Oder gehen
darf...
Darüber kann man schlecht diskutieren, das ist eine Grundsatzfrage. Wer den Grundsatz hat, sich mit bestimmten Typen von Leuten nicht auseinanderzusetzen, sondern sie zu meiden - was ja sein gutes Recht ist - der kann dann eben in genau diesem Punkt keine Kompromisse machen.
Was ich noch zu gestern schreiben wollte, ist folgendes... ich habe mich gefragt, ob es wohl Zufall ist, dass ich über zwei Ecken jemanden kenne, wo mir auch ausführlich erzählt wurde, wie nett und umgänglich der sonst so war... oder ob das daran liegt, dass man wirklich bei Leuten, die man kennt, versucht, zu relativieren... aber das glaube ich nach längerer Überlegung
nicht.
Ich denke, man betont das und es fällt einem selbst auf, wenn die Diskrepanz zwischen diesen zwei Seiten
extrem ist.
Ich bin gestern und heute wirklich nochmal meinen eigenen Bekanntenkreis durchgegangen, um "ähnliches" zu finden, und kam nur auf einen Fall, wo es eben durchaus anders war.
Als ich noch im Labor war, gab es eines Tages das Problem, dass auf einem der Rechner dort immer wieder wirklich fiese P.ornografiebilder aufgingen. Ursache war ein Trojaner von einer einschlägigen Seite - und letztlich wurde ermittelt, dass der Verursacher einer unserer Doktoranden war.
(Als das rauskam, war ich wegen Umzug usw. grade länger nicht da, kenne also nur die Zusammenfassung). Der stand offenbar extrem auf P.ornos, und wenn es stimmt, was mir berichtet wurde, auf ziemlich kranke Sch.eiße.
Meine Kollegin (sozusagen Semi-Chefin), die als unsere Computerbeauftragte die Bilder gesehen hatte, haben die jedenfalls so verstört, dass sie mir das erzählt hat, weil ich ne Zeitlang mit ihm abends dort in der Abteilung arbeiten musste, und idR, nachdem die Putzfrau weg war, allein. Und sie meinte, das sollte ich vielleicht besser nicht tun, oder die Versuche so legen, dass ich da bin, wenn noch andere Kollegen spät arbeiten... whatever.
(Sie hatte das auch mit unserem Chef besprochen, aber der fand ihre Bedenken überflüssig - ich denke, er hatte auch Recht damit, aber jedenfalls überließ er ihr das, mich drauf anzusprechen oder nicht.)
So - nun war ich im ersten Moment als bekennendes Landei durchaus ein wenig entsetzt darüber, dass
überhaupt jemand, den ich kenne, mit Begeisterung regelmäßig P.ornos anschaut... angeblich tun das ja viele oder fast alle Leute, aber entweder reden die mit mir alle nicht darüber und nur mit anderen, oder ich kenn zufällig nur die, die das nicht tun.
Und darüber, dass es offenbar P.ornos waren, nach denen man sich Sorgen um Kolleginnen machen musste, noch mehr.
Aber darüber, dass es gerade
dieser Typ gewesen war, war ich eigentlich
nicht überrascht, denn der zeigte auch sonst ein entschieden eigenartiges und eher mangelhaftes, rudimentäres Sozialverhalten.
Mit anderen Leuten wurde zB grundsätzlich nur gesprochen, wenn es gar nicht zu vermeiden war, weil man etwas von ihnen brauchte, Antworten auf ein freundliches "Hallo!" mussten mühsam antrainiert werden... Darüber, dass es Gemeinschaftsaufgaben gab, die reihum verteilt wurden, meinte er anfangs ernsthaft, eine Grundsatzdiskussion führen zu müssen, denn er benutzte ja gar nicht alle Geräte... Er meinte auch, er braucht nie jemandem helfen, weil er ja auch selbst nie Hilfe einfordert und selbst für seinen Kram sorgt... sowas ging alles nur per eindeutiger, ganz klarer Anweisung. In anderen Worten: Der Mensch war sogar für einen Naturwissenschaftler außerordentlich verbockt und sozial minderbegabt, das ging vielleicht sogar schon in Richtung Asperger (oder etwas ähnliches)
Und nein, da hat es mich nicht gewundert, dass da auch sonst so das eine oder andere nicht stimmte.
Da war es eher so, dass einem mit diesem anderen Vorfall erst noch alles andere nochmal so richtig ins Bewusstsein kam, was an dem irgendwie "anders" war. Weil's so viel Nettigkeit, die man sich ins Bewusstsein rufen konnte, bei dem schlicht nicht gab.
Die spätabendliche Arbeit mit dem war letztlich übrigens völlig problemlos möglich, denn als reale Person wurde man ja weitgehend ignoriert...
- deutlich effektiver und sinnvoller, als eingeschnappt herumzuschmollen. Denn ich kann ja nur wissen, dass jemand mich falsch verstanden hat, aber nicht, wo genau, oder woraus er schließt, dass ich gerade Einstellung X vertrete.
