Ja ja ...
Immer wieder nett, wenn die Gegner der Rasselisten mit dem Finger auf "andere Rassen" zeigen.
Ja, auch dort sind die Fronten wohl verhärtet. Ich habe das eigentlich nur aus dem Grund in die Überlegung einbezogen, weil es einer der Umstände ist, die zeigen, dass Hundeerziehung, Hundewesen und die Problematik Beissvorfälle eben gerade NICHT nur eine bestimmten Rasse oder Gruppe von Haltern betreffen, sondern ganz allgemein alle Hunde und Halter betreffen - passiv oder aktiv. Deswegen spreche ich auch immer von “einigen”, “manchen” oder “vielen”, wenn ich über bestimmte Gruppen spreche und nicht pauschal über die komplette Gruppe , weil ich solche Stereotypisierung selber furchtbar finde.
Ich hab jetzt mal eben versucht, eine Beißstatistik online zu finden, um mal zu sehen, über wieviele Vorfälle man im Jahr so im Schnitt überhaupt spricht.
Die ersten Ergebnisse/ Berichte, die hochkommen in der Suchmaschine, gehen alle in die Richtung “Siehste, die bösen Buben SIND gar nicht die ach so bösen Listenhunde, es sind ganz andere.”
Wenn die Debatte so schwarz und weiss wird, dass um den Ruf der Einen wieder herzustellen, der Ruf der Anderen beschmutzt wird, ist das auch nicht ok.
Verstehe ich auch, dass man sich da als Nicht-Listi-Besitzer auch aufregt, wenn man den Eindruck bekommt, man soll jetzt mit BÜSSEN, um andere zu entlasten.
Abstrafen oder sowas hatte ich mit meinen Gedanken zum HFS aber gar nicht im Sinn. Aber das habe ich ja nun schon in epischer Breite erläutert.
Es ist leider schwer, auf die Schnelle eine richtige Statistik zu finden, die auch Jahreszahlen und andere Parameter enthält.
Ich habe mal diese hier genommen und muss ihr jetzt mal so glauben, auch wenn ich sie nicht selbst gefälscht habe:
Da zähle ich über den Daumen über 6500 Vorfälle quer durch alle Rassen. Querschnitt aus etwas unter 100 Städten lt. Abbildung, ich nehme mal an aus Deutschland. Deutschland hat etwas mehr als 2000 Städte.
Vorausgesetzt man kann das so einfach hochrechnen, komme ich auf rund 130 000 Vorfälle im Jahr.
Ich gehe mal davon aus, dass das die gemeldeten Beissvorfälle sowohl zwischen Hund-Mensch, als auch Hund-Hund sind. Dazu kommt die Dunkelziffer der nicht gemeldeten Vorfälle.
Jemand argumentierte hier mit Tests verhindert man nur 1% oder so aller Beissvorfälle. Bei dieser Zahl sind das immer noch knapp 1300 Vorfälle.
Selbst wenn diese Zahlen nur entfernt richtig sind, und selbst wenn Autounfälle und andere Arten, sich zu verletzen, möglicherweise mit wesentlich höheren Zahlen aufwarten, reden wir nicht nur über 20-30 Vorfälle im Jahr, sondern schon über eine existente gesellschaftliche Problematik.
Und ich finde es angesichts solcher Zahlen etwas zu wenig unter die Oberfläche geschaut, einfach - wie es einige tun - zu sagen “Früher ging’s doch auch ohne Regulierung. Wir brauchen keine Hundegesetze. Basta!”
Diese ganze Listengeschichte war ja auch nicht der Beginn der Hundegesetze, Regelungen dazu gibt es schon länger. Ich persönlich finde es angesichts der Zahlen auch nicht grundlegend falsch, eine solche Problematik regulieren zu wollen. Aus diesem Grund - ohne erstmal zu wissen, wieviel Repressalien da letztlich in der heutigen Praxis für Hundebesitzer dran hängen - fand ich die Idee, einen Test vorzuschreiben auch nicht grundlegend verkehrt.
Weniger Regeln und mehr Eigenverantwortung finde ich grundsätzlich auch sehr gut. Dazu muss dann aber auch die Bereitschaft da sein, sodass eben keine flächendeckenden gesellschaftlichen Probleme entstehen.
