Wir haben 6 Hunde... und ein paar Katzen... eigentlich sollten unsere Hunde also genug "Rudel" um sich haben. Zumal sie sehr gut harmonieren. Trotzdem sind sie, von uns Menschen allein gelassen einfach nur "gemeinsam einsam"... Sie ertragen es mehr oder minder gut, aber die Theorie: Wir sind berufstätig und nehmen uns deswegen zwei Hunde, dann macht denen das Alleinbleiben nix aus, ist nicht haltbar.
Wenn wir nicht im Eigentum leben würden, mit viel Abstand zu Nachbarn, dann wäre uns ein ums andere Mal schon wer aufs Dach gestiegen, denn Schlupp und ganz besonders Floh heulen uns vehement hinterher.
Zurück zum Thema: Ich habe meinen ersten eigenen Hund mit 9 (!) bekommen. Einen Dobermann aus dem Tierheim, ziemliches Kaliber wesenstechnisch, und für den war ich allein verantwortlich. Sprich: Der Hund wurde zumindest in den ersten Jahren weder regelmäßig gefüttert noch kam er regelmäßig raus, halten konnte ich ihn nicht, also lief er frei und auch mal weg... Das war unverantwortlich, aber Anfang der 80er hat das aber noch niemanden so wirklich interessiert.
Er war kein Anfängerhund und trotzdem der beste Anfängerhund der Welt. Wir haben uns gegenseitig sehr viel beigebracht. Ich zog mit 18 von Zuhause aus und natürlich nahm ich ihn mit. Ich hatte mit 18 meine Ausbildung beendet und meine erste Vollzeitstelle angetreten. Er war zu diesem Zeitpunkt schon 10/11 Jahre alt und entsprechend ruhig. Ihm zuliebe hatte ich mir eine kleine Bude in der Nähe meiner Arbeit gesucht. Ich bin jeden Morgen vor der Arbeit mit ihm raus, jeden Mittag nach Hause, jeden Nachmittag nichtmal die Jacke ausgezogen sondern sofort mit dem Hund für 2 Stunden in die Pampa gelaufen. Vorm Schlafengehen noch eine Runde, das war mir in Fleisch und Blut. Für mich gabs kein schlechtes Wetter, kein "keine Lust" und auch keine Freizeitaktivitäten ohne Hund. Freibad, Kino, abends mal weg gehen, Disco... njet, niemals. Ich kannte es einfach nicht anders.
Charlie starb mit 15 Jahren. Kurz drauf erfüllte ich mir meinen Traum vom Züchterwelpen. Für den hatte ich zwei Jahresurlaube angespart und war für die Welpeneingewöhnung etc. dann 3 Monate zuhause, anschließend habe ich meine Stunden reduziert, so dass der Hund im ersten Lebensjahr maximal 3 - 4 Stunden am Stück allein bleiben musste. Er hat an meiner Immobilie und an Möbeln/Kleinteilen Schäden im mittleren 4stelligen Bereich verursacht, hat nicht nur Möbel, sondern auch Türen, Zargen und auch die Wände angefressen. Seine Zerstörphase hat etwa 14 Monate lang gedauert, danach wurde es besser.
Trux war auch kein Anfängerhund und trotz Hundeerfahrung habe ich bei ihm so einiges falsch gemacht, er war halt mein erster Welpe. Es war eine Menge Arbeit... Dobermänner sind ja auch ziemlich anspruchsvoll. Jedenfalls wurde er nicht alt, er war erbkrank.
Ich hatte dann noch weitere Dobermänner, jetzt habe ich zusammen mit meinem Mann 6 Hunde aus dem Tierschutz. Mein Mann ist ganztags zuhause, ich gehe arbeiten.
4 von unseren 6 Hunden würde ich als absolute Anfängerhunde bezeichnen: Sie sind absolut brav, haben noch nie was kaputt gemacht, sind verträglich mit allem was lebt, sehr souverän, sehr freundlich, super verschmust, ableinbar, sozialverträglich mit Artgenossen, bleiben ohne Probleme alleine und fahren brav im Auto mit. Sie gehen wie Federn an der Leine, fallen niemals unangenehm auf, man kann sie überall mit hin nehmen, sie benehmen sich immer super. Sie sind sehr anspruchslos und glücklich über jede Ansprache und jede Berührung. Ich würde fast sagen, sie sind "intuitiv bedienbar".
Das sind Bolle (10 Jahre), Lupo (ca. 12 - 14 Jahre), Brösel (ca. 8 Jahre) und Manni (ca. 8 Jahre).
Bolle ist schon seit Welpenalter hier, Brösel und Lupo zogen 2013 ein, Manni 2015. An den letzteren 3en musste man "nix machen", nix resozialisieren, nix dran rum erziehen, die waren und sind perfekt so wie sie sind.
Insofern plädiere ich dafür, als "Anfängerhund" sich speziell nach fitten, souveränen Oldies umzuschauen.
Unsere Youngster Schlupp und Floh (beide ca. 6 Jahre, eingezogen 2013 und 2015) sind da schon wesentlich "schwieriger" bzw. anspruchsvoller. Auch lieb und toll, klar, aber nicht soooo absolut problemlos wie unsere Oldies. Und sie stiften unsere Oldies oft auch mal zu Dummheiten an, z.B. zum gemeinschaftlichen Wolfsgeheule, oder zum Plündern von versehentlich stehengelassenen Lebensmitteln, da würde die Oldies von alleine nie drauf kommen.
Ausgesucht habe ich unsere Hunde vorrangig nach deren Charaktereigenschaften, ich habe zielgerichtet nach Hunden gesucht, die meinen Anforderungen (z.B. katzenverträglich, sozialverträglich) entsprochen haben.
In örtlichen Tierheimen habe ich nicht gesucht (diese Sorte Hund sitzt da eh selten), sondern habe mich nach Hunden umgesehen, die auf Privatpflegestellen in Deutschland sitzen, wo ich sie besuchen konnte und wo deren Charakter und Verhalten super beurteilt werden konnte.
Meine Hunde aus den Pflegestellen waren exakt so wie beschrieben und sie verhielten sich auch bei mir zuhause exakt so, wie in den Pflegestellen. Weil sie dort ganz normal im Familienleben integriert waren und ein normales Leben führten, während ein Hund, der Familienleben gewöhnt ist und dann in einen Tierheimzwinger gesteckt wird, ja immer mehr oder weniger traumatisiert wird durch diese Extremsituation.
Soweit jedenfalls meine Erfahrungen.
Gruß
tessa