Gerald hat mal geschrieben, dass Kangals (und ich vermute, die anderen anatolischen HSH ebenso) keine Bindung an die Herde hätten, sondern tatsächlich das Territorium verteidigten.
Die europäischen HSH wurden dagegen traditionell auf die Schafe geprägt (schon als Welpe zur Schafherde gesetzt) und schützten insofern wirklich die Herde.
Allen HSH gemeinsam ist aber sicher das eigenständige Entscheiden. Grade die europäischen HSH waren (oder sind, sofern es diese Haltungsform wirklich noch gibt) im Unterschied zu den Anatolen mit den Herden auf den Weiden alleine, ohne Hirten, und mussten also autonom agieren. So habe ich es jedenfalls im Internet gelesen. Gerald weiß das sicher genauer.
Das sind 2 verschiedene Dinge. Alle diese Hunde schützen ihr Territorium, welches sozusagen "mitwandert", wenn die Herden ziehen. Kann man gut an seinem eigenen "HSH" erkennen, der binnen Minuten den gesamten Garten des Ferienhauses als seinen betrachtet und diesen auch verteidigt.
Die andere Geschichte ist die Prägung und die läuft in Asien meist anders als in Europa oder den USA. Die Asiaten werden auf Menschen, allerlei Dorfgetier und natürlich auch auf die Schafe geprägt, "Hauptansprechpartner" ist aber der Mensch, die Kinder des Dorfes usw. und wir wissen, daß wenn (!) ein Hund diese Möglichkeit hat, er immer die menschliche Gesellschaft vorziehen wird. Teilweise sogar gegenüber seiner Art, wie die Untersuchungen Hellmuth Wachtels beispielsweise ergaben. In Europa / USA erfolgt die Prägung hingegen ausschließlich bei den Nutztieren, maximal der Hirte soll den Part des Menschen ausfüllen, aber auch nicht zu eng. Liegt daran, wie Du schon geschrieben hast, daß in Asien in der Regel Hirten bei den Herden sind (gibt aber auch hier Ausnahmen). In Europa / USA sind diese zu teuer und die Hunde sind mit den Schafen allein.
In der Folge verhalten sich auch die Hunde gegenüber den Nutztieren unterschiedlich. An amerikanischen Herden kann man mitunter Demutsgesten gegenüber den Herdentieren beobachten (Lefzenlecken bei den Schafen, auf den Rücken werfen der Hunde, Blick abwenden usw.), worauf man in der Türkei in der Regel lange warten kann, die Hunde dort ignorieren die Herde weitgehend.
Und auch gegenüber Menschen sind die Hunde logischerweise anders im Verhalten. Kangals spielen mit den Kindern, laufen im Dorf herum, wenn die frei haben, lassen sich von Fremden anfassen. Neumodisch (bzw. anders) geprägte Hunde in Europa / USA reagieren hingegen scheu und misstrauisch auf Menschen, den Hirten ausgenommen. Und daraus resultiert dann auch die berechtigte Warnung, HSH aus Arbeitslinien (gemeint sind hier allerdings die, welche nach dem "System Coppinger" auf Herdentiere geprägt wurden), als Familienhunde anzuschaffen. Was in der Prägephase stattfand, bzw. nicht, kann man kaum noch nachholen.