Ich finde es total praktisch gewisse Regeln und Erklärungen zu haben, die ich nicht hinterfragen muss.
Ich finde das gibt Sicherheit und selber kann man eh nicht alles erklären.
Also, ich hab ja in den USA angefangen mich vom katholischen Christentum abzuwenden. Das hat nicht mal so viel mit den deutschen Katholiken zu tun sondern mit der strengen Auslegung die ich in der USA kennengelernt habe. Es sind praktisch die "besten Christen", sehr intolerant und den Kindern machte die Sunday School keinen Spaß, weil da nur Drill herrschte.Für mich immer wieder erstaunlich, wie unterschiedlich Menschen empfinden können.
Nichts war für mich persönlich je belastender, als religiöse Regeln, Gebote, Vorschriften und "Erklärungen".
Nichts gegen ein Wertegerüst, ganz und gar nicht, aber all die Zwänge, die mit Religion verbunden sind, habe ich wesentlich häufiger als ungesunde Belastung und Beschränkung, denn als Erfüllung erlebt. Für mich selbst sowieso, aber auch für viele Bekannte, Verwandte, die sich nie (ganz) davon befreien konnten, weil die Angst immer da war, im entsprechenden Umfeld "anzuecken".
Sicher mag es auch Menschen geben, die mit ihrer Religion, mit ihrem Glauben glücklich und zufrieden sind, die darin wirklich Halt finden, aber ich muß leider immer an die vielen anderen denken, die in ein religiöses Korsett geboren wurden und sich schlimmstenfalls niemals davon befreien können.
Nein. Der Bauplan des Menschen ist doch vor 3.000 Jahren nicht anders als heute. Es sind die gleichen Fehlungen und Sünden denen man verfallen kann. Und das was von Bedeutung ist, ist es damals wie heute.
Du gehst weltlich heran und sezierst jedes einzelne Gebot. Gebote die du glaubst zu verstehen veränderst du, bis sie in dein modernes Leben passen. Das ist Interpretation und es ist Assimilation von Geboten. Und es ist die punktuelle Betrachtung einzelner Bausteine. Du nimmst ein Bauwerk und ziehst Stein für Stein heraus, weil du glaubst den einzelnen Stein zu verstehen und nicht mehr zu brauchen. Was passiert also, wenn du dieses Spiel zu weit treibst?
Ich tue nicht was er erwartet. Ich kann es nicht mehr.
Du kannst zwar ein Auge darauf halten. Du kannst sogar versuchen, die Entscheidung zu beeinflussen. Aber letztendlich kannst du nur DA sein um zu helfen, sollte es notwendig sein. In der Hoffnung, dass du alles so richtig gemacht hast, dass sie zu dir kommen, wenn etwas schiefläuft... Meine Erfahrung, jedenfalls.
@HSH-Halter
Ich hoffe, Du fühlst Dich nicht bedrängt... Auch nicht be- oder verurteilt. Für mich eröffnet sich eine neue Denkwelt, eine ziemlich andere Sicht auf Religion, Gott und das Leben. Vieles fühlt sich für mich fremd an und manches passt so gar nicht in meine "Klein-Mädchen-Vorstellung" von Religion, die mehr auf Gefühl denn auf Wissen fußt.
Ich freue mich aber über viele Denkanstöße... Danke
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich lachen oder schockiert sein soll. Du kannst doch nicht versuchen deine Tochter zu verkuppeln!
Meinen Eltern hätte ich die Szene ihres Lebens gemacht, wenn zum Essen der Sohn eines Freundes eingeladen ist und ich irgendwann kapiere, dass der als potenzieller Ehepartner für mich angedacht ist. Wir leben im 21. Jahrhundert.
Aber wer entscheidet über das Alter in dem man seine Kinder in die Freiheit entläßt? Der Gesetzgeber. Ob das immer so richtig ist steht auf einem anderen Blatt.
@HSH-Halter Wurden deine Kinder eigentlich anders beschult als andere Kinder? Weil du bei den Nachteulen schriebst, dass du oft mit der Schule in Konflikt warst. Und ich kenne es von Zeugenfamilien so, dass sich gerne mal über den Biologie-Unterricht aufgeregt wird.
