ich denke es tut ihm einfach gut, und das muss man fördern..
Ja, das finde ich auch.
Ich vermute mal, dass " er hat die Hundesprache verlernt" ne recht grobe Vereinfachung war (in dem Sinn hab ich es oben auch verwendet).
Im Wortsinn ist es Quatsch. Was soll ein Hund denn "sprechen", außer der "Hundesprache"?
Was er eventuell verlernt hat, oder was ihm etwas schwer fallen könnte, ist tatsächlich "zweiseitige" Kommunikation von Hund zu Hund. Also: Nicht bloß pöbeln und seine Meinung sagen, sondern auch mal zuhören und abwarten, was der andere zu sagen hat.
Er hat ja anscheinend lange, lange nicht die Gelegenheit dazu gehabt. Wenn man zu lange mit sich allein ist, und Artgenossen nur als lärmende, keifende lästige Nachbarn wahrnimmt, vor denen man seine Ressourcen verteidigen und gegen die man sich abgrenzen muss, gewöhnt man sich vermutlich auch als Mensch etwas seltsame Mucken an.
Frag mich mal. Ich sitze hier mit meinem Untier, kommuniziere mit dem Rest der Welt meist online, da ich auch von daheim aus am Rechner arbeite, und manchmal ist die Frau an der Kasse am Supermarkt die erste, mit der ich in drei oder vier Tagen von Angesicht zu Angesicht kommuniziere. (Wenn man vom obligatorischen: "Leinen Sie bitte Ihren Hund an!" auf den täglichen Spaziergängen mal absieht ).
Ich hab also so Phasen, da muss ich mich überwinden, mir unbekannte Leute anzurufen. - Weil ich da ja persönlich mit ihnen sprechen muss, und sie noch nicht kenne. (Jedes Mal vorher ne Mail schicken geht ja schlecht. )
Ich hab das Reden ganz sicher nicht verlernt, aber es fällt mir in dem Moment schwer. Schreiben ist viel einfacher.
Könnte mir gut vorstellen, dass es Hunden ähnlich geht.
Vielleicht ist Cain einfach so gestrickt, dass er bei jedem eventuell bedrohlichen Hund erstmal einen auf dicke Hose macht, um bloß gar nicht erst als Opfer dazustehen?
(Also, viel Show und Posing. Das ist er sich natürlich auch schuldig. )
Und wenn er dann merkt, der andere ist friedlich, dann ist okay und man kann sich entspannen und "richtig" kommunizieren?
Und wenn nicht, dann wird halt zur Untermauerung der eigenen Position noch mal geschnappt, frei nach dem Motto: "Eh, geh du mir weg!"
So lange du dir unsicher bist, ob er nicht doch beißen könnte, bist du mit dem Maulkorb auf jeden Fall auf der sicheren Seite.
Und ich möchte hier nochmal (und gern immer wieder, weil ich es zuerst auch nicht glauben wollte) drauf hinweisen, dass ein gut sitzender Maulkorb für einen solchen Hund (mit Kommunikationsproblemen oder Angst/Unsicherheit) zigmal angenehmer ist, als ein Halti.
Ein Hund mit MK kann zwar kaum (Biss-)Schaden anrichten, aber er kommt sich nicht machtlos vor. Er kann alles machen, was er meint, dass zur Kommunikation (in Hundesprache ) notwendig ist.
Mit nem Halti kannst du ihn in so einer Krisensituation nur knebeln. Im wahrsten Sinn des Wortes.
Und das trägt nach meiner Erfahrung absolut nicht dazu bei, die Situation zu entspannen.
Zum: "Gleich dran arbeiten".
Das ist sicher richtig und sinnvoll. Gerade wenn es dich verunsichert.
Andererseits denke ich, man soll nichts überstürzen. Gerade in der Eingewöhnungsphase kann es einem mal so vorkommen (also, zumindest bei uns war es so), dass Probleme schneller auftauchen, als man gegen sie anarbeiten kann.
Macht man dann zuviel, oder erwartet / erhofft sich zu viel, wird es schnell kontraproduktiv, weil man eventuell den Hund (oder auch sich selbst!) überfordert.
Hab die Erfahrung gemacht, dass sich manche Dinge "fast wie von selbst" erledigen, sobald erstmal eine gewisse Routine eingekehrt ist und man einander etwas besser kennt. - Und dann hat man auch Zeit und Muße, an den anderen (den richtig problematischen) zu arbeiten, und das klappt dann auch!
Ich hoffe, das klingt jetzt weder irgendwie herablassend noch zu konfus. Hab diesen Schleif ja auch erst einmal mitgemacht, damit bin ich sicher nicht die Fachfrau vom Dienst oder so.
Aber das: "Hab ich mir da nicht zuviel vorgenommen?"-Gefühl kenn ich ganz gut und dachte, vielleicht hat ja so wenigstens wer anders was von dem Stress, den ich bisher gehabt (und mir teilweise auch unnötig selbst gemacht) habe.
Wegen des Hundetrainings... vielleicht solltest du dich mal vorsichtig nach Alternativen umsehen? - Nur für den Fall, dass da noch mehr so "Merkwürdigkeiten" aus der Richtung kommen.
Wie Bürste schon schrieb: Ein Hund, der nie zu Artgenossen kann oder darf, leidet.
Auch ein Hund, der ein Kommunikationsdefizit hat, und darum mit Artgenossen Probleme hat (oder macht...), leidet. Es gibt sie ja nunmal an allen Ecken und Enden.
Und wenn es irgendwie die Möglichkeit gibt, daran zu arbeiten - dann ergreif sie und mach was draus. Deinem Hund tust du mit Sicherheit einen Gefallen, der mit Gold nicht aufzuwiegen ist.
Liebe Grüße,
Lektoratte