Ich finde es ja immer witzig, wie auf "den Unterschieden" zwischen Mann und Frau rumgeritten wird.
Uns allen wird im Laufe unseres Aufwachsens klar, dass es zwei und nur zwei Geschlechter gäbe, dass diese unveränderlich seien und dass dies biologisch klar unterscheidbar wäre. Natürlich kommen wir nicht auf die Idee, dass das kulturell geprägt ist und in anderen Kulturen anders sein könnte.
Fakt ist aber, dass bereits auf biologischer Ebene gar nicht so klar ist, was männlich und was weiblich ist. Man kann auf der Ebene der Chromosomen männlich oder weiblich sein, oder sogar eine Mischform. Man kann auf Basis der Keimdrüsen männlich oder weiblich sein (oder eine Mischform), auf Basis der Hormone, oder der Morphologie... Und in all diesen Bereichen muss das nicht übereinstimmen. Die Humanbiologie liefert also keine eindeutige Definition dafür, dass es zwei und nur zwei Geschlechter gibt.
Das ist letztlich kulturell geprägt, denn es gibt Kulturen, in denen es mehr als zwei Geschlechter gibt, oder sogar ein Geschlechtswechsel möglich ist (ich meine damit nicht unsere Umoperierten).
In unserer westlichen Kultur haben wir es mit einem "sozialen Zuweisungsgeschlecht" zu tun. Aufgrund von Optik und Verhaltensweisen sortieren wir Menschