Ah, Erleuchtung hatte ich noch gar nicht so in Betracht gezogen. Du meinst, das läuft also eher über die "Abschreckungsschiene"...?
Erst die Jobwahl, dann die Entscheidung: das gebe ich mir besser nicht? Das würde erklären, warum ungefähr die Hälfte aller Erzieherinnen und Lehrerinnen, die ich kenne, keine Kinder haben...
Obwohl ich ja zur Ehrenrettung der Kinder mal sagen muß, daß oft genug die Eltern die wesentlich abschreckendere Wirkung haben...
Ich glaube, an der "Abschreckung" kann was dran sein - Fakt ist: Man sieht in Kindergärten, Schulen oder auch Krabbelgruppen nicht unbedingt das Beste am Elternsein - oder auch das Beste an den Eltern.
Wie mir auf Schulveranstaltungen oder bei anderen Gelegenheiten, wo ich auf andere Eltern treffe, immer wieder schmerzlich bewusst wird, gerade weil wir auch im Besserverdienenden-Bildungsbürger-Ghetto leben... aber auch anderswo.
Warum ist das so?
Ein bisschen kommt mir das so vor wie mit Studium und Beruf... in gewissen Kreisen ist es absolut verpönt, zu sagen, man sei mit der eigenen Entscheidung nicht zufrieden oder haben eine Fehler gemacht... es sei denn, man kann dabei auf andere schimpfen.
Die Mütter, die ich so kenne und auf diese Weise erlebt habe, finden entweder alles angeblich nur toll, oder dramatisieren jede Kleinigkeit, weil sie irgendwie nicht verschaltet haben, dass eine gewisse, und phasenweise auch eine gewisse große persönliche Unzufriedenheit nix Ungewöhnliches ist. Da wird dann (das bezieht sich hauptsächlich auf Erstmütter in Rückbildungs- und Krabbelkursen, aber auch auf Zweitmütter, deren erstes Kind total pflegeleicht war, und die jetzt eins abgekriegt haben, das nicht ganz so einfach ist) wegen schlafloser Nächte oder Dreimonatskoliken, die auf Massage nicht ansprechen, oder spuckender Kinder, wo es einen nervt, sich und das Kind dauernd umziehen zu müssen, die ganze Mutterschaft in Frage gestellt, weil "Mütter" ja anscheinend nie genervt sind.
Irgendwie erinnert mich das an einen früheren Bekannten mit gewissen Selbstorganisationsproblemen, der mal allen Ernstes zu mir meinte, er müsse dringend mal wieder zum Psychologen, er müsse unbedingt ergründen, warum er so eine Abneigung gegen das Aufräumen habe. Jedes Mal, wenn er das angehen wolle, und auf das Chaos in seiner Wohnung schaue (das groß war, aber nicht Messi-artig.. lange nicht), berkäme er so einen Widerwillen, dass er sich einfach nicht aufraffen könne. - Das sei ganz offensichtlich nicht normal, denn so käme er ja nie zu Aufräumen, wegen der negativen Gefühle dabei. - Die waren seiner Ansicht nach nicht normal.
Als ich sagte, diese negativen Gefühle seien mir absolut nicht unbekannt, und eigentlich auch keinem anderen Menschen, den ich kenne, meinte er total fassungslos: "Und, was
tust du dagegen?"
Worauf ich nur meinte: "Nix, wenn's zu schlimm wird, räume ich trotzdem auf! Macht mir zwar auch dann noch keinen Spaß. aber spätestens, wenn ich nix mehr wiederfinde, muss es halt sein!"
Naja - er meinte dann als Antwort nur, das sei doch keine Lösung. - Er erwartete sich offenbar von einer wie auch immer gearteten therapeutischen Unterstützung, dass er sich danach freudigen Herzens und guten Mutes ans Aufräumen machen würde - und solange das nicht der Fall war, hat er das lieber gleich gelassen.
Und ein bisschen so kamen mir die meisten Mütter vor, die von sich selbst meinten, mit der Mutterschaft nicht so gut zurechtzukommen (wie erwartet), und mir ihren ausufernden Problemschilderungen manche Krabbelgruppe gesprengt haben. Die erwarteten immerwährende Glückseligkeit und Zufriedenheit und absoluten Gleichmut und Gelassenheit in allen Situationen von sich selbst, und hatten das zu ihrer eigenen Überraschung eben auch nicht viel mehr als vorher ohne Kind.
(Wobei ich davon ausgehe, dass die, die wirklich ernsthafte,
große Probleme damit hatten, aus Verunsicherung in der Öffentlichkeit eher gar nichts gesagt haben.)