Wenn Matthias kein Problem mit dem OT hat?
*setz ich jetzt mal voraus*
Also ich hab glaub ich "nur" 2 oder 3 Folgen mit der Ausbilderin gesehen - vielleicht (aber das glaube ich nicht) hat das Ganze ja einen tieferen Sinn, der sich erst ganz am Schluss herauskristallisiert hat, oder mein Bild eines Behindertenassistenzhundes ist einfach ein ganz anderes - kann ja sein.
Kritikpunkte sind folgende:
- die Rasse
- die Aufzucht des Welpens innerhalb der Familie
- überhaupt schon einen Welpen zu nehmen/fest einplanen
- das Alter und die Behinderung des Kindes an sich
- die Eltern
- Konzeptlosigkeit der Trainerin
Zur Rasse:
Auch wenn dies der beste Zwinger für Langhaar-Collies der Welt mit den besten Zuchttieren überhaupt ist, halte ich die Rasse nicht für geeignet für Assitenzhunde. Mal abgesehen von der Gesundheit so habe ich die Rasse bisher als sehr agil, nicht unbedingt nervenfest und sehr arbeitsintensiv kennengelernt. Tolle Hunde, keine Frage und bestimmt auch super gelehrig, aber für diesen Verwendungszweck und mit diesem Kind (laut unkoordiniert) eher unpassend. Von dem Arbeitspensum (körperliche und geistige Auslastung, Fellpflege) wenn der Hund "frei" hat, mal ganz abgesehen. Es gibt da wirklich andere Rassen, die sich besser bewährt haben.
Aufzucht des Welpens innerhalb der Familie/überhaupt ein Welpe:
Ich habe es in Reportagen über andere Behindertenassistenzhunden gesehen, weiß aus Gesprächen mit "alten" Hundesportler und aus der Aufzucht eines Familien- und eines eigenen Hundes von Welpenbeinen an, dass die Welpen-/Junghund-/Pupertätszeit zwar supertoll ist, aber sie ist arbeitsintensiv und sie bietet genügend Potenzial für spätere Konflikte, wenn es um die eigentliche Ausbildung geht.
Eine Familie mit Kind und erst recht mit einem behinderten Kind hat nicht die Zeit und (meistens) auch das Wissen einen Welpen optimal durch die wichtigen Sozialisierungs- und Prägephasen zu bringen. Fehler die hier gemacht werden, kann man zwar meist wieder ausbügeln, aber dieser Hund soll ja eine bestimmte Aufgabe haben. Dann ist es eigentlich wichtig, dass die Welpen "frei" (ohne großartige Erziehung/Beeinflussung) aufwachsen damit man ihre Anlagen und Wesenzüge erkennen und die Tauglichkeit des Hundes für den angedachten Job überprüfen kann. Das können die zukünftigen Besitzer (meist) nicht leisten, weil (und hier kommt das Konfliktpotenzial) man sich ja mit dem Hund beschäftigt. Man spielt mit ihm, lässt ihn bestimmte durchgehen weil er ein Welpe ist, erzieht doch schon an dem Hund rum weil, er ist ja so süß etc.pp. Das führt zu Konflikten, wenn es dann später an die "richtige" Erziehung geht.
Deshalb arbeiten die Institute, die "fertige" Hunde anbieten auch mit Pflegefamilien - der Welpe wächst geliebt auf und kommt dann in die Ausbildung, sofern er brauchbar ist. Wenn nicht geht er meist zurück an die Familie.
Tja und was macht man, wenn der Hund eben für den Job nicht tauglich ist? (egal ob Wesen oder Gesundheit) Dann müsste man eigentlich den Hund wieder abgeben oder extreme Kompromisse in Bezug auf seine spätere Verwendung machen. Welche Familie, die ihr Herz an den Hund gehangen hat wäre bereit, den Hund wieder abzugeben? Richtig, also wird ein Hund ausgebildet, obwohl er eigentlich untauglich ist und niemals so gut wird, wie ein anderer, oder er bleibt Familienhund und es gibt eben keinen Assistenzhund, dafür aber einen Hund der "unnütz" jede Menge Arbeit macht - im Falle von körperlicher Untauglichkeit auch noch hohe Kosten.
