Wie ich schon schrieb, wir machen Kids zu dem was sie sind. Also sollten wir alle, die Gesellschaft an sich, mal etwas an sich verändern. Mehr Rücksicht, mehr Respekt, weniger Aggression. Dann gäbe es weniger Mobbing, Frustration, Gewalt, Respektlosigkeit etc. auch bei "unseren" Kindern.
Ja, aber da fängt das Problem doch schon an...
In der Subjektiven Wahrnehmung des Einzelnen ist in der Regel "der andere" (bzw. sind die anderen) diejenigen, die sich rücksichtslos verhalten.
Die Einsicht, dass jeder bei sich selbst anfangen sollte - und für sich und die Seinen verantwortlich ist, ist nach meiner Erfahrung keine unbedingt naheliegende.
ich teile jede silbe von frieden und zur nächstenliebe mit euch,aber das leben lehrt mich leider ein anderes.egal wie klein der kreis des vertrauten ist,um so größer können aber auch die differenzen sein.darum setze ich auf ehrliche konfentration,aber das gelingt auch nicht immer.
was meint ihr?können wir die gesellschaft werden,die wir zu erträumen wagen?
Nur mal zum Verständnis: Meinst du "Konfrontation"?
Das Thema "Mobbing als Auslöser" seh ich genauso wie "Drogen als Auslöser", "Computerspiele als Auslöser", "'Falsche' Musik als Auslöser", "Kampfsport als Auslöser für erhöhte Gewaltbereitschaft" und was es noch alles gibt, das gern mal angeführt wird:
Wie schon geschrieben wurde, sind das Dinge, die auf viele Leute (vor allem in diesem Alter) zutreffen. Viele Leute hören "aggressionsgeladene" Musik, spielen (nach meinem Empfinden zu viel) Computer, experimentieren mit diesem oder jenem und es werden auch gar nicht so wenige Leute subjektiv oder objektiv gemobbt.
Ich kann aus eigener Erfahrung (sollte man ja besser hinzufügen...
) sagen, dass Ausgrenzung (ob nun berechtigte oder unberechtigte) beim Opfer zu erheblichen Aggressionen führt - und es ist nunmal nicht jeder zum Schriftsteller berufen, findet also ein relativ harmloses Ventil für diesen Druck.
Trotzdem wird nicht jeder, auf den einer oder mehrere der obigen Aspekte zutreffen, zum Amokläufer.
Woraus eigentlich nur folgen kann, dass die letztlich auslösende Ursache eine
andere ist.
Damit meine ich: Wenn nicht noch irgend etwas anderes dazukommt, muss nichts von dem, was oben steht, ein Grund für einen Amoklauf sein.
In der Regel sind einige Dinge (zumindest kommt mir das so vor) eher Begleitumstände, die auf eine geistige Verfassung hindeuten, die aus irgendeinem Grund gerade nicht stabil ist.
Für "nicht stabil" reicht schon die ganz normale Pubertät, das muss nichts dramatischeres sein. Kann es aber, und dann wird es problematisch.
Es wird (beim Thema Musik, Computer, Aussehen zB) also Ursache und Wirkung verwechselt.
Beim Thema Mobbing gilt das logischerweise nicht vollständig - aber Lana hat schon Recht, in der Regel wird man gemobbt, weil man irgendwie
anders ist und den anderen Leuten querkommt. Das ist umso bitterer, wenn man für Dinge gemobbt wird, die man nicht bewusst tut oder lässt, sondern die man einfach
ist... also zB groß, klein, schwul, dumm, intelligent, sprachbehindert, Ausländer - was man also nicht einfach abstellen oder zurücknehmen kann, um mit dem anderen besser klarzukommen.
Das sind so Fälle, in denen es sich (aus Sicht der Betroffenen) erübrigt, um Hilfe zu suchen, denn - zumindest hat man in dem Moment das Gefühl - diese Dinge werden ja die anderen "immer" stören, egal was man tut, da man ja "immer" zu groß, zu klein, zu unsportlich... sein wird - und da kann einem auch kein Lehrer oder Psychologe helfen. Was soll der machen. Einem sagen: "Zieh den Kopf ein!"?
Mir wurde zB immer gesagt: "Du musst dich aber auch selbst ein bisschen verändern" - bloß wie oder warum, das hat mir gefehlt. (Abgesehen davon war der Hinweis korrekt - bloß konnt ich damit in dieser Kürze nix anfangen...
)
So, lasst mich mal überlegen, was wollte ich denn eigentlich sagen... so früh am Tag...
Ach ja: Also erstmal, das alle möglichen schnellen Erklärungen wie "Mobbing" nur Teilaspekte des Problems erfassen können.
Auch Robert Steinhäuser zB hat sich mit Sicherheit "gemobbt" gefühlt - jemand mit einem solchen übersteigerten Bild von sich selbst
kann sich nur ungerecht behandelt, nicht anerkannt und ausgegrenzt fühlen.
Aber da klaffen halt Selbst- und Fremdwahrnehmung wieder auseinander.
