So sehr ich Kirchen-Bashing auch liebe, so muss man auch der Realität ins Auge blicken - auch wenn auf dem Papier eine Gemeinde faktisch so und so viele Mitglieder hat, so ist schon seit Jahren ein großes Nachwuchsproblem zu beklagen.
Ich habe es im direktem Familienkreis - die Gemeinde war für den Freundeskreis meiner Eltern ein zentraler Bestandteil der Freizeitaktivitäten. Nicht aus religiöser Gründen, sondern eben aus "Gemeindegründen". Das wurde schon weniger als die "Großeltern" verstarben, jetzt wo die Generation meiner Eltern auch immer weiter ausgedünnt wird, merkt man das der Nachwuchs fehlt, weil wir, die Kinder unserer Eltern, eben nicht den freundschaftlichen Bezug zueinander haben und jeder Abseits der Gemeinde lebt/sein Leben hat.
Auch ist es für "Zugezogene" in ganz Deutschland nicht mehr üblich soziale/nachbarschaftliche Kontakte über die Gemeinden zu knüpfen - man weiß, wo die Kirche ist, nutzt vielleicht sogar deren Einrichtungen (KiTas, Sommerfeste) und geht eventuell noch Heiligabend in die Kirche - ansonsten haben die 30jährigen von heute doch keine Berührungspunkte mehr mit der Kirche. Du bist doch auch kein aktives Gemeindemitglied Matthias, frag mal in deinem Freundeskreis oder hier im Forum nach, wer sich wirklich in seiner Gemeinde engagiert - ich schätze, du wirst nicht viele finden.
So und wie sollen da die Kirchen bitte großartig was stemmen? Mit welcher Manpower? Und - ganz wichtig! - so dezent, dass sich niemand mit einer anderen Glaubensrichtung unangenehm berührt fühlt.
Unsere Gemeinde ist auch noch gerade am eroieren, wie sie den Flüchtlingen in den 2 Notunterkünften in unserem Viertel helfen kann. Bisher bietet sie Lagermöglichkeiten für Spenden im Gemeindehaus und bietet sich an zu helfen. Diese Hilfe muss aber auch gewollt werden - nicht von den Flüchtlingen, die haben da leider eher ein geringes Mitspracherecht bzw. werden da nicht involviert - sondern von den jeweiligen Verantwortlichen der jeweiligen Einrichtungen. Die haben momentan auch einfach soviel zu tun, um das Chaos irgendwie zu bändigen, dass Hilfeangebote von Außen abgelehnt werden müssen, weil Hilfe - so nett sie auch gemeint ist - verdammt viel Arbeit macht.
Also ich muss mich jetzt leider echt einmischen. Sorry, aber das stimmt einfach nicht. Als relativ katechismusfest Katholikin die im Zentrum des Katholizismus lebt ist die Situation hier einfach nur zum Kotzen. Der durchschnittliche Katholik rennt hier am Samstag abend und am Sonntag morgen aufgstrapst in die Kirche, hält sich tapfer an Fastentage (ALLE inklsuvie Freitag und Mittwoch sowie der dritten Fastenzeit) geht auch noch am Mittwoch in die Kirche und wenn es zwei Gottesdienste hintereinander gibt, dann auch gerne Gottesdienst reloaded, verbietet den jungen Mädchen alles körperliche, ist züchtig und ehrfürchtig, überlegt schon mal, ob man den Balkon exorzieren sollte (SIC!), lässt Blumensträuße weihen und putzt mit Weihwasser etc. und macht ansonsten.. NIX! Unsere nächstgelegene Stadt ist DIE Stadt, über die traditonell immer schon der gesamte Flüchtlingsstrom abgewickelt wurde und die aktuell auf die große Katastrophe wartet. Aufrufe zum Ehrenamt in ebenjener Stadt wurden (aufgrund eines Mailverteilerfehlers konnte man das leider ersehen) von 148 oder von mir aus auch 169 - auf jeden Fall weit unter 200 Personen wahrgenommen und wer war mal wieder NICHT dabei? Die scharwenzelnden, speichelleckenden guten Katholiken.
Wer hat hier ein privates Flüchtlingsheim aufgemacht? NICHT die Katholiken, nein, Privatleute.
Wer hat als erstes und EINZIGES einem Flüchtling Arbeit gegeben? Nicht die Katholiken, sondern der geächtete Schreiber des Dirndlpornos (jetzt weiss jeder wo ich wohne
).
Wer arscht jede freie Minute zu den Flüchtlingen und gibt ehrenamtlich Deutschunterricht? NICHT die Katholiken, zugezogende Agnostiker.
Wer backt Kuchen und schaut 'mal so nach dem Rechten? NICHT die Katholiken, nein,unsere katholischen Landfrauen backen derweil einen Kuchen für den sonntäglichen Kaffeekranz mit der Familie.
Und kommt mir jetzt bloß nicht mit Organisationsstrukturen und schwierigen sperrigen Abläufen. Kirche ist Kirche von unten und das, was hier gerade abläuft ist einfach nur Sonntagskatholizismus, der nur deshalb gelebt wird, weil d'Mama anschließend so an guadn Schweinsbrodn macht. Die Finger dreckig machen sich die humanistisch gebildeten unter uns, nicht die Gläubigen. Die halten sich fein raus, inklusive der Pfarrer und weiteren Figuren, die da so rumkreuchen und - fleuchen. Denen ist Jungfräulichkeit, sonntägliche beten und ein gottgefälliges Leben führen Predigtaufgabe genug.
Ich muss jetzt aufhören, ich werde bei dem Thema derart wütend, dass es dafür keine Maßeinheit mehr gibt.