fehlt so sehr, aber die Vorstellung, dass er da, wo er jetzt ist, ständig schwimmen kann, Pylone und Bälle unbegrenzt zur Verfügung stehen und er keine Schmerzen mehr hat, ist schön. Und irgendwie ist er noch bei uns. Wenn wir dieselben Wege gehen, auf denen Paco mitgegangen ist, ist er ganz nah.
Kalle hat nun Pacos Futterplatz. Paco ist immer als erstes gefüttert worden, direkt neben der Arbeitsplatte, auf der die Näpfe gefüllt wurden.
Krümel wurde als zweites gefüttert, auch in der Küche und Kalle als Letzter im Flur.
Das üben wir nun schon seit ein paar Tagen, aber immer, wenn ich den Napf in die Hand nehme und "Kalle-für Dich" sage, saust er immer noch in den Flur.
Ich muss ihn dann zurückrufen und mit immer wieder grossem Erstaunen sieht er zu, wie ich seinen Napf an Pacos Platz stelle. Dann haut er aber unbeirrt rein
Wenn Tinkerbell hier einzieht, macht es aber Sinn, dass sie erst mal abgetrennt von den anderen frisst und dafür ist die Fütterung im Flur ideal.