kann verstehen, das es dich immer noch sehr aufwühlt und man ins Mauseloch sich verkriechen möchte, aber du hast ja mit Chris einen guten Beistand, der Dich da auch gut unterstützt
.
Hatte er ( der Täter) denn nach der ersten Geschichte Dir gegenüber versucht Repressalien geltend zu machen ? Oder wusste er / weiss er gar nicht, von wo der "Wind weht" ?
Die Zeit damals war einfach nur schlimm. Als ich im Internet angefangen habe, war er mein Chef. Ein halbes Jahr später habe ich eine eigene Gruppenleitung bekommen.
Mir war sehr schnell klar, dass er die Jungen missbraucht, aber ich hatte nichts in der Hand, um etwas machen zu können. Deswegen habe ich mich an eine Beratungsstelle gewendet, die mir empfahlen, jede "merkwürdige" Situation zu protokollieren.
Sieben Monate später offenbarte das erste Kind sein Leid und ich brachte den Aktenordner mit meinen Protokollen zu den Oberen.
Darauf folgte eine Lawine von Kindern, die ebenfalls betroffen waren.
Nachdem ich die Protokolle abgegeben habe, holte mich B. aus der Lernzeit mit den Schülern, was absolut ungewöhnlich war. Er ging mit mir ins Gruppengebäude und schloss hinter sich ab. Ich hatte meinen Schlüsselbund der Praktikantin gegeben, die mit den Kids weiter lernte.
Er weinte, kroch vor mir auf den Knien herum und bat mich, die Protokolle zurückzunehmen. Er drohte, schrie, heulte wieder, umklammerte meine Beine, wollte Zigaretten von mir, die ich ihm auch drehte, weil ich Angst hatte, dass er kippt. Eine Stunde später gelang es mir mit einem Trick, Hilfe herbei zu telefonieren und aus der Gruppenwohnung wieder raus zu kommen.
Danach überlegten sich die Oberen, ihn im Sportbereich in einer anderen Einrichtung einzusetzen, etwas später war von einem Kindergarten die Rede, in den er wechseln sollte. Ich habe mich dann an die Staatsanwältin gewendet und mit ihr das Vorgehen besprochen. Zuerst anonym, beim 2. Anruf habe ich mich dann offenbart. Die Staatsanwältin machte umgehend eine Hausdurchsuchung im Orden. Die Vorwürfe bestätigten sich und B. wurde zur Fahndung ausgeschrieben. Er wurde bei einem Freund in Trier festgenommen und in Untersuchungshaft gebracht.
Die Staatsanwältin informierte mich über seine Verhaftung. Das Untersuchungsgefängnis ist in Koblenz, wo ich damals lebte. Es war ein warmer Tag. Nach dem Dienst bin ich zum Untersuchungsgefängnis gefahren und habe mich auf den Parkplatz gegenüber gestellt. Die Lüftungsschlitze der Zellen waren geöffnet und ich hörte Stimmengewirr aus den Zellen. Ich sass in meinem Auto mit Blick auf die Zellen und habe über eine Stunde bitterlich geweint.
Natürlich wussten alle, dass die Anzeige von mir kommt. Ich hatte schon damit gerechnet, dass das nicht angenehm werden würde, aber auf das, was dann kam, war ich nicht vorbereitet: Mobbing von den Chefs und den Kollegen in einer Form, die ich mir nie hätte vorstellen können.
Als er verurteilt war, brach ich zusammen und brauchte ein Jahr, um mich wieder zu berappeln.
Mir war immer klar, dass er nach dem Knast weitermachen wird. Als ich seinen Namen las und dass er in einer Einrichtung arbeitet, wurde mir speiübel.
Er hat da 18 Jahre unbehelligt gearbeitet. Ein paar Monate nach dem Knast hat er dort angefangen. Damals gab es noch kein verpflichtendes erweitertes Führungszeugnis für Erzieher und Co. Deswegen konnte er wohl durchrutschen.
Ich hoffe, die Einrichtung belässt es nicht nur bei der fristlosen Kündigung, sondern klärt ab, ob er Opfer hinterlassen hat, damit diese Hilfe bekommen können.