Honesty schrieb:
Ganz ehrlich habe ich oft den Eindruck, dass nicht die Stellenknappheit das Problem ist, sondern die Tatsache dass sich manche Menschen (NICHT alle) einfach zu fein für manche Jobs sind. Sei es nun weil sie dreckig sind oder schlecht bezahlt...
Ich kann nur für mich sprechen (2003/2005 ein Jahr arbeitslos gewesen), und mein Problem war eher das gleiche wie von Gaby+Spaniel: Es hat mich keiner eingestellt, auch nicht für einen 400 Euro Job, weil ich
überqualifiziert war.
Ne Studierte, und dann noch mit Doktortitel, wollte sich keiner ans Bein binden. "Die findet eh schnell was Besseres und ist dann wieder weg", oder "Die kann dann ja mehr als ich", oder "Deren Gehaltsvorstellungen können wir sowieso nicht bezahlen..." - keine Ahnung, was die sich so vorgestellt haben.
Bei der Agentur für Arbeit wollten sie die Bemerkung, dass ich zB auch an einer Stelle in einem Sekretariat (Fremdsprachen) interessiert wäre, gar nicht erst in den Computer aufnehmen, weil sie meinten, da meldet sich eh keiner.
Und ja, ich habe zwei mögliche, eventuelle, usw Jobs in größeren Agenturen (die so Pressearbeit für große Firmen machen, Bereich Pharma und Medizin) nicht angenommen, weil die meinten, ich müsse erstmal ein einjähriges Praktikum mit 200 bzw. 250 Euro Aufwandsentschädigung im Monat machen um zu zeigen, ob ich fachlich überhaupt deren Niveau entspräche.
Entschuldige, nein, das habe ich
nicht nötig. Ich komme
nicht frisch von der Uni ohne jede Berufserfahrung. Ich habe ein Diplom und ich habe promoviert, im Gegensatz zu der Dame am Telefon.
Ich habe eine Weiterbildung zum Thema Pressearbeit und Redaktion hinter mir, die in der Branche allgemein gut angesehen ist und in der ich überdurchschnittlich abgeschnitten hatte (das war so offensichtlich, dass ich es hier jetzt einfach mal erwähne - wir kennen uns ja, du weißt, dass ich sonst eher nicht so bin, aber es geht hier um Fakten).
Ob ich schreiben kann, sieht man an meinen Arbeitsproben, und ob ich ins Team passe, merkt man nach spätestens 4 Wochen.
Dafür braucht es kein Jahr. Danach meinetwegen nen Zeitvertrag, aber mit einem anständigen Gehalt.
Habe ich so vertreten und wurde prompt aussortiert. Ich war aber nicht traurig darüber. Für 250 Euro nen 60-Wochenstunden-Job machen, um dann vielleicht nach einem Jahr übernommen zu werden - dafür bin ich mir in der Tat zu schade.
Ich habe mich dann selbstständig gemacht. So verdiene ich zwar oft auch nicht mehr, aber dafür kann ich mir meine Zeit selbst einteilen, und wenn's blöd läuft oder ich nix schaffe, muss ich mich nur über mich selbst ärgern.
Aber das kann auch nicht jeder, und sich auch nicht jeder leisten. Ohne meinen Mann und sein Gehalt ginge das bei mir auch nicht.