@ Bullterrierfun: Der Einfluss der Gene würde dann ja auch erklären, warum es rassetypische Charaktereigenschaften gibt, die ja auch im Rassestandard festgehalten sind. Zumindest bei meinen Hunden, egal ob AmStaff, StaffBull, Bulldog, Podenco oder Boxermix passten die Charakterbeschreibungen fast 1:1. Macht ja eigentlich auch Sinn, dass je nach Einsatzzweck der Rasse auf Selektion nach Wesen geachtet wurde... Wobei.... bei manchen Moderassen oder Vermehrerhunden wurde das Wesen des Nachwuchses ja leider völlig vernachlässigt.
Ja, dass die Gene auch auf das Verhalten ihren Einfluss haben oder umgekehrt, Verhalten auch durch Gene mitbestimmt wird, ist ja gewissermaßen aus Sicht vieler Wissenschaftler schon ein “alter Hut”.
Das ist - oder sollte zumindest - neben dem Aspekt Gesundheit grundsätzlich einer Hauptaspekte bei der Vermehrung durch Auslese von Menschenhand, sprich der Zucht (wenn man schon meint, züchten zu wollen oder müssen) sein, um schon im genetischen Ansatz möglichst wesensfeste Individuen zu erhalten.
Aber inzwischen haben Genforscher ja sogar festgestellt, dass im Laufe des Lebens erworbene Eigenschaften und Verhaltensweisen unser Genmaterial sozusagen “umschreiben” können.
Gemeint sind damit also nicht invasive Faktoren, wie Strahlung z.B., die die DNA direkt schädigen oder zerstören können. Sondern beispielsweise hat man festgestellt, dass die Nachkriegsgeneration in besonders vom Krieg betroffenen Ländern kleinere Nachkommen hatte, verursacht vor allem durch die Nahrungs- aber vor allem auch Nährstoffknappheit.
Und das Verblüffende daran war, dass auch kommende Generationen dieser Kinder dann oft klein waren, woraus man schloss, dass hier etwas im genetischen Material passiert war.
Ebenso verblüffend die Erkenntnisse zum Thema Raucherneigung, Essverhalten usw.
Bei all diesen Themen kommt man ja langsam aber sicher der Erkenntnis immer mehr auf die Spur, dass der Lebensstil der Eltern (Ernährung, Bewegung, Rauchen ... ) auch Einfluss auf das genetische Material das Nachwuchses haben kann.
Früher hielt man es für ausgeschlossen, dass "erworbene" Verhaltensweisen sich direkt im genetischen Material auf kommende Generationen übertragen können.
Finde ich alles irrsinnig spannend.
In Bezug auf Hunde finde ich jetzt in diesem Fall aber nicht die Genetik allein, sondern ganz besonders spannend, dass die
Domestizierung anscheinend auch ein solcher Faktor ist, der zu genetischen Veränderungen im Verhalten des Hundes geführt hat und sicher weiter führt.
Ich hatte mir vorher noch nie darüber Gedanken gemacht, wie verblüffend es eigentlich ist, dass Hunde dem Menschen gegenüber platt formuliert “loyaler zu sein scheinen, als gegenüber den eigenen Artgenossen”.
Wenn man drüber nachdenkt, finde ich es schon nachvollziehbar, da der typische Haushund ja heutzutage auf den Sozialverbund mit dem Menschen angewiesen ist, während der Sozialverbund (Rudelbildung etc.) mit anderen Hunden zumindest für sein Überleben unter normalen Umständen keine Rolle mehr spielt.
Nun reiht sich Loyalität eher in die Liste der positiven Eigenschaften.
Dass sich die Domestizierung aber regelrecht so auswirken kann, dass sie im Prinzip auch zu unsozialen Verhaltensweisen direkt gegenüber den Artgenossen führt - also wie im Beispiel nicht das Futter zu teilen, obwohl die Tierart, von der der Hund abstammt, dies tut - finde ich faszinierend!
Das geht wesentlich weiter, als ich es mir bislang vorstellen konnte.
Ich würde jetzt nicht so weit gehen, damit jedes als negativ empfundene Verhalten im Umgang mit Artgenossen bei Hunden zu erklären, da es sich bei dem oben genannten Beispiel von "unsozialem" Verhalten ja auch eher um indirekte Handlungen dreht (Meiden, Desinteresse, Ausschliessen etc.) und nicht ums aktive Belästigen oder Dominieren z.B.
Unsoziales Verhalten kann sich ja in vielen Formen äußern.
Aber interessant ist es auf jeden Fall.