Ich habe es bei meinem Hund mit konditionierter Entspannung versucht ... in Situationen, in denen er ganz einfach nur aufgeregt ist, nicht aggressiv:
Mein Hund hat bereits ein Konditionierung auf: am Hundeplatz am Auto angeleint werden, auf den Platz gehen, etwas supertolles machen. Diese Erwartungshaltung entlädt sich bei ihm in einem wilden Herumgehopse, bei denn ich auch schon mal angerempelt werde und einem stakkatomäßigen Bellen.
Diese Konditionierung sitzt übrigens ausgesprochen gut ... auch nach 30 mal aus dem Auto steigen und NICHT spielen sondern nur Pipi machen und wieder einsteigen, hopst und bellt der Hund.
Mit Leckerchen abfüttern habe ich probiert ... solange er kaut, ist er ruhig
Aversive Reize habe ich versucht, da müsste ich aber dermaßen massiv werden, das geht mir zu weit!
Nun hab ich mir nach einigen BB-Seminaren gedacht: boah, das ist ja mal echt geil, dass probierst du. Also schön geübt: eeeaaassssyyyyy! Einige Wochen lang geübt, bis ich so dachte, naja, das müsste jetzt reichen.
Wirkung in der Situation war dann leider = NULL.
Wirkung in weniger stressigen situationen = 0,5 auf einer 10 Punkte-Skala.
Naja, geschadet hat es ihm nicht, er hatte dadurch wahrscheinlich etliche Stunden mehr an Schmuse- und Kuschelzeit. Aber gebracht hat es auch nicht sehr viel.
Jetzt kommt wahrscheinlich wieder das Totschlagargument:
- nicht genug geübt, zu schnell die Belastung gesteigert.
Ja, das kann so sein, aber so ist das doch bei ganz vielen Problemen, mit denen die Leute kommen. Die haben schon den eigenen Hund im Arm gehabt, weil der sich für den entgegenkommenden Hund derart aufgeregt hat. Die gehen schon nur noch morgens um 5, wenn sonst keiner geht, weil der für alles ein Fass aufmacht. Die waren schon seit jahren nicht mehr in urlaub, weil der Hund nicht mit ins hotel genommen werden kann.
Diese Leute brauchen eine Lösung, jetzt, sofort, wenigstens eine, mit denen die Situationen irgendwie zu managen sind.
Natürlich kann man nicht nur eine Schiene arbeiten, nicht nur eine Blockade oder einen Abbruch setzen und das wars.
Natürlich muss man nach dem Abbruch von aggressivem Verhalten an einer positiven Gewöhnung an den Konfliktherd arbeiten und das Anbieten von Alternativverhalten positiv verstärken.
Um es noch mal ganz klar zu sagen: ich glaube, dass vieles machbar ist, dass viele Situationen bei vielen Hunden über GK, DS sehr gut zu lösen sind (Welpenerziehung läuft ja zu 99% so!). Das Problem ist das 1%, wo das eben nicht funzt.
Und ich glaube, diese Frage ist keine irgendwelcher biologischer Lerntheorien und ist auch nicht wissenschaftlich zu beantworten.
Das ist einzig und allein eine Frage der Einstellung zum Hund und zur Art des Umgangs miteinander.
Wenn ich die Frage der Übertragbarkeit innerartlicher Kommunikation auf zwischenartliche Beziehungen verneine, muss ich Alternativen finden.
Und ich muss Alternativen finden, wenn ich dem Hund etwas unnatürliches beibringen will .... dazu gehört das Reagieren auf bestimmte Hör- oder Sichtzeichen.
Wenn ich die Frage bejahe, dann wird das Anwenden von Mitteln wie körperliches Blockieren oder körperliche Massregelung legitim ... innerhalb der Grenzen des Tierschutzes, versteht sich. (Übrigens benutzt man dazu selbstverständlich auch Markersignale ... so wie es innerartlich auch üblich ist!)