Falls es so ist, dass er tatsächlich lediglich zwei Termine bei der ARGE nicht wahr nahm, halte ich es für sehr fraglich, ob eine 100 %ige Streichung der Bezüge für den Monat rechtens war.
Tja, bei Wohnsitzlosen gelten eigene Regeln. Die müssen ja alle paar Tage (oder gar täglich) auflaufen und ihr Geld für eben diesen Zeitraum abholen. Insofern geht es bei denen nicht um Monatsbezüge. Der Hintergrund ist, zu verhindern, dass sie an -zig Stellen parallel kassieren. Sind ja nirgends gemeldet, können also theoretisch an veschiedenen Orten "gleichzeitig" kassieren. Aus diesem Grund müssen sie quasi ihre Anwesenheit in kurzen Abständen dokumentieren. Tun sie das nicht, fallen sie durchs Raster.
Aber das wird doch heute durch das bundesweite Computerprogramm verhindert. Zu BSHG-Zeiten war das so, ja. Aber seit das SGBII gilt, gibt es doch eine bundesweite Erfassung, dh wenn der Kollege im Jobcenter die Daten eingibt, sieht er, dass der Mensch schon in Düsseldorf Leistungen bezieht, obwohl er vor seinem Schreibtisch in Köln sitzt und Gegenteiliges behauptet.
Geldeinteilungen, wie früher von den Sozialämtern, gerade für Personen mit besonderen, sozialen Schwierigkeiten vorgenommen, gibt es heute kaum noch. Meist wird monatlich oder höchstens 14tägig gezahlt.
Mein Stand ist: Wer keine Postadresse hat, bekommt kein Geld. Hat der Mensch eine, ist er auch im Programm zu erfassen und bundesweit abrufbar, zumindest im Zahlprogramm.
@Sheila Die Beschlagnahmung von Wohnraum und die Einweisung von Personen (egal ob sie dort vorher schon gewohnt haben oder nicht) geht meines Wissens gegen den Willen des Vermieters eh nur für zwei Monate, eben um den Vermieter zu schützen.
Früher war es allerdings Praxis, dass es ein betimmtes Kontingent an Wohnungen gab (nahezu alles Schlichtbau, dh Ofenheizung, mies gedämmt und Klo häufig noch auf dem Hof), in das zugewiesen wurde.
Heute hat man den Schlichtau nahezu abgeschafft, an seine Stelle ist aber leider nichts Neues getreten.
Und es gibt Menschen, für die war der Schlichtbau genau das richtige. Das waren meist kleine Häuschen, 2-3 Zimmer, Garten davor und eine Nachbarschaft, die ebenfalls aus schwierigeren Nachbarn bestand. Es gab keine große Isolation, wie heute, es entstand eine Gemeinschaft.
Es sind nicht viele Menschen, aber es gibt welche, von denen man zwar nicht sagen kann, dass sie nicht wohnfähig sind (denn die halten sich dann meist auch nicht im Schlichtbau), aber dass sie "nicht geschossfähig sind".
Dh sie halten sich im Schlichtbau, mit einem gewissen Abstand zu ihren Nachbarn, mit eigener Haustür usw.. Im Mehrfamilienhaus geht es über kurz oder lang über Kopf.
Und es gibt die, die in den Mehrfamilienhäusern hoffnungslos vereinsamen und sich im Zweifel die Birne wegsaufen oder ähnliches, die sich aber in einer weniger isolierten Gemeinschaft gehalten hätten.
Das Ganze ist, wie so oft, eine Kostenfrage, sehr kurzfristig gedacht (eine Notunterkunft für einen Monat für eine Einzelperson geht weit, weit über das hinaus, was eine Wohnung mit Beschaffungskosten kosten würde). Der Plan ist: Die Menschen gehen kurzfristig in die Notunterbringung und dann müssen sie aber wieder in eigenen Wohnraum.
Nur wenn es diesen Wohnraum nicht gibt, scheitert dieses Konzept. Das ist eigentlich ziemlich logisch, aber wie gesagt, es geht ja um kurzfristige Lösungen...
Natürlich hat die Wohnungslosenhilfe noch mehr zu bieten, betreute Wohnformen, vermittlung in anderweitige Beratungen und Wohnformen und und und. Aber für den Personenkreis, der außer der Wohnungslosigkeit keine besonderen sozialen Schwierigkeiten hat (wenn wir Schulden mal ausklammern, also keine Suchterkrankung, keine psychische Erkrankung, keine massiven Gewalterfahrungen usw), für den heißt es: Geh kurz in die Notunterkunft und dann sei bitte wieder weg.
Für meinen Personenkreis (Konsumenten harter, illegaler Drogen, wie es so schön heißt) sieht die Nummer nochmal ganz anders aus. Da gibt es wenig Optionen...konsumierend oder auch substituiert, selbst ohne Beigebrauch haben die kaum eine Chance auf eigenen Wohnraum. Und selbst nach absolvierter Therapie siehts mau aus.
Es gibt aber auch kaum langfristige Wohnangebote, die einen Konsum weiterhin zulassen, dh im Klartext diese Menschen bleiben in den Notunterkünften. Keine Chance!
LG
Sina