Milu schrieb:
Warum hat der Hund sich dem Menschen so angepasst?Eine Ursache liegt sicherlich in der züchterischen Auslese,die vom Menschen vorgenommen wurde.Andere Ursachen sind meines Erachtens ua einfache Tatsachen wie:der Mensch bietet Futter,ein mehr oder weniger warmes Zuhause,Schutz und eben eine Art Ersatzrudel.
Bin deiner Meinung.
In wie weit Gefühle wie Liebe oder Zuneigung eine Rolle spielen,kann ich nicht beurteilen.Meine Hunde haben sich bisher dazu noch nicht explizit geäußert.
Meiner auch nicht! - Zuneigung vielleicht - schon aus dem Grund, dass er von mir gefüttert wird und mit mir rausgeht. Als ich krank war und nicht konnte, war dann eben mein Mann die Nummer 1, oder zumindest der interessanteste Mensch im Rudel...
Ich denke nur manchmal,dass wir Menschen dazu neigen,in unsere Hunde etwas hinein zu interpretieren,was gar nicht vorhanden ist.
Auf jeden Fall!
Hier gab's mal so ne Diskussion zum "Schutztrieb" (nach dem Motto: Würde ein Hund seinen Besitzer im richtigen Ernstfall verteidigen?) - da ging es unter anderem genau darum. Viele machen sich da glaub ich ziemliche Illusionen.
"Zwei Stunden Schnauzengriff" (
@sabsi: Genau, so ist es wohl
Das mit den 2 Stunden hast du schon richtig gelesen und es ist tatsächlich eine interessante Definitionssache,wo Gewalt,wo Brutalität anfängt bzw aufhört.
Ich glaube, wir sollten (das war mein Fehler, also korrigiere ich mich grade selbst) nicht "Gewalt" und "Zwang" gleichsetzen. Nicht jeder Zwang ist Gewalt. Halsband, Halti, Leine sind alles "Zwangsmittel", aber zumindest für mich nicht gewalttätig.
Eines weiß ich allerdings ziemlich sicher: Würde ich meinen Hund am Boden festhalten, "bis er sich entspannt", wäre dazu nicht Zwang, sondern eher "Gewalt" notwendig.
(Hatten wir gerade heute nachmittag wieder)
Der von dir erwähnte Schnautzengriff ist übrigens eine Immitation von wölfischer Kommunikation.Wie du vielleicht weitergelesen hattest,ist es wichtig,beim Schnautzengriff n i c h t zu zudrücken oder zu quetschen.
Ich weiß. Das "über den eigenen Urin pinkeln" auch. Ich meinte ja auch: Der Grad, zu dem das angewendet wird, variiert in den einzelnen "Hundeschul-Richtungen" - mEn bei etwa derselben Erfolgsquote.
Lustigerweise ist die angeblich "artgerechteste" weil "zwangloseste" Form der Kommunikation, der Clicker, gleichzeitig auch die "unwölfischste".
(Wobei es laut Thomas Baumann tatsächlich auch Hunde geben soll, die sich auf diese Weise nur an Clicker und Futterbeutel binden - die funktionieren perfekt, ohne mit ihrem Menschen zu "kommunizieren" - was wiederum in gewisser Weise deinen Standpunkt bestätigt, dass der Hund auf artgerechte Kommunikation angewiesen ist.)
Das auf den Boden befördern soll auch nur mit sanftem aber bestimmten Druck stattfinden.
Das wäre hier schon nicht möglich. - Aber, um fair zu sein: Ich habe nicht grade den typischen Hund hier sitzen. Bzw. liegen, im Moment.
2 Stunden festhalten mag manchen Leuten wie brutale Gewalt vorkommen,aber erfolgt das nicht bis zur Entspannung des Hundes,war die ganze Prozedur zwecklos.Den Zeitrahmen legt der Hund fest;einer entspannt sich schneller,der andere braucht länger.
Und was mach ich, wenn ich warten muss, bis der Hund vor Hunger das Bewusstsein verliert oder einschläft?
(Das ist nur halb scherzhaft gemeint - könnt ich mir bei meinem Spacko durchaus vorstellen).
Aber mal zurück zu etwas normaleren Fällen - Garri hat in seiner unnachahmlichen Art schon diverse "todsichere" Erziehungsmethoden ausgehebelt und einige Trainer ernsthaft an ihre Grenzen gebracht. Der zählt also nicht.
Also: Du hältst deinen Hund fest, bis er sich entspannt. 2 Stunden lang.
