Hi Alle,
ich verstehe eines in eurer Diskussion nicht: Warum werden aggressionsfreie Erziehungsmethoden als Wattebäuschen bezeichnet? Was ist Watte daran, wenn ich einen Hund in einer ( für ihn ) bedrohlichen Situation für gutes Verhalten belohne?
Ich bringe ihn in eine unangenehme Situation: Das ist sicherlich keine Watte.
Ich zeige ihm einen alternativen Ausweg aus der Situation: Das hat was mit Lernen zu tun.
Ich wende keine aversiven Methoden an, dennoch muss er in der Situation auf mich reagieren. Da sehe ich auch keine Watte.
Nehmen wir mal die andere Seite.
Der Hund wird in eine unangenehme Situation gebracht. s.o.
Der Hund erhält aufgrund seiner unerwünschten Verhaltensweise eine " äussere Einwirkung", was eine Fehlverknüpfung zulässt. Lernen unmöglich.
Nach der "äusseren Einwirkung" ist der Hund evtl. beeindruckt. Vielleicht auch nicht. Was habe ich also davon? Der Hund verknüpft in der Situation: Der Auslöser ( Mensch/Hund/Jogger/Radfahrer/LKW ) kommt, meine Bezugsperson reagiert ungehalten. Also habe ich recht mit der Annahme, dass der Auslöser gefährlich ist, denn wenn der weg ist, ist mein Bezugsmensch wieder gut gelaunt.
Viele Hunde beginnen immer früher zu reagieren, weil die erlernte Komponente ihm genau oben beschriebenes bestätigt.
Um auf meinen ersten Beitrag vor zwei Tagen Bezug zu nehmen. Lernen ist messbar, wissenschaftlich belegbar. Wir arbeiten so, wie die Wissenschaft lernen beschreibt. Die sogenannte Lernbiologe oder Lerntheorie. Lernen ist für alle Säugetiere gleich. Ich hoffe doch sehr, dass niemand sein Kind an der Kehle packt und auf den Boden wirft, um eine sanfte oder weniger sanfte Alpharolle zu machen.
Ich würde übrigens die Vertreter der knackigeren Erziehungsmethoden gerne mal bei Wölfen oder Großkatzen eine Alpharolle machen sehen.
Oder bei einem Elefanten. Das alles sind ja Rudeltiere und unterliegen dann auch den gleichen Gesetzen.
Positive Verstärkung hat keine negativen Nebenwirkungen. Im schlimmsten Fall belohne ich den Hund zum falschen Zeitpunkt. Wenn das nun nicht in regelmäßiger Folge mehrere Male hinter einander passiert, hat es Null Auswirkungen.
Wer so blöd ist, dauernd falsch zu belohnen, der ist auch nicht in der Lage dauernd richtig zu bestrafen. Ich denke, insofern sind beide Lager meiner Ansicht.
Nun zum Lernen über Bestrafung. Um richtig zu bestrafen bedarf es eines sehr guten Timings. Ich spreche das vielleicht einem Zehntel der Hundehalter zu und damit habe ich, glaube ich, sehr hoch gegriffen.
Ausserdem müsste der Hund IMMER mit der MAXIMALEN HÄRTE in JEDER Situation bestraft werden, da es sonst nicht eindeutig ist. Niemand von von uns hier im Forum hat aber vor, seinen Hund wegen jedem Schei.. den dreifachen Auerbach am Halsband machen zu lassen oder den "Alpha zu würfeln". Das unterstelle ich nicht nur, davon bin ich felsenfest überzeugt.
Stellt sich also die Frage, warum überhaupt mit positiver Strafe arbeiten?
Wir arbeiten auch mit Bestrafung. Aber nicht, indem wir etwas Unangenehmes hinzufügen, sondern in dem wir etwas Angenehmes entfernen.
Um zu verdeutlichen was ich meine: Ihr tut nicht das was ich von euch will.
Positive Strafe: Ich haue euch eine runter. Ich habe also etwas Unangenehmes hinzugefügt.
Negative Strafe: Ich nehme euch euer geliebtes Handy, eure Schokolade, euren Kaffee, whatever, weg.
Was hat für unser gemeinsames Weiterleben die größeren Nebenwirkungen? Handy, Kaffee, Schokolade kann ich euch wiedergeben, ihr könnt euch neue Sachen kaufen. Unschön, aber regulierbar.
Die Backpfeife.............die kann ich nicht mehr wegnehmen. Unser gemeinsames Verhältnis ist nachhaltig gestört. Unschön, aber nicht mehr regulierbar.
Und um alle aufkeimenden Diskussionen gleich zu entkräften:
Positives Training funktioniert bei jedem Hund mit jedem Problem. Egal ob Aggressionsprobleme, Angstprobleme, erlernte Verhaltensweisen, man kann sie über positives Training therapieren.
Negatives Training funktioniert auch, nur leider nicht bei jedem Hund. Und da kommt dann meine persönliche Einstellung zum Tragen: Wenn etwas nur manchmal funktioniert, verwende ich es nicht.
So, und nun gehe ich arbeiten
Schön positiv denken
Liebe Grüße
Dieter