Spruch des Tages kam von meinem Vater. Wir plauderten am Telefon über dies und das, unter anderem über einen Bekannten, der keine Frau hat.
Ich sage sowas wie "So schlecht ist der doch gar nicht." und mein Vater antwortet: "Wat? Dä? Dä hott doch die Fahrradspang noch aan!"
Auf meine Nachfrage erklärte mir mein Vater dann den Hintergrund dieses Spruchs. Nämlich in seiner Sturm- und Drangzeit, also wohl in den 50er Jahren, gab es im benachbarten Kleinstädtchen jeden Sonntagnachmittag eine Tanzveranstaltung. Quasi das "Elite-Partner" dieser Zeit.
Ein Kollege meines Vaters, der wahnsinnig gutaussehend war, radelte immer fein herausgeputzt kilometerweit mit seinem uralten Fahrrad zu diesem "Tanztee", bekam aber von den Damen immer nur "Körbe". Unerklärlich, wo der doch so ein stattlicher Kerl war und toll aussah.
Irgendwann fragte einer der Kumpels des ewig Verschmähten dann mal ganz direkt eine der jungen Damen, die seine Aufforderung zum Tanz mal wieder abgelehnt hatte, nach dem Grund. Und die antwortete: "Dä hott doch die Fahrradspang noch aan!"
Mit anderen Worten: daran, daß der hübsche junge Mann beim Betreten des Tanzlokals immer noch die Fahrradspange um eines seiner Hosenbeine geklemmt hatte, konnten die Mädels erkennen, daß der nicht mit einem schicken Auto oder wenigstens mit einem Moped vorgefahren war, sondern bloß mit dem Fahrrad. Und so'n "Hungerleider", der den Damen nix bieten konnte, war damals (schon) nicht gefragt, so gut er auch aussah.
Oberflächliche Weibsen gab es also auch damals schon.
Jedenfalls ging dieser Spruch offenbar in den alltäglichen Sprachgebrauch der Anwesenden über und bezeichnete fortan die, die nicht protzig auftreten konnten - oder wollten...