Ich muss mich mal über die Klassenlehrerin von meinem Pflegi auskotzen.
Sie ist höchst unerfreut darüber, dass das Pflegi gelegentlich Unterricht verpasst, weil es zur Therapie geht. Dabei bin ich endlos froh darüber, eine gute Therapeutin gefunden zu haben, die viel Erfahrung im Bereich der Traumatherapie hat. Im Vergleich zur Therapie hat Schule für mich aktuell einen Stellenwert gaaaanz weit unten.
Das Pflegi hat schon 2 Suizidversuche hinter sich. Ich würde gerne vermeiden, dass es zu einem 3. kommt.
Schule kann man zur Not nachholen, eine Therapie im schlimmsten Fall nicht.
Auch meine Stabilisierungsarbeit empfinde ich regelmäßig als untergraben. In der Schule laufen die üblichen Vorführungen durch Lehrer, die ich noch aus meiner Schulzeit kenne. Beispielsweise einen Schüler (der sich nicht meldet) bei einer Frage rannehmen, obwohl einem klar ist, dass er oder sie die Antwort nicht weiß.
Die Klassenlehrerin meint, damit würde man Schüler dazu motivieren, besser aufzupassen und zu lernen. Denn nur so könnten sie künftig die Peinlichkeit solcher Situationen umgehen. Ich sagte, dass man das vielleicht bei einem Schüler der einfach nur faul ist machen könne. Aber bei einem Jugendlichen mit dem Selbstbild "Ich bin dumm, ich bin hässlich, ich kann nichts, keiner liebt mich" finde ich das hochgradig falsch und kontraproduktiv. Da konnte die Lehrerin mir absolut nicht zustimmen. "So würden das nur Sozialpädagogen sehen", durfte ich mir daraufhin anhören.
Ganz schlimm findet die Dame außerdem, wenn ich fehlende Hausaufgaben entschuldige. Manchmal hat das Pflegi sehr viel auf, zum nächsten Tag. Und manchmal kommen eben gewisse Dramen dazwischen. Ein Anruf der Kindsmutter, der das Pflegi aus der Bahn wirft oder ähnliches. Es folgen viele Tränen, lange Gespräche. Wenn das Pflegi anschließend an den Hausaufgaben sitzt und ich nach 20-30 Minuten merke, dass mehr einfach nicht geht, dann schreibe ich das in´s Heft.