Zweitens - und das ist mir gerade zum Thema Mobbing eingefallen - beflügelt durch die Tatsache, dass "der Mensch hier der erste Amokläufer in Deutschland war, der seine Tat überlebt hat":
Nicht jeder Jugendliche mit psychischen Problemen wird zum Amokläufer und lebt damit seine Aggressionen gegen andere aus. Recht viele Betroffene bringen auch einfach sich selbst um, oder verletzen sich selbst o.ä., richten diese Aggressionen also gegen sich selbst.
(Auch dann ist übrigens die "Warum-Teddy hinleg-Kerzen anzünd"-Betroffenheit bei den Mitschülern in der Regel groß... ich bin nicht ganz so emotional gestrickt und wohl auch ehrlicher zu mir selbst, selbst wenn das unangenehm ist. Als sich unser Schülersprecher umgebracht hat, hat meine Aussage: "Vorgestern ging er euch noch genauso auf die Nerven wie mir auch!" zu meinen heulenden Mitschülerinnen nicht unwesentlich zu meiner eigenen Ausgrenzung beigetragen. Dabei ging es mir auch darum, dass eben dieses "Er hat uns alle genervt" vermutlich ganz wesentlich dazu beigetragen hat, dass der Mensch sich umgebracht hat. Und dass seine Art, mit der er uns genervt hat, ein Aspekt war, der gleichzeitig zu der Tatsache geführt hat, dass er sich umgebracht hat. Dieser Erkenntnis haben sich die anderen durch ihre Heulerei und Betroffenheit spontan und vermutlich reflexartig aus Selbstschutz entzogen... Weiß nicht, ob jemand versteht, was ich meine.)
In diesem Sinne sind in der Regel Amokläufe eine Art erweiterter Selbstmord, und ich finde, als solcher auch am besten zu betrachten.
Denn sowas gibt es ja auch
ohne Amoklauf: Es gibt Leute, die bringen sich im stillen Kämmerlein um, und welche, die versuchen, möglichst spektakulär aus dem Leben zu scheiden, nach dem Motto: "Naja, denen hab ich's aber gezeigt", der "Das haben sie jetzt davon!"
Ursache ist vermutlich eine anderen Motivationslage und bzw. oder Persönlichkeitsstruktur - der eine oder andere will vielleicht wirklich einfach nicht mehr leben, und wenn er wen treffen will, dann nur die eigenen Angehörigen. Der andere meint, die ganze Gesellschaft schulde ihm was oder müsse Notiz von ihm bzw. seinem Ableben nehmen.
Ich frage mich also gerade, ob es nicht sinnvoll wäre, gerade Schulamokläufe eher unter dem Selbstmoraspekt zu betrachten.
Der Täter kreist ja vom Kopf her ausschließlich um sich selbst, die Opfer werden zu Statisten in seinem letzte großen Auftritt. So in der Art.
Von daher ist dann auch egal, welche Waffe er wählt. Zum Thema "schießen oder hauen": War's nicht so, dass zumindest der Erfurter Täter die oder einige Opfer durch Kopfschüsse regelrecht hingerichtet hat? - Soviel weiter weg als mit einer Axt kann er da auch nicht gestanden haben, so groß finde ich den Unterschied also (persönlich) nicht. - Auch wenn ich verstehe, was ihr meint.
Und eins kommt mir noch gerade - ist jetzt alles etwas ungeordnet, ich muss auch gleich aufhören mit der Tipperei:
Und als drittes gibt es noch Leute mit ernsthaften psychotischen Wahnvorstellungen, die z.B. Stimmen hören, die sie zu ihrer Tat drängen usw. - die sind, finde ich, getrennt von den anderen Fällen zu betrachten, weil an denen die Gesellschaft nur minimalst etwas ändern kann.
Da wird oft gesagt: "Nun ja, das hätte doch jemandem auffallen müssen. Das ist wieder unsere gedankenlose Gesellschaft, keiner schaut genauer hin, allen ist egal, was der andere tut"...
Es ist aber - und da spreche ich wieder aus eigener Erfahrung - unter Umständen sehr schwer, derartige Veränderungen der Psyche sogar bei sehr vertrauten Personen zu erkennen, weil die diesen Teil ihrer Vorstellungswelt zumindet in der Anfangsphase der Erkrankung in der Regel sehr sorgfältig gegen alle anderen abschotten.
Meine Menschenkenntnis ist nun (das behaupte ich jetzt einfach mal so...
) nicht die allerschlechteste, aber es ist mir nun schon zweimal passiert, dass ich etwas
bemerkt, aber nicht erkannt und korrekt gedeutet habe.
Sollte ich wieder das Gefühl haben, bei jemandem, den ich immer sehr gut gekannt habe, gibt es plötzlich eine Wand im Kopf, weiß ich jetzt hoffentlich, woran ich bin, aber wer weiß, in welcher Farbe diese Wand das nächste Mal gestrichen ist?
In beiden Fällen war der Schlusspunkt dieser Entwicklung übrigens ein Selbstmordversuch - aber ein "ganz normaler" (zum Glück auch beide Male erfolgloser), "ohne" Amoklauf.
Ich denke aber, siehe oben, dass je nach Persönlichkeitsstruktur, Umfeld und "Medienberichterstattung" (als Ideengeber) die Umstände, die zwischen Selbstmord und Amoklauf entscheiden, vielleicht nur winzige Details sind.