(Hut ab! - Den Nerv hätte ich glaub ich nicht gehabt, aber wer weiß?)
Erste Frage:
Weiß der Hund am Ende eigentlich noch, wofür und warum?
Zweite Frage:
Und was passierte hinterher? Wie hat sich euer Verhältnis danach konkret verändert? Hat er danach "sofort" auf dich gehört, oder nur bestimmte Dinge nicht mehr gemacht? Wie hat sich geäußert, dass er "wusste, wo sein Platz ist"? Und musstest du die Aktion noch wiederholen?
(Da bin ich einfach neugierig, wei - ja, das finde ich auch "befremdlich" und wüsste gern mehr darüber!)
Ich habe Ihn ja auch nicht krampfhaft festgeklammert,oder mein ganzes Gewicht eingesetzt,um Ihn unten zu halten.Die bloße Geste des Schnautzengriffs ist schon erstaunlich effektiv.
Hmmh. Muss dann wohl - zumindest bei deinem Hund, soviel steht fest!
Ansonsten könnte man auch schon psychischen Druck als Gewalt definieren,wenn Hunde lernen sollen,was Sie eigentlich gar nicht wollen.Aber das führt jetzt zu weit.
Wie gesagt, ich denke, das fällt eher unter "Zwang", und darüber kann man an anderer Stelle weiterdiskutieren, wenn man will.
@sabsi
Naja, eigentlich sind evolutionär betrachtet die paar 1000 Jahre vielleicht auch doch nicht so viel.
Meine Überlegungen bezogen sich eher (überspitzt gesagt) darauf, wie ich Milus Post am Anfang aufgefasst habe: Nämlich so nach dem Motto: "Da der Hund ja kein Mensch ist, müssen wir uns genau wie Wölfe verhalten, damit er uns überhaupt versteht!" - Ehm. Nein. DAS glaube ich nicht!
(Aber da hatte ich Milu ja auch falsch verstanden.)
sabsi schrieb:
Die Sache mit dem Speichellecken: Och, nööö. Das ist für mich wieder so ein Tick oder meinte ich Trick? so wie das Herumspritzen mit dem eigenen Urin oder daß der Hund ständig ignoriert werden soll oder immer hinter mir laufen soll oder ich immer mit meinem Hund jagen gehen soll.
Danke. Danke. Danke. Nun hab ich so viel geschrieben und bin irgendwie nicht auf den Punkt gekommen. Genau DAS war es, was ich eigentlich sagen wollte.
DAS ist es ganz bestimmt nicht, wovon abhängt, ob mein Hund mich versteht.
Ich kannte zwei Hunde, die das intensivst gemacht haben (flüchtig einen dritten) - einer davon war ein Boxer. Da brauchte man sich hinterher nicht mehr waschen... Der andere war unser Collie-Mix, der insgesamt sein ganzes Leben lang eher ängstlich war und bei allem extrem beschwichtigt hat. (Und außerdem bis zu seinem Tod bei jeder freudigen Begrüßung alles vollgepinkelt hat.)
Unsere anderen Hunde waren
von sich aus keine "Schlabberschnauzen".
Garri hab ich den Ansatz dazu aus folgendem Grund abgewöhnt:
Der verliert ja bei großer Aufregung leicht mal die Körperbeherrschung und zeigt so überschießene Bewegungen. Das sah bei mir dann einmal beim Nachhausekommen so aus:
Hund kommt begeistert schnarchend die Treppe runtergerast.
Ich, erfreut: "Hallo, Garri!" (schwerer taktischer Fehler!)
Hund:
"Zack!" - Pfoten im Bauch mit der Intensität eines Ponytritts (gab netten blauen Fleck)...
"Zonk!"- Nase im Gesicht und kurzer Schnauzenschlabber. Ich dann erstmal ein dickes Jochbein, Brille leicht verbogen...
"Rumms!" - Hund landet wieder auf allen vier Pfoten, fängt an, hektisch zu kreiseln, kollidiert mit der Kommode (links), der Heizung (rechts) und wirft das Schuhregal um.
Dauer: < 5 Sekunden.
Sich zum Hund runterhocken hätte genau eins verhindert: Die Pfoten im Bauch. Dafür hätt ich dann wahrscheinlich stattdessen ein dickes Auge gehabt. Oder nen Kinnhaken kassiert.
Darauf dachte ich:
Das lassen wir jetzt einfach mal!
(Und habe den Hund erstmal ne ganze Weile beim Reinkommen gar nicht mehr begrüßt. Devise: Einfach mal den Ball flach halten!)