Danke Biggy - das Gutti-Update war echt überfällig...
vom Neuen Jahr sind die ersten beiden Monate und ein paar verquetschte nun auch schon wieder durch und der Herr von und zu Guttenberg ist immer noch dabei
Ja, Hundegott sei Dank. Wobei er definitiv nicht mehr unter uns geweilt hätte, hätten wir damals nicht den TA gewechselt.
Ausgerechnet am Valentinstag klappte das Gutti vollständig zusammen. Beine wie Gummi, die ihn kaum noch zu tragen vermochten, geschweige denn zum Laufen zu gebrauchen waren. Lag er dann, kam er kaum noch hoch, strampelte nur ganz verzweifelt und kam dann irgendwann irgendwie wieder zu einem höchst wackeligem "Stehen", das man so eigentlich nicht bezeichnen kann. Ein wirklich dramatischer Zustand und die Verzweiflung und Hilflosigkeit stand nicht nur ihm ins Gesicht geschrieben.
Ich dachte wirklich, das war es jetzt. Wäre es wohl auch gewesen - hätten wir unsere Doc B nicht.
Warum er so plötzlich einsackte, hängt interessanterweise mit den Vermiculite zusammen. Dass er die dauerhaft braucht, weil er sonst immer wieder mal einknickt, war mir ja schon aufgefallen. Dass es aber derart dramatische Auswirkungen hat, wenn die Dinger ausgehen - damit hätte ich niemals gerechnet. Wir waren mittlerweile auf Vermiculite D12 umgestiegen. Von den D6 hatte ich noch ein paar übrig und stellte ihn damit immerhin wieder so weit auf die Beine, dass wir am Mittwoch dann wenigstens bei Doc B auf der Matte stehen konnten.
Das Schnelllabor bestätigte meinen Verdacht: völlig Elektrolytentgleisung und überbordende harnpflichtige Stoffe. Seine Nierenfunktion war akut eingebrochen. Eine wirklich ernste Situation.
Trotzdem wurde das Gutti noch mal sehr gründlich durchgecheckt. Gerade hohes Calcium steht ja nicht sooo selten auch mit bösartigen Krebserkrankungen in Verbindungen, also wurde das Gutti geröngt und geschallt. Nix böses zu finden. Aber viele Kalkablagerungen, eigentlich überall. Auch die Herzklappen zeigen "schon" leichte Verkalkungen. Doc B sagte "schon". Schon - ist gut, bei meinem alten Herrn. Aber der Rest ist sicher der schlechten Nierenfunktion geschuldet. Osteoporotische Knochen als Konsequenz fand sich natürlich auch in so ziemlich allen dargestellten Knochenanteilen. Ansonsten aber insgesamt alles nach wie vor alles in einem überraschend gutem Zustand.
Die nächsten 3 Tage wurde Gutti in der Praxis jeweils an eine Infusion gehängt. NaCl-Lösung (keine Ringerlösung wegen des hohen Kaliums!) plus diverse Homöopathika (Heel) plus seine üblichen Medikamente. Das Gutti muss in der Praxis im rückwärtigen Teil in einem kleinen Zwinger sitzen, macht das aber wirklich ganz brav und ging auch an Tag 3 immer noch ganz entspannt in die Praxis. Er marschierte schon ganz von alleine in seinen Zwinger.
Das Schieben der Verweilkanüle konnte Doc B am stehenden Gutti völlig problemlos vornehmen - überhaupt kein Vergleich zu seinen Anfängen und dem Rumgezappele bei den anderen Tierärzten. Und bereits nach dem ersten Infusionstag ging es dem Gutti wieder deutlich besser. An Tag 3 war er im Grunde wieder wie neu.
Am Freitag wurde die Heel-Therapie von der Heel-Vertreterin noch umgestellt. Solidago ist nicht so das Mittel der Wahl, Berberis comp. ist wohl besser und obendrauf kam noch "ATP". Das ist homöopathisches Adenosintriphosphat - der Brennstoff der Zellen, der die Mitochondrien am Laufen hält.
