Hallo Schäferwuffi,
Original geschrieben von Schäferwuffi
Letztendlich werden dort Sachen abgefragt, die aus dem "normalen" Leben sind.
Jein...
Angeschrien werden passiert zum Glück nicht täglich, aber es könnte jedem Hund-Halter-Gespann mal passieren.
Zum Abtesten, ob der Hund ein übersteigertes Aggressionverhalten hat, ist so eine Aufgabe sinnvoll. Er darf sogar zuschnappen, er würde erst dann als übersteigert aggressiv eingestuft werden und damit durchfallen, wenn er 10 Minuten nach Beendigung der Provokation noch immer aggressives Verhalten zeigt.
Du bemängelst, daß deine Sheila schon bei diesen Übungen von der Prüfung ausgeschlossen wäre. Dabei sollte das doch jeder Hund können - neutral an Artgenossen und Menschen vorbeigehen.
nochmal jein.
Hier die Sheilas Beurteilung zu Aufgabe 36.
"Aufgabe:
Der zu prüfende Hund vom Halter isoliert (Sichtschutz) wird ca. 2 m vor dem Zaun angebunden und mit einem gleichgeschlechtlichen Hund konfrontiert."
Verhalten:
"Bellt in Richtung Ausgang, zurück gelegte Ohren, Maulschlecken als der Testhund vorbei geht"
(Bellt, weil sie Verlassensangst hat, hinter mir her)
Die beschriebenen Körperzeichen sind Beschwichtungsgesten, oder wie siehst du das?
Dieser WT war am 5.3.2002, kurz nachdem ich sie aus dem Tierheim geholt habe. Kurz danach ist sie zum dritten Mal in ihrem Leben von einem Hund angegriffen und zusammengebissen worden - dieses Mal ohne Maulkorb, aber ich habe ihr den Fang zugehalten und sie ganz kurz am Halsband gehalten, weil ich nicht wollte, dass der andere Hund was abbekommt. Klar- falsch. Aber ich hatte total Angst, dass mir keiner glauben würde, schließlich war der angreifende Hund ein Schäferhund und meiner ist ein Listenhund. Und wenn Sheila vorläufig beschlagnahmt worden wäre, sie hätte ein Zurück in einen Zwinger nach fast zwei Jahren Tierheim nicht überlebt. Sie war gerade bei mir eingezogen.
Was ich sagen will: Sheila hat sich bis Sommer 2002 normal verhalten. Sie hat ein ängstlich-aggressives Verhalten erworben, was ich nachvollziehen kann. Sie will nie wieder gebissen werden und befürchtet bei jeder Annäherung einen neuen Angriff.
Derzeit ist es - nach viel Training - so:
Vorbeigehen ist okay, Annäherung der anderen Hunde, insbesondere von hinten, nur bis zu einer gewissen Distanz. Diese Individualdistanz will sie, begründet mit ihrer erlebten Geschichte, gewahrt wissen. Wenn ein Hund anfängt, sie zu beschnüffeln, dann wird sie Zeichen geben, dass sie dies nicht will.
In einer Prüfungsgruppe mit vielen Hunden wird es höchstwahrscheinlich ein Hund versuchen, denn diese aufgezwungene Nähe von einer halben Hundelänge verleitet Hunde dazu, die Gelegenheit zu nutzen, sie zu beschnuppern.
Der letzte Hund, der dies gemacht hat, war vor drei Wochen ein junger Rüde auf dem Hundeplatz, der sämtliche ihrer Zeichen ignoriert hat und auf Rufen des Halters nicht abließ, sich ihr zu nähern und sie hinten zu belecken.
Diesen Rüden hat sie - nach mehreren Drohungen - angeschnauzt, zu Boden gedrückt und sich knurrend über ihn gestellt - er hat sich gleich unterworfen, als er endlich begriff, dass sie es ernst meint.
Das ist ungeplant passiert, während eigentlich alle Hunde eine Bleibübung machen sollten. Es ist kein Blut geflossen, eigentlich ist nichts passiert, außer dass der Jungrüde vielleicht was gelernt hat.
Das ist für mich normales Hundeverhalten, auch wenn es nicht erwünscht ist, dass sie sich kloppen, so kann das schon mal vorkommen. Sie ist für mich damit nicht übersteigert aggressiv und vor allem nicht gefährlich.
