Ich glaube, wenn Du wie meine Cousine in Hamburg Billstedt leben würdest und Dein Sohn da auf die Schule gehen würdest, würdest Du vielleicht auch wie sie eher zu "völlig unzureichend" tendieren.
Wenn ich in Duisburg Marxloh leben würde, oder in Dortmund, oder auch nur in Neuss, vermutlich ebenfalls.
Aber diese Probleme sind nicht
neu - die gab es auch schon vor 2015, und wer behauptet, erst
seitdem sei das hier so, hat mE ein ziemlich kurzes Gedächtnis oder sich vielleicht vorher nie mit der Thematik befasst?
Auf die gesamte Integrationspolitik bezogen stimme ich dir zu - das ginge sicher (vielerorts) noch erheblich besser.
Und an manchen Orten ist es katastrophal.
Aber:
1) Schon lange.
2) Trotzdem ist in Deutschland nach 2015 nicht alles zusammengebrochen. Außer in Berlin.
3) Insgesamt ist Deutschland aber in Sachen Integration meiner Meinung nach besser als sein Ruf.
Ich höre ganz oft, wie gut ich es doch habe, dass meine Kinder in so einer wenig diversen Gegend leben und auf eine wenig diverse Schule gehen.
Und wenn man dann mal hinschaut, hatte mehr als jeder zweite Mitschüler mindestens entweder ein nicht deutsches Elternteil oder ein bis zwei nicht deutsche Großeltern (wie meine Kinder).
Das ist dann -
wir als Eltern sind dann - die Kinder der ersten Gastarbeitergeneration, die geblieben ist, teils deutsch geheiratet hat… einen deutschen Pass hat oder auch nicht, deren Kinder aber deutsche Pässe haben.
Wir füllen die Statistik mit auf, aber uns
sieht man nicht und schimpft uns: privilegierte biodeutsche Intellektuelle, die keinen Plan haben und die Wahrheit über Integration nur nicht sehen wollen.
Wir
sehen sie aber - weil wir wissen, wo wir hinsehen und nach was wir suchen müssen.
Während anderenorts nach meinem Empfinden die Lage oft eingeschätzt wird, als würde gelten: „Wenn einer keine Probleme macht und nicht auffällt, kann er oder sie keinen Migrationshintergrund haben.“
Nach der Logik machen dann „Menschen mit Migrationshintergrund” halt immer Probleme und integrieren sich nie, denn wer sich integriert, fällt ja nicht mehr auf, und wer nicht auffällt…
Ich stimme dir darin zu, dass alles auch noch erheblich besser gehen würde. Sogar sollte.
Aber ich denke aus meiner Perspektive auch, dass der Blick auf die existierenden Mängel beim Umgang mit Zuwanderung ein extrem selektiver ist, der wesentliche Aspekte des Themas gar nicht erfasst.