Hallo Nike,
das mit den Beschwichtigungssignal wird maßlos überschätzt und fehlinterpretiert.
Nicht falsch verstehen, bitte. Das was Turid Ruugas in den letzten 10 Jahren in der Öffentlichkeit erreicht hat und auch noch weiter erreichen wird, ist nicht verkehrt.
Es ist aber keine neue Entdeckung von ihr, sondern wurde schon in den 1960er Jahren als CutOff-Signals beschrieben. Sie hat es in den 80ern aufgenommen und der Öffentlichkeit zugängig gemacht. Das ist ein großes Verdienst und verdient alle Anerkennung (ganz abgesehen davon, dass es ihre Taschen vollgemacht hat
, ist aber auch völlig legitim).
Nicht alle Signale, die ein Hund in der Kommunikation mit einem Artgenossen aussendet, sind Beschwichtigungssignale.
Konfliktsignale wäre vielleicht die bessere Bezeichnung. Problem ist generell die verstellte Sprache in vielen Gesichtern der Hunde.
Während ein Dobermann, ein Schäferhund (deutscher oder weisser, ist in dem Fall egal), ein Beagle oder auch ein Dackel noch eine gute Gesichtsmimik hinbekommen, tun sich engl. Bulldoggen, Schnauzer oder Bobtails sehr schwer.
Briards werden oft angegangen, weil dieses vermummte Gesicht für viele Hunde unleserlich ist. Unser Schönheitsideal ist dummerweise sehr stark Mitschuld an den Verständigungsschwierigkeiten unserer Hunde.
Ich habe eine engl. Bulldog-Hündin in meinen Kursen laufen. Sie ist ein Musterbeispiel, dass ihre "Beschwichtigungssignale" missverstanden werden, weil ihre vorstehenden Zähne am Unterkiefer (Zähne fletschen), ihre schnarchenden Atemgeräusche (knurren?) eigentlich das Gegenteil von ihrem Nasenlecken und langsam und "beschwichtigend" gehen bedeuten. Emma ist aber so souverän, dass sie auch fehlinterpretierende Hunde noch ausbremsen kann, ohne unter Stress zu geraten.
Ich empfehle den Besitzern von Briards, Schnauzern, Bobtails, Yorkies, Maltesern usw. den Hunden die Augen und die Lefzen regelmäßig freizuschneiden, damit die anderen Hunde Ihren Hund besser lesen können.
Unsere geliebten Staffis, Bullis und Pittis haben auf Grund ihrer sehr langen Lefzen, fleischigen Lefzen, konturlosen Kopfform schon ein sehr eingeschränktes Gesichtsspiel. Auch wenn ein Staffi versucht Mimik zu zeigen, wird er hinter jedem Dalmatiner anstehen müssen, weil seine Gesichtshaut viel zu viel und zu lose ist.
Viele Probleme sind also hausgemacht, wenn es um die sog. Beschwichtigungssignale geht.
In welcher Situation jetzt der Eine auf den Anderen los geht obwohl der nun beschwichtigt hat oder nicht, dass ist immer nur in der Situation zu erkennen und zu klären. Für deine recht allgemein gestellte Frage kann ich leider nur diese recht allgemeine Antwort geben.
Liebe Grüße
Dieter