Zum glück sind ja alle individuen.
Ich meine das im Sinne von:
"Zunächst einmal: Nein, es geht nicht darum, dass Eltern den Schuldigen herausfinden. Den Schiedsrichter zu spielen ist eine schlechte Idee. Denn oft ist der wahre Ursprung des Streites nicht mehr herauszufinden und wenn man dann dem einen Recht gibt, ist der andere sauer, fühlt sich weniger geliebt oder ungerecht behandelt. Das führt auf Dauer zu Unmut. Sowohl dem Geschwisterkind, als auch den Eltern gegenüber. Es ist nicht unsere Aufgabe, die Streits der Kinder zu lösen. Unsere Aufgabe ist höchstens, sie zu begleiten. Ich sagte ja schon, dass das Alter zwischen 5 und 10 Jahren wichtig ist, um Streiten zu lernen. Insofern ist es wichtig, Streit unter Geschwistern zuzulassen. So können alle Kinder ihre egoistischen Interessen bis zu einem gewissen Grad durchzusetzen versuchen. Sie müssen dann aber eben auch erleben dürfen, was das mit dem anderen macht. Dass der Bruder oder die Schwester vielleicht anfängt zu weinen oder wütend zu werden, wenn ich alle Gummibärchen für mich behalte, ist ja eine immens wichtige Richtschnur für eigenes Verhalten. Und dieser schmale Grad muss für zukünftige Konflikte im Gehirn als Referenzsituationen abgespeichert werden können. Es ist völlig unnötig, sich als Erwachsene da einmischen und das gummibärchen-hortende Kind für seinen Egoismus zu schelten. Das würde den Lerneffekt eher zunichte machen, weil dann die natürliche Scham, das Geschwisterkind zum Weinen gebracht zu haben, übertüncht würde durch die Kränkung, ausgeschimpft worden zu sein. Diese Kränkung kann dem Geschwisterkind zur Last gelegt werden - wenn es nicht um Gummibärchen gebettelt hätte, wären die Eltern schließlich nicht sauer geworden. Mischen wir uns dagegen nicht ein, entsteht ein eher natürlicher Prozess: Das Kind erlebt die Folgen seines Handelns. Wenn es Gummibärchen nicht abgibt, kann es sein, dass der andere traurig wird. Das auszuhalten ist schwer. Deshalb wird es beim nächsten Mal ganz sicher zumindest eine Handvoll Gummibärchen teilen.
Gar nicht einzugreifen ist aber nicht in allen Fällen gut. Negatives Streiten in Form von unzulässiger Gewalt oder degradierenden Aussagen sollte nicht durch Ignorieren normalisiert oder unterstützt werden. Da muss von den Erwachsenen, die die Normen unserer Gesellschaft schon kennen, ganz klar gemacht werden, dass das Kind eine Grenze überschritten hat, die es nicht überschreiten darf. Das muss jedoch nicht schimpfend und zeternd sein. Oft ist das echte geschockte Lufteinziehen der Eltern und ihr entsetzter Gesichtsausdruck schon Rückmeldung genug. Und dann kann man hinterher mit ruhiger Stimme erklären, was an der Aktion des Sprösslings nicht gesellschaftskonform war.
Apropos gesellschaftskonform:
. Da wird dem Zwillingsbruder schon mal die Buddelschippe über den Kopf gezogen oder die Schwester gekniffen. Da die neuronalen Bahnen in ihrer Kontrollschleife im Gehirn noch nicht angelegt sind,
. Man kann also so viel erklären oder schimpfen wie man will, beim nächsten Ärger werden sie trotzdem wieder zuhauen. Weil sie gar nicht anders können. Beim Eingreifen in Streits müssen Erwachsene also auch immer wieder das emotional-soziale Alter der Kinder im Auge behalten und eben ihre Reaktion darauf abstimmen."
(Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten)
Nun gibt es bei uns zb keine Plätze wo der andere nicht hinkam (das ist durchaus ein Problem an dem wir arbeiten)