Hallo Natalie,
ich finde, Ihr macht das alles schon richtig
Und auch, wenn man das vorher nicht weiß, bin ich mir sicher, man merkt es und bekommt mit, wenn das Tier selbst nicht mehr will.
So ging es mir vor 4 Jahren, als meine 11-jährige Rottweilerin an Krebs erkrankte (ein Tumor in der Schulter, der nicht zu operieren war und sich rasant vergrößerte) und ich ab Diagnose wußte, sie hat noch ein paar Wochen bis max. Monate zu leben (Bestrahlung+Chemo waren keine Option, da sehr belastend und nur unter Narkose möglich, ansonsten wäre noch eine Amputation des kompletten Vorderlaufs infrage gekommen ->ebenfalls keine Option. So habe ich sie auf ein Höchstmaß an Schmerzmitteln setzen lassen und wollte abwarten, ob und wie lange sie damit klarkommt).
Ich habe diese Zeit dann ganz bewußt mit ihr gestaltet, bin mit ihr nochmal zu allen Stellen gefahren, wo sie immer gerne war, habe sie Besuch empfangen lassen von Leuten, die sie gerne mochte und lang nicht mehr gesehen hatte (Ex-Freund z.B.) und habe ihr ebenfalls "ungesunde" Dinge zu fressen gegeben, wenn sie diese haben wollte
Knapp 3 Monate hat sie so noch gelebt und ist in der Zeit optisch um Jahre gealtert.
Ich habe die befremdlichen Blicke wahrgenommen, wenn ich am Schluß mit ihr die paar Meter vom Haus zur Wiese o. zum Auto gelaufen bin und sie dabei am Tragegeschirr gehalten und teils gehoben habe, da sie nur noch auf 3 Beinen lief und zwar halbwegs gut voran kam, ich aber Angst hatte, daß sie vielleicht stolpert und sich reflexartig auf das "Krebsbein" abstützt und es bricht...
oft habe ich mich gefragt, ob ich sie nicht schon "erlösen" lassen sollte, und ob ich vielleicht emotional so eingebunden bin, daß ich blind für ihr Leiden geworden bin und sie aus Egoismus am Leben erhalte!
Aber sie hat mir mit vielen Gesten und in vielen Situationen gezeigt, daß sie noch nicht gehen will. Sie war meistens gut drauf und heiter (kann auch von dem Morphinpräparat gewesen sein, daß sie also "high" war), ihr war nie übel (war meine Sorge wg. der starken Schmerzmittel), hat begeistert alles gefressen und sich über die Aufmerksamkeit gefreut, die sie von allen erhalten hat.
Zum Schluß konnte sie fast gar nicht mehr laufen, also bin ich mit ihr (es war Frühling) im Auto direkt zu einer ruhigen Wiese gefahren, habe mich mit ihr hingesetzt und sie hat ein "Stöckchen" (Baumstamm oder Ast) zerlegt und war zufrieden.
Dann wurde sie plötzlich innerhalb von 2 Tagen ruhiger und wirkte leicht abwesend. Fraß aber noch und war auch nicht schlecht drauf. Am 3. Tag wollte sie morgens nicht mehr fressen und hatte einen Blick im Gesicht, der mir sofort bewußt machte "jetzt ist es soweit". Ihr Krebsbeim war auch über Nacht angeschwollen (war es vorher nie), ich nehme an, der Tumor hatte den Lymphfluss abgedrückt oder so.
Ich habe also den TA angerufen (mit dem ich vorher schon besprochen hatte, daß er auf Abruf zu mir nach Hause kommt) und er kam nach Feierabend vorbei.
Die Einschläferung selbst war sehr friedlich, sie ist fast von selbst gestorben.
Lange Rede, kurzer Sinn: ich bin mir anhand meiner eigenen Erfahrung sicher, Ihr werdet den richtigen Zeitpunkt schon erkennen! Daß man sich viele Gedanken macht und auch oft Zweifel an der eigenen Handlungsweise hat, ist doch völlig normal.
Ich denke, Lilou genießt die Aufmerksamkeit, die sie jetzt bekommt, auch sehr und weiß, wie sie sie bekommt (Hunde sind ja auch nicht blöd), z.B. daß ein Betteln beim Essenstisch jetzt deutlich ertragreicher ausfällt als früher
Sie lebt ja im Augenblick und weiß nicht rational, daß sie bald "den Löffel abgeben" wird. Und wenn sie sonst viel bekuschelt und umsorgt wird und tolle Leckerchen abgreift, wird sie ein gelegentliches "Gezerre" morgens sicher verkraften, zumal Du sie ja dann nicht anschließend stundenlang in der Bude schmoren lässt, sondern bei nächster Gelegenheit wieder mit ihr draußen bist und sie ihre Geschäfte beenden kann.
Alles Gute für die kommende Zeit mit ihr, egal wie lang diese dauert