Das Kind:
So wie ich das Kind erlebt habe - genaue Behinderung weiß ich nicht - ist es eine Zumutung für jeden Hund. Sie ist laut, unkoordiniert dabei aber auch schon ziemlich kräftig. Ob das mal irgendwann besser wird, weiß ich nicht, aber das Mädchen wirkte auf mich nicht so, dass es in der Lage wäre dem Hund jetzt und in Zukunft Befehle zu geben und das Lob zu koordinieren.
Vielleicht soll der Hund ja eine Art Epilepsie- oder anderer "Meldehund" werden und sonst nicht weiter mit dem Mädchen agieren (außer was man mit einem normalen Hund macht), dann wären wir aber wieder bei falscher Rasse. Vielleicht sehe ich das mit dem Kind auch zu kritisch, für mich geht das was ich gesehen habe gar nicht, aber vielleicht wird das ja noch besser.
Die Eltern:
Irgendwie habe ich nicht rauskriegen können, was die Eltern sich für eine Verbesserung im Zusammenleben mit einem Assistenzhund vorstellen. Das Kind war noch in einem Alter, wo es eh noch "vollbetreut" wird, also um den Punkt Selbständigkeit des Kindes kann es nicht gegangen sein. Sie haben schon einen Hund, der nicht so wirklich erzogen schien (womit wir wieder beim Punkt Aufwachsen in der Familie sind) und sie wirkten auf mich auch nicht wie die "Hundler" schlechthin, die einem solchen Hund (Rasse) gerecht werden wollen.
Die Trainerin/Konzeptlosigkeit:
Ich traue der guten Frau durchaus zu super tolle Assistenzhunde für Rollstuhlfahrer auszubilden und sich auch sonst in viele Bereiche reinzufühlen. Aber ich habe bei ihr nicht das Gefühl dass sie diese relativ unerfahrenen Eltern und dieses Kind anleiten kann, den Hund "selber" auszubilden. Selbst wenn man täglich 3 Stunden trainieren würde - die Leute sind ansonsten mit dem Hund allein. Da steckt soviel Fehlerpotenzial drin, dass ich am Ergebnis ernsthaft zweifel.
Bei einem normalen Hund würde ich einfach sagen - egal, ist ja nur ein Hund. Hier wurde aber über den Weg eines Behindertenbegleithund berichtet. Das kann es einfach nicht sein und "verwässert" meines Erachtens den Status, den diese Hund in unserer Gesellschaft noch haben.
VOX hatte mal eine gute mehrteilige Reportage über die Ausbidung eines Behindertenbegleithundes in einem schweizer(?) Institut. Dort wurden die Welpen angeschafft, von Pflegefamilien aufgezogen, vom Institut auf die Bedürfnisse des Behinderten ausgebildet (in dem Fall Kind im Rolli), geprüft und dann mussten Behinderter und Hund zusammen eine Trainingszeit + Prüfung bestehen. Hätten z.B. Hund und Kind nicht harmoniert, wäre der Hund an einen geeigneteren Halter gegangen. Dieser Hund war top ausgebildet und eine wirkliche Hilfe für das Kind - der Hund kostet dann aber auch mal eben soviel wie ein top ausgestatteter Mittelklassewagen. Das was da bei Hund, Katze, Maus lief war nicht annähernd auf diesen Niveau und führt meines Erachtens zu solchen Hunden wie in meiner Nachbarschaft. Setzt sich dieser Trend auch noch fort, dass man für jedes "Wehwehchen" einen "Assistenzhund" anschafft und diesen als solchen den Behörden/Gesellschaft verkauft, dann tut man denen einen Bärendienst, die gute und nötige Assistenzhunde haben.