Ich denke, Kinder verunsichern ihn einfach, weil sie im Vergleich zu Erwachsenen eben unberechenbar sind. In dem Fall hast du vielleicht keine Angst, aber er entscheidet halt selbst, dass sie ihm nicht geheuer sind.
Ich denke auch, er merkt, dass du eigentlich irgendwo von ihm erwartest, dass er dich beschützt oder dir Halt gibt, wie dein alter Rotti es getan hat - einfach weil der so ruhig und abgeklärt war. Und er versucht, diese Rolle auszufüllen, so gut er kann.
Bloß ist das leider nicht sehr gut. Er ist viel zu jung dazu. Du erwartest im übertragenen Sinne, dass dich ein 15-jähriger Spargeltarzan mit genauso viel Umsicht und Ruhe durch's Leben geleitet, wie ein alter Bodyguard, der schon alles gesehen hat. Das KANN nicht gutgehen, egal, wo und wann und wie du die Zeit mit ihm verbracht hast.
Der Hund weiß doch nicht, was "das Millieu" ist - aber dass du ein Nervenbündel bist, das merkt er. Und dass du von ihm etwas erwartest, was er nicht geben kann.
Er WILL nicht Chef sein, er MUSS es - und dann wird er auch noch "unterworfen", wenn er wirklich mal einschreitet. Für ihn ist das recht schwer. Im Moment redet ihr einfach aneinander vorbei.
Ein Umzug ist vielleicht eine gute Idee - Hochhaussiedlung klingt für mich echt wie "lebendig begraben" - aber ich bin auch ein echtes Landei.
Habe aber noch eine Frage (aber bitte nicht persönlich nehmen
Meinst du, dass es gut ist, wenn du so dicht bei deinen Eltern wohnst?
Versteh mich nicht falsch: Ich mag meine eigenen Eltern sehr, aber im selben Haus oder direkt gegenüber möchte ich auf keinen Fall mehr wohnen.
Mindestens ein paar Straßen weiter, sodass man sich nicht in die Fenster gucken kann, wär für mich echt das Mindeste.
(Andererseits wohn ich jetzt 350 km von ihnen weg, das ist schon wieder ZU weit.)
Andererseits könnten sie schon ne große Hilfe sein, grade wenn es dir so schlecht geht.
Und DAS ist nicht mit Geld zu bezahlen, und glaub ich auch besser als jedes Mittelchen.
Ich merke das hier auch. Wenn es mir richtig dreckig geht, spinnt auch mein Hund. Und gibt mir damit den Rest. Einfach, weil er dann so verunsichert ist, dass ihm sofort wieder alle seine Lieblingsfeinde einfallen, die er sonst schon wunderbar ignoriert.
Geht's mir besser, geht's auch mit dem Hund. (Naja, manchmal spinnt er auch einfach so.)
Das wird bei dir auch so sein. Und bis dahin (ich wiederhol es auch noch mal
MAULKORB.
Grad wenn du auf's Dorf ziehst, wo jeder jeden aber deinen Hund noch keiner kennt, würd ich gleich damit anfangen, und das ganze mit der üblichen Geschichte kombinieren:
Hund ist krank, soll draußen nichts fressen, muss darum Maulkorb tragen und ist leider im Moment extrem mies drauf, weil er Schmerzen hat.
Wenn du Glück hast, empfehlen dir die Leute gleich nen guten Tierarzt.
(Und oft auch noch ne gute Hundeschule dazu).
Ich glaube übrigens, dass du dir deine Trainer ganz genau ansehen solltest. Gerade die von der energischen Fraktion (an die oft bei Rottis u.ä Kalibern als erstes gedacht wird) neigen nach meiner Erfahrung dazu, die Besitzer genauso zu überfahren wie den Hund. Und du liest dich so, als sei dein Selbstbewusstsein grade ziemlich runter.
Lass dir auf KEINEN FALL den Hund aus der Hand nehmen - die Gefahr ist sehr groß, dass der Trainer meint, mit dem Hund tun und machen zu müssen, weil er mit DIR überfordert ist. (Merkst du was? Ich sprech aus Erfahrung.) - Das ist aber kontraproduktiv, weil der Hund ja lernen muss, mit
dir zu kommunizieren - und du mit dem Hund.
Du brauchst wen, der mit euch BEIDEN arbeitet, und das genau so schnell oder langsam, wie der langsamste von euch beiden eben braucht.
Ich weiß, das ist auf einen Blick schwer festzustellen, aber wenn du irgendwie den Eindruck hast, alles, was im Training mit dem Hund passiert, läuft an dir vorbei - geh woanders hin. Oder hör wenigstens für den Tag auf mit dem Training.
Oder so.
Ansonsten wünsch ich dir einen frohen Umzug. Kann nur besser werden mit der Nachbarschaft!