Ich meine nicht "soooo anders". Also er muss sich nicht outen! Er ist nur eben anders. Sehr sensibel, hat ständig irgend welche äußerst "tiefsinnigen" Gedanken, die er mir dann auch erzählt. Wir können stundenlang über so Sachen reden wie:
"Wenn in einem Wald ein Baum umfällt und keiner war dabei und hat es gesehen, ist der Baum dann auch wirklich umgefallen?" Solche Gedanken sind nicht ganz so abwegig, wie sich das im Moment anhört, es gab da mal eine Richtung der Philosophie, die sich damit wirklich beschäftigt hat.
Nicht dass Du mich jetzt für völlig bescheuert hältst, dass sind wirklich solche Gedanken, die er mir erzählt!
Das erinnert mich an meine eigene Pubertät, ich habe auch immer über solche Dinge nachgedacht. Das ist eben nicht so einfach zu erklären, dass ist so wie wenn Du als Teenie im Bett gelegen hast und plötzlich kam Dir der Gedanke: Wenn ich mal sterbe, dann bin ich nicht mehr da, aber alles andere ist noch da, *******!
Das sind alles sehr morbide Gedanken, ich habe es überlebt, aber mit ein paar Drogen dazu, die es damals in meiner Jugend ja noch nicht gab, bzw. die damals für mich nicht verfügbar waren, da weis ich nicht so recht, ob man sich in sowas nicht reinsteigern kann bis zum Wasweisich!
Es gibt in den psychiatrischen Kliniken viele Patienten, die sich einbilden, wenn sie in einem Raum/Zimmer sind, existiert dieser Raum, wenn sie ihn verlassen haben, hört dieser Raum auf zu existieren! Das ist in etwa so wie die Sache mit dem oben genannten Baum, was erzählst Du einem Jungen von 15 Jahren, der Dir mit solchen Gedanken kommt? Zumal ich die gleichen Gedanken eben in diesem Alter ja auch hatte und eben doch ziemlich normal bin!? Deshalb kann ich ihn ja nicht zum Psychiater schleppen, eben weil ich das alles auch schon mal gedacht habe und trotzdem heute nicht in der Klinik lebe.
Ich hab das mal hier so hingeschrieben, wer nichts damit anfangen kann, hat wahrscheinlich noch nie mit solchen Gedanken kämpfen müssen und soll froh sein!
Was in meiner Jugendzeit das Schöne war: es gab noch mehr so Spinner, mit denen man sich über so einen Blödsinn unterhalten konnte. Als ich dann schon meine erste eigene Wohnung hatte (so mit 17), da haben wir dann nächtelang gesessen (mit Kaffee, nicht mit Alk) und haben über diese Sachen geredet. Natürlich nicht nur über sowas, sondern auch darüber, wie man die ganze Welt ändern könnte! Leider kamen wir damit schon etwas spät, die 68ziger waren da ja schon vorbei. Und wir haben mit diesen Gedanken auch in dieser DDR reichlich gefährlich gelebt, mir hats Gott sei Dank nur mal eine vorläufige Festnahme über 48 Stunden eingebracht.
Also am Liebsten würde ich das, was ich hier geschrieben habe wieder löschen, aber dann könnte ich Dir nicht wahrheitsgemäß auf Deine Frage antworten. Ich hoffe einfach mal, dass das irgendjemand versteht bzw. jemand aus meiner Altersgruppe (57ziger Jahrgang) mal ebenso gedacht hat und mich versteht. Und das ist ja eben das Eigenartige: mein Sohn hat die selben Gedanken und Zweifel, die ich in seinem Alter hatte, das kann doch eigentlich nicht vererbbar sein! Es kann aber auch nicht von mir an ihn weitergegeben worden sein, weil ich schon lange nicht mehr mit diesen Gedanken gelebt habe, eigentlich vor seiner Geburt schon nicht mehr!