Außerdem verordnete Doc B noch eine Minidosis ACE-Hemmer. Die Hälfte von dem, was man üblicherweise bei Herzerkrankungen geben würde, ein halbe Tablette für 30 kg Guttenberg. Der ACE-Hemmer verschlechtert künstlich die Nierenfunktion. Das klingt etwas unsinnig, dient aber dazu, die Nieren zu schonen. Nierengewebe regeniert sich nicht, die noch intakten Funktionseinheiten arbeiten deshalb auf Hochtouren - und arbeiten sich dadurch auch schneller auf. Das wird dadurch ein bißchen eingebremst, damit das noch funktionierende Gewebe noch möglichst lange funktioniert.
Am 3. Infusionstag nahmen wir auch noch mal Blut ab und schickten das diesmal in ein externes Labor. Das Ergebnis bestätigte den guten Zustand von Gutti - alle Werte waren wieder völlig unauffällig. Doc B sagte, dass man das so nur mit Infusionen alleine ganz sicher nicht hinbekommt.
Seine Schilddrüse war allerdings auch deutlich eingebrochen, die Dosis mussten wir erhöhen, wir sind jetzt mittlerweile auf 2 x 500 mg Forthyron. Ich vermute, dass die bei einer Niereninsuffizienz zwangsläufg auftretenden Magen-Darm-Entzündungen dafür sorgen, dass das Thyroxin noch schneller ausgeschieden (oder schlechter aufgenommen) wird als beim Hund ohnehin schon.
Das Heck zählt zwar mittlerweile nicht mehr zu den stabilsten,
Das wird weniger die Hardware des Hecks sein, als die Software. Er ist schon deutlich kraftloser und hat ja auch deutlich Muskulatur abgebaut.
aber seinen Job als Aufpasser nimmt der Herr Gutti nach wie vor äußerst ernst und auch noch ohne sichtbare Mühen wahr
-
Jepp - das hält ihn von nichts ab. Er springt auch nach wie vor auf mein Bett, wenn ich nicht schnell genug reagiere, wenn er mich morgens weckt, weil er raus auf die Terrasse muss.
man darf ihn aber mit milden Morgengaben bestechen um sich seiner Gunst schnell zu versichern
Das sieht nur so aus
Was er mag, würde er auch nehmen,
ohne dir seine Gunst zu schenken, wenn er der Ansicht wäre, dass du sie net verdienst. Mittlerweile ist er generell wirklich
sehr gnädig und tolerant geworden. Sogar die Vögel auf der Terrasse stören ihn nicht mehr, er guckt ihnen ganz gelassen zu, wie sie seine Fellfussel für den Nestbau einsammeln.
Du solltest vielleicht was früher auf den Auslöser drücken, wenn Du einen ganzen Hund fotografieren willst, denn merke, ich bin zwar alt, aber noch lange noch nicht steif
Das ist die übliche Guttenberg-Nummer: no photos please. Dabei hätte ich mal sooo gerne ein Foto von vorne. Er hat wirklich ein ganz putziges Gesichtchen, aber das auf Foto gebannt zu kriegen, ist wirklich sauschwer und mir bisher auch noch nicht gelungen.
Soweit geht es ihm noch ganz gut. Er kriegt etwa ein Mal die Woche eine kleine Spritzenserie, wobei man leider auch immer symptomatisch merkt, dass er sie wieder braucht. Psychisch und mental ist er nach wie vor sehr gut drauf, voller Lebensfreude und Tatendrang und immer noch zu erstaunlichen mentalen Leistungen fähig.
Hierzu auch eine kleine Anekdote:
Weil er ja in seiner ersten Zeit die Treppen immer raufgerannt anstatt raufgelaufen ist, gehört die Treppe aus dem Keller hoch ins Erdgeschoss zu seinen traumatischen Erlebnissen. Die ist er mal ganz schwer abgestürzt. Deshalb nehmen wir immer den Aufzug, wenn wir aus der Garage kommen. Eines Abends standen wir vor dem Aufzug und warteten. Und warteten. Und warteten. Da wurde es dem Gutti zu dumm: er drehte sich um, lief zur Treppe und testete vorsichtig einen Lauf auf die erste Stufe. Zweiten Lauf. Hinterläufe. Nächste Stufe. Dann drehte er sich kurz zu mir um und lief dann langsam und bedächtig die Treppen rauf.
Wirklich ein sehr erstaunliches Kerlchen, das Gutti...