Mir wurde gerade heute von einer anderen Mutter gesagt, wenn mein Kind bei "Nein" noch zehmal oder öfter nachfragt, dann hätte ich in Sachen Konsequenz wohl was falsch gemacht.
Was ich keinesfalls komplett ausschließen möchte (s.u.).
Allerdings sehe ich da auch recht große Varianzen von Kind zu Kind.
Kind 1 habe ich normalerweise maximal zweimal gesagt: "X geht nicht", und an schlechten Tagen dreimal.
Ausgenommen eine ganz schwierige Phase mit etwa 2,5 oder 3 Jahren, wo er sich hinsetzte und heulte, weil ich nicht mit der Eisenbahn zum Kindergarten gekommen war, um ihn abzuholen, sondern nur mit dem Fahrrad, oder weil ich nicht machen konnte, dass er auf dem Karussell im Bilderbuch mitfahren kann - und auch das war relativ einfach auszusitzen - ich hätte ja diese Wünsche beim besten Willen nicht erfüllen können.
Der hatte und hat die Angewohnheit gehabt, bestimmte Fragen oder Befürchtungen oder was auch immer fast zwanghaft immer wieder zu wiederholen, und mich damit in den Wahnsinn zu treiben, aber
Wünsche, die ich nicht erfüllen konnte oder wollte, gehörten nicht dazu.
Kind 2 ist ein ganz anderes Kaliber. "Geht nicht" gibt's bei dem im Kopf nicht. Das prallt einfach an seinem sonnigen/optimistischen Naturell ab. "Wenn die Antwort nicht passt, war es sicher ein Missverständnis!" bzw. "... frag direkt noch einmal nach." Und nochmal und nochmal und nochmal und nochmal. Und nochmal...
Notfalls über Stunden. Und irgendwann dann mit Wutanfall oder tatsächlich echter Verzweiflung. Also: An ganz schlechten Tagen kann es sein, dass das Kind erst ne Stunde mault und bockt und dann ne Stunde in seinem Zimmer heult. Dann nochmal rauskommt und trotzt und zeigt, wie sauer es ist, indem es
andeutet, mich hauen zu wollen oder mit Dingen zu werfen - und dann nochmal ne Weile heult, wenn das auch keine Wirkung zeigt.
Und das hat sich nicht "so entwickelt", das war im Grunde von Anfang an so.
Das einzige, was ich definitiv beim zweiten Kind anders gemacht habe, als beim ersten, war Folgendes: Da ich ja zwei Kinder hatte, und nicht nur eines, kam es zuweilen vor, dass ich nicht direkt mitgekriegt habe, dass Kind 2, als es sitzen und Dinge beobachten konnte, etwas haben wollte. Und wenn es dann irgendwann quengelte, weil es zB an seine Flasche oder sein Stofftier nicht dran kam - wurde die schnell mal rübergereicht.
Das wäre mir selbst vermutlich nie so bewusst geworden, wenn mich eine Freundin, die selbst keine Kinder hat, nicht mal drauf angesprochen hätte. Die fragte nämlich ganz konkret, ob es nicht sein könnte, dass das Kind "wenn ich ihm auf sein Quengeln immer direkt gebe, was es haben will", nicht auf Dauer lernt, dass Quengeln zum Erfolg führt.
Da denke ich heute noch so manches Mal dran.
Wobei der Fehler, wenn man so will, ja gar nicht war, dass das Kind Dinge "trotz Nein" bekam, wenn es quengelte - sondern, dass es sie
erst bekam, wenn es quengelte, weil ich mit der Aufmerksamkeit nicht komplett beim Kind war.
(Was ich nach diesem Hinweis dann auch zumindest versucht habe, abzustellen.)
Die Verknüpfung war aber offenbar dennoch: "Quengeln führt zum Ziel".
Wobei diese exzessive Hartnäckigkeit, die der Große eben in anderen Bereichen zeigt, auch klar ein familiärer Charakterzug ist.
(Ich bin grundsätzlich da ähnlich gestrickt...
- Ich weiß nicht, ob das was mit dem ADHS zu tun hat - muss es sicherlich nicht, aber beides - Aufmerksamkeitsdefizite bei Reizüberflutung und eine gewisse Beratungsresistenz - ist schon auffällig ausgeprägt auf meiner Seite der Familie.
)
Ich sage daher ganz klar: Es ist hundertmal einfacher, "konsequent" zu sein, wenn das Kind beim zweiten oder auch beim zehnten Nein klein bei gibt, als wenn sich das Ganze so gestaltet wie hier ab und zu.
Und das liegt nicht nur an "den Eltern".
Diese geistesabwesende Reaktion erst wenn das Kind quengelt, zeigen sicher viele Eltern gelegentlich - aber nicht jedes Kind reagiert darauf auf Dauer dann automatisch so wie meines.
Übrigens, auch interessant: Wirkliche
Wutanfälle im Supermarkt hatten wir noch nie. Also, bei keinem Kind.
Ein Wutanfall hat aber auch noch nie zum Ziel geführt. Bei keinem meiner Kinder.