Was ist/war das denn für eine Hohlnuss?
Ich verstehe definitiv, dass du nach so einem Erlebnis vorsichtig bist. Und ich denke, wenn ich mir das Umfeld von meinen eigenen Jungs hier so anschaue, dass Schwulsein oder die Entdeckung desselben für Jugendliche und junge Erwachsene heute nicht wesentlich leichter ist als vor 30, 40 Jahren - also, in den Zeiten meiner Jugend.
Weil es gerade für andere Jungs (und später dann Männer) immer noch als "Ihhh"-Faktor gehandelt wird.
Aber - ich denke, dass es im Einzelnen einen wesentlichen Unterschied macht (und auch im Vergleich zu früher gibt), wenn du nicht mehr mit Kindern und Jugendlichen, sondern mit Erwachsenen zu tun hast, die
wissen, wo sie selbst stehen.
Toleranz hängt ganz wesentlich von einem guten und fest verankerten Selbstgefühl ab. Das haben Kinder noch und Jugendliche gerade nicht.
Und in unsicheren Phasen ist das Bedürfnis, sich abzugrenzen, zu verteidigen, sich einem Lager zuzuschlagen und das andere abzulehnen, sehr groß. Das trifft aber nicht nur Schwule. Das trifft auch Frauen. Die Klassenkameraden vom Ü sind jetzt zwischen gerade noch 10 und schon 12. Ich kenne viele seit der ersten Klasse oder teils schon seit dem Kindergarten. Ebenso die Eltern.
Und im Moment kursieren da auch bei den nettesten, ehemals freundlichsten Kindern mit durchaus selbstsändigen gleichgestellten Müttern Sprüche der übelsten S.existischen Art, ob nun gegen Frauen, Schwule oder "Spastis" - da denk ich mir auch nur so:
Ich habe aber neulich gelernt, dass es dabei tatsächlich um Abgrenzung zur Selbstfindung geht. DIe für Jungs schwieriger ist als für Mädchen, weil hab ich schon wieder vergessen. Mädchen setzen sich mit ihrer Mutter als Person auseinander, Jungs mit ihr als Person und als Frau. Oder so. Und sie haben meist weniger Gelegenheit, erwachsene Männer im Alltag zu sehen, als erwachsene Frauen...
Ach, egal... jedenfalls gibt es so eine frauenfeindliche, homophobe Phase, die bei sehr vielen Leuten in dem Moment wieder vorbei ist, wenn sie selbst etwas Lebenserfahrung gewonnen haben, wissen, wer sie selbst sind und was sie wollen, und keinen Anlass mehr haben, sich von jemand, der einen andere Weg geht, bedroht zu fühlen.
Also, soviel zur Theorie. Dies sich für mich aber durchaus mit meinen Alltagsbeobachtungen deckt.
Ich glaube also, deine Erfahrung im Fußballverein war je nach Alter und Hintergrund des Trainers nicht soo ungewöhnlich (wenn auch traurig) - selbst wenn er selbst kein Problem mit dir gehabt hätte, hat er vielleicht befürchtet, die anderen Spieler kriegen eines, und war damit dezent überfordert... aber ich denke, sie lässt sich nicht ohne Weiteres auf die "Erwachsenenwelt" übertragen.