Speisevorschriften, strikte Aufgabentrennung und sonstige Trennung zwischen Männern und Frauen, um nur diese beiden Punkte rauszugreifen – das hat nichts mit dem menschlichen Bauplan zu tun. Auch nicht mit Sünde. Das hat heute einfach nicht mehr die Bedeutung wie vor 3.000 Jahren. Auch das orthodoxe Judentum hat im Lauf der Zeit Positionen überdacht und verändert. Das ist gut so.
Um Fehlungen und Sünden zu vermeiden, reichen Ethik, Moral und Selbstdisziplin.
„Weltlich“ verstehe ich als KomplimentScherz beiseite: Anstatt strikt zwischen „weltlich“ und „geistlich“ zu trennen, soll man sich um den harmonischen Einklang zwischen diesen beiden Polen bemühen. So wie die Harmonie zwischen Körper und Geist gesund und erstrebenswert ist. Weltlich und geistlich zusammen sind Teile des Ganzen.
Auch ein Rabbi interpretiert. Auch ein Rabbi assimiliert Gebote – du hast selbst Beispiele gebracht, wie man Schabbat-Regeln in der heutigen Zeit kreativ auslegt. Man macht einfach alles ein bisschen anders als alltags. Damit verbindet man das Weltliche und das Geistliche.
Das mit dem Bauwerk ist ein gutes Beispiel. Von Steine rausnehmen und wegwerfen habe ich nicht gesprochen. Wenn einzelne Steine bröselig werden, nimmt man sie heraus und ersetzt sich durch feste Steine. Dadurch gewinnt das Gebäude insgesamt an Stabilität.
Was meiner persönlichen Meinung nach damit zusammenhängt, dass du ein paar bröselige Steine aus der Mauer nehmen und durch tragfähigere ersetzen solltest. Das ist keine leichtfertige, sondern eine anspruchsvolle Aufgabe.
Auch das sind aber Regeln.
Es gibt Bereiche, da stimme ich dir zu. Das sind aber eher so "allgemeine" Bereiche, die das normale Miteinander betreffen. Stichwort Benehmen, Umgang mit anderen Menschen, Regeln - also im Grunde das, was die 10 Gebote besagen.
Wenn diese Regeln aber mein persönliches Leben betreffen (mit wem bin ich befreundet, Partnerschaft, Kinder etc) bin ich da raus. Die Vorstellung, man MUSS heiraten (oder man wird halt verheiratet) und man MUSS Kinder in die Welt setzen, ist für mich so aus der Zeit gefallen, das ist weit jenseits meiner Vorstellungkraft.
Allerdings bin ich jetzt auch nicht der ober-religiöse Mensch. Ich habe eine innere Abneigung gegen Religion als Institution. Ich sage immer, ich kann dem lieben Gott auch nahe sein, wenn ich im Morgengrauen in aller Ruhe durch die Heide reite. Dazu brauche ich kein "Gotteshaus".
Das ist übrigens eine sehr interessante Diskussion - auch für eher unreligiöse Menschen, wie mich. Interessante Einblicke in ganz andere Welten...
Aber wer bist du zu entscheiden welcher Stein bröselig ist und welcher nicht?
Wenn er bröselt, ist er bröselig. Wenn er bloß wackelt, nicht unbedingt.
Aber wenn es wirklich um bröselige Steine geht - die erkennt man. Und Ethik? Ist heutzutage ein Witz?
Ohne Religion ethisch zu leben ist nicht einfacher als mit Religion - im Gegenteil. Aber mir brauchst du nicht zu erzählen, dass es nicht möglich ist.
Du darfst das gern glauben, aber ich weiß, dass es anders ist.
Aber wenn ich mir die Welt angucke bekommen die meisten Menschen es ganz offensichtlich nicht hin.
Ist es mit Religion denn besser?
Hmmh.
Ich habe diesen Eindruck nicht unbedingt. Aber möglicherweise liegt das an der jeweiligen Religion.