Jede freiwillige Initiative, die sich darum bemüht, Haltern zu helfen, Wissen zu verbreiten und das Verantwortungsgefühl zu schulen finde ich absolut wichtig und begrüßenswert. Das Problem der freiwilligen Initiativen ist aber leider wie bei so vielen Dingen im Leben, ich bleib mal beim Beispiel Hunde: In Foren sammeln sich die Leute, die Ahnung haben und jene, die sie bekommen wollen, Hundeschule oder andere Organisationen dasselbe. Aber gerade Leute, die es vielleicht am nötigsten hätten, sich Hilfe zu suchen, werden so überhaupt nicht erreicht, weil sie dazu selbst aktiv werden müssten. Teilweise aus Desinteresse, aus Trotz, Unlust oder weil sie sich eben einfach überhaupt nicht bewusst sind, dass und WAS es auch mal für Probleme mit einem Hund geben kann.
Die Natur von Vorfällen mit Hunden ist aber nunmal leider auch, dass diese meist eben nicht nur den Halter, sondern noch irgendjemand anders, der dann möglicherweise auch körperlich Schaden nimmt, betreffen. Dazu kommen andere Unannehmlichkeiten, es muss nicht immer gleich körperlicher Schaden sein. Das meine ich mit gesellschaftlicher Verantwortung.
Bei der Gesetzgebung ist die naheliegendste Lösung nicht selten, dass die Allgemeinheit “one for the team” hinnehmen muss, um auch die Leute zu erreichen, die es eigentlich betrifft. Manchmal erreicht das Gesetz oder die Regel den gewünschten Effekt, manchmal nicht. Das hängt unter Anderem auch stark von der inhaltlichen Formulierung, den beschlossenen Maßnahmen und der Umsetzung ab. Klar.
Wie gesagt, ich will gar nicht weiter über Sinn und Unsinn eines HFS diskutieren und ob man damit die Betroffenen eher erreicht. Ich weiss es nicht und gehe da anscheinend sowieso ein bisschen zu optimistisch ran.
Ich sehe halt nach wie vor in dieser ganzen Frage um Listenhunde, Beissvorfälle usw. den größeren Nutzen für ALLE, WENN man reguliert, und zwar mit Regeln, die ALLE betreffen, weil man nur so ansatzweise soetwas wie Gleichbehandlung erreichen kann.
Der zuvor weniger geregelte Zustand hat zu dieser üblen Listenhunde-Gesetzgebung geführt. Das kann nicht erstrebenswert sein, in diesen Kreislauf von vorn einzusteigen.
Ich empfinde nicht automatisch jede Regelung sofort als Bevormundung, wenn ich den Eindruck habe, dass sie sinnvoll und vor allem fair für alle ist. Selbst wenn sie mir in dem Moment z.B. mehr Aufwand macht.
Beispielsweise zahle ich hier mehr Hundesteuer, weil mein Hund nicht sterilisiert ist. Und es gibt auch extra Stellen, wo man das relativ erschwinglich machen lassen kann. Auf den ersten Blick auch irgendwie ungerecht für mich. Wenn man aber den Gedanken dahinter sieht, zu verhindern, dass NOCH mehr “oops”-gezeugte Hunde im Tierheim landen, macht es schon wieder Sinn, diejenigen zu belohnen, die sich durch die Sterilisation an dieser Vorbeugungsmaßnahme beteiligen.
Ich mache es halt nicht, weil ich es aufgrund aktuellen Standes der Wissenschaft für meinen Hund gesundheitlich für vorteilhafter halte, sie intakt zu lassen und passe dafür aber akribisch auf, dass mein Hund nicht geschwängert wird - UND nehme auch mehr Hundesteuer in Kauf, ohne mich benachteiligt zu fühlen.
Wenn man gegen Rassismus ist, würde es völlig genügen, auffällig gewordene Individuen zu belangen. Da muss man nicht die gesamte Hunde- und Halterpopulation in Haftung nehmen.
Jup, wenn’s ums Bestrafen oder Haftung geht, geb ich Dir absolut Recht, Sippenhaft ist Mist. Aber “Haftung” oder “Bestrafung” war ja gar nicht die Idee hinter meiner Vorstellung von einem HFS.
Hier kann jeder jeden Hund halten, den er möchte. Wird ein Hund auffällig, dann kommt er zusammen mit dem Halter in eine Kartei. Und je nach Schwere des Vorfalls oder bei Wiederholung folgen Konsequenzen für den einzelnen Halter. Eine faire Sache, die soweit ich das gelesen habe, aber das ein oder andere BuLa auch in DE praktiziert oder bin ich da falsch informiert?
Das einzige Problem bei so einer Kartei ist, dass das zur Vorbeugung leider nicht hilfreich ist. Es ist nur zur Verfolgung des individuellen Vorfalls hilfreich.
