@Lana
Ich denke, Diagnosestellung aufgrund von Erfahrung ist zugleich eine der größten Stärken und eine der größten Schwächen beim Arztberuf.
Weil einen die Erfahrung erstmal und mehrheitlich schneller weiter bringt als wenn man von a bis z jede Eventualität abhakt.
Und weil sie einem im Zweifel die Sicht verstellt.
Die Aussage: „Wenn es nicht besser wird, noch mal wiederkommen!“ ist einerseits natürlich angebracht. Andererseits gebietet einem das normalerweise auch der gesunde Menschenverstand, selbst wenn der Arzt nicht noch mal darauf hingewiesen hat.
Das Problem ist nur, dass man, wenn man wieder zum selben Arzt oder ins selbe Krankenhaus kommt, zu einer Person mit bereits gefasster Meinung kommt, die dann nach meiner Erfahrung mehrheitlich unbewusst nur ihre Diagnose zu bestätigen sucht, statt wirklich unvoreingenommen Alternativen in Betracht zu ziehen.
Da muss man dann schon sehr hartnäckig sein - und auch das klappt nicht immer - oder evtl. einen anderen Arzt aufzusuchen... ich glaube, das liegt aber weniger an “dem medizinischen Personal“ im
Besonderen, als an der Art, wie wir Menschen uns generell eine Meinung bilden.
Meine Erfahrung ist auch, dass Diagnosen eine gewisse Zeit brauchen.
Ich habe durch die Kinder gelernt, erstmal abzuwarten, bis die Symptome einer Krankheit so weit gereift sind, dass auch jemand vom Fach die Veränderung erkennt.
(Es gibt an dem Tag, wenn das Kind zum Arzt soll, auch keinen Fiebersaft, keine Nasentropfen und gar nichts, was das Bild verfälschen könnte. Denn selbst wenn man das dazu sagt, schafft es kaum ein Arzt, das wirklich aus der Bestandsaufnahme herauszurechnen. Ist so.)
Und genau so halte ich es bei mir nach Möglichkeit auch.
Wenn ich merke, dass mit meinem Körper etwas nicht stimmt, dann ist das oft von außen noch lange nicht zu merken. Da hilft nur warten.
Damit die Fachleute überhaupt eine Chance haben, mehr als eine vage Diagnose zu stellen...
Es ist wirklich nicht immer ganz einfach. Aber für beide Seiten nicht.