Trotzdem möchte ich solche Zusammentreffen vermeiden. Vor allem, wenn sie angeleint ist und nicht ausweichen kann. Deshalb wird sie im richtigen Leben nie irgendwo angeleint abgelegt, außer ich kann jederzeit eingreifen, z.B. wenn ein unangeleinter Hund dazukommt.
Jeder Hundehalter sollte selber wissen, ob er seinem Hund bestimmte Situationen zutraut und lieber vermeidet. Wenn bestimmte Situationen als problematisch bekannt sind, vorher angesagt werden und im Test - wie im richtigen Leben - vermieden werden, dann sollte dies nicht zu einem Maulkorbzwang führen.
Ich kenne einige Leute, die mit ihrem Hund auf der Kirmes durch die Menschenmassen gehen. Hier muß man dann auch im Slalom durch die Menschen laufen und was einem an Hunden entgegenkommt, ist meist erst zu spät sichtbar.
Menschenmassen an sich sind natürlich kein Problem, auf andere Hunde achte ich aber ständig. Wenn trotzdem unerwartet ein Hund z.B. plötzlich um eine Ecke kommt, dann passiert nichts - wenn wir umgehend den Abstand vergrößern.
meine Hunde lasse ich nicht so gerne 30 Meter von mir entfernt laufen. Dann sollen sie lieber das Kommando "hier" beherrschen. Denn bei 30 m Entfernung ist der Hund schon ganz schön aus dem Einwirkungsbereich seines Herrchens
Sicher, meist geht 'hier' genauso gut wie 'platz' auf Distanz.
Beispiel:
Waldspaziergang, Hund ist 20 m voraus, von vorne kommt ein Jogger, zwischen Hund und mir kreuzt gerade ein Eichhörnchen den Waldweg. Bei 'hier' würde der Hund auf dem Weg zu mir das Eichhörnchen sehen, was ich vermeiden will. Wenn der Hund passend am Wegrand ist, schick ich ihn ins Platz, bis der Jogger vorbei ist (nicht weil's nötig wäre, sondern weil der Jogger sich gut fühlen soll)
Welcher Hund reagiert nicht aggressiv, wenn ein Mensch in Drohhaltung, mit erhobenem Stock und laut schreiend auf ... Hund mit Herrchen stürmt? 2/3 aller Hunde bestimmt.
Hätte ich auch gedacht.
Interessanterweise waren es deutlich weniger.
* Bedrohung mit/ohne Stock (Kat1/Kat2
139 von 415 Hunden (33%) zeigen aggressive Zeichen, aber 67% bleiben aggressionslos
* Anschreien: 101 von 415 Hunden (24%) zeigen aggressive Zeichen, aber 76% bleiben aggressionslos
* Anstarren (Drohfixieren
165 von 415 Hunden (39%) zeigen aggressive Zeichen, aber 61% bleiben aggressionslos
Als aggressives Zeichen wurde gewertet:
a) akustische Signale (Knurren, tiefes Bellen, Fauchen, Schreifauchen)
b) optische Signale (Zähneblecken, Drohfixieren)
und natürlich alles, was dies übersteigt
Sheila bei Aufgabe 20. (Bei dieser Aufgabe kriegen zum Schutz der Testperson alle Hunde einen MK auf.)
"Eine Person schreit den Hund wütend an. "
Verhalten:
"Mit Maulkorb: geht der Testperson mit zurück gelegten Ohren und tief gehaltener Rute entgegen"
(Anmerkung: Körperzeichen m.E. Beschwichtigung.)
direkt im Anschluß:
Sheila bei Aufgabe 21.
"Eine Person spricht Hund an. " (die Schrei-Person hört auf zu schreien und kramt Frolic raus)
Verhalten:
"Tief wedelnde Rute, zurück gelegten Ohren, nimmt eine Futterbelohnung an"
Sheila bei Aufgabe 28:
"Eine Testperson geht auf den Hund zu, schreit ihn an (ohne Hilfsmittel).
Verhalten:
Aufmerksam, Maulschlecken, weicht etwas aus"
(Anmerkung: das 'zu gehen' war ein Rennen quer über den Platz zielgerichtet auf den Hund zu, laut schreiend.
Maulschlecken m.E. wieder Beschwichtigung.)
a. Übungen wie 20/28 gibt es in NRW nicht
b. Sheila hat diese Übungen gut bestanden; in NRW hätte ihr dies nichts genutzt, da sie schon vorher im Hund-Hund-Kontakt durchgefallen wäre. Und das finde ich ungrecht.