Sinnvoll könnte ein System aus verschiednen Maßnahmen sein, die auch darauf abzielen, dem Hundebesitzer damit so wenig Aufwand wie möglich anzuhexen.
Wenn in Deutschland mehr Leute das Gefühl hätten, dass alle vom Gesetzgeber verordneten Tests und Prüfungen rund um den Hund wohlwollend für Hund und Halter sind, würde wahrscheinlich die ganze Debatte darum auch ganz anders ablaufen.
Leider ist das aber ganz offensichtlich nunmal nicht der Fall. Sondern es geht immer nur um Bestrafen, wer hat die größere Schuld, Hund wegnehmen … Himmel hilf, das ist einfach furchtbar!
Der Gesetzgeber hat nicht nur eingeschränkte Möglichkeiten zu reagieren, manchmal kommt halt auch einfach wirklich nur Schwachsinn raus, wenn versucht wird, zu regeln. Rasselisten bleiben eins der leuchtendsten Beispiele dafür.
Ich habe den Eindruck, die ganze Situation ist so verhärtet und voller Vorurteile und Befindlichkeiten, plus Eigeninteressen von Verbänden anscheinend, dass eine konstruktive Diskussion vielleicht echt einfach (noch?) nicht möglich ist. Und wenn es mal irgendwann soweit sein sollte, dass man anfangen kann, zu diskutieren, dann muss man aufpassen, dass man nicht von Lobbyisten und Vorteilsnahme wieder ausgebootet wird als Hundebesitzer.
Wenn man’s mal so betrachtet, dann kann ich sogar alle verstehen, die sagen, sie wollen keine Regelung. Wenn eh nur etwas rauskommt, das niemandem hilft und nur Hundebesitzer gängelt - welcher Mensch mit Verstand will schon solche Gesetze.
Das muss ich dann aber doch relativieren. Die Rasselisten machen ja nicht die Hundehaltung unmöglich. Im Extremfall ist die Haltung bestimmter Rassen in einem Bundesland unmöglich, in der Regel mit Auflagen verbunden, aber möglich. Für die Betroffenen, die in diesem Bundesland leben und meinen, unbedingt einen Hund dieser Rasse halten zu müssen, wäre der HFS natürlich ein so viel kleineres Übel, dass sie ihn sicher überhaupt nicht mehr als Übel wahrnehmen, das verstehe ich.
Insofern verstehe ich auch, dass diese Menschen den HFS in Kauf nehmen würden, keine Frage.
Aber ich selbst sehe es dennoch anders. Mir geht es zu weit, die Gesamtheit der Hundehalter in Haftung zu nehmen, um einer kleinen Minderheit die Haltung einer bestimmten Rasse zu ermöglichen. Einen Hund einer bestimmten Rasse nicht oder nur unter Auflagen halten zu dürfen, halte ich, böse ausgedrückt, für ein Luxusproblem. Vielleicht bin ich dafür zu wenig Rassefetischist. Ich würde immer einen Hund finden, der mir gefällt, auch wenn die Hälfte aller Rassen verboten wäre. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich guten Gewissens verlangen würde, dass alle Hundehalter Restriktionen auf sich nehmen, damit ich einen bestimmten Hund halten darf.
Ach ja, das noch: ohne größere Einschränkung für die Hunde, sagst du. Was wieder zu der Frage führt, was ist, wenn er nicht bestanden wird.
Dir ist aber schon klar, dass Du mit dieser Einstellung indirekt eine Gesetzgebung unterstützt, die die Ausrottung bestimmter Rassen begünstigt.
Kann man das wirklich gut finden, wenn man sagt, man liebt Hunde? Zumal der Weg zur Ausrottung für viele der erstmal noch existierenden Exemplare dann über Tierheim und Einschläfern führt. Vor allem darf man dabei nicht vergessen, dass diese Rassen aus Gründen ausgerottet werden, die real zumindest so wie dargestellt gar nicht existieren. Ich will jetzt nicht schon wieder damit anfangen, dass nicht nur Listenhunderassen die Beißstatistik anführen. Aber bin erschrocken, wie man die Ausrottung von Tieren auf einer Grundlage, die überhaupt nicht gegeben ist, mit einem Schulterzucken kommentieren kann. Zumindest verstehe ich Deine Aussage gerade so.
Abgesehen davon regen sich einige über zu viele Regeln auf. Was ist DAS denn, wenn mir der Gesetzgeber vorschreiben kann, welchen Hund ich mir als Haustier nach Hause holen darf und welchen nicht. Das ist eine bessere Regelung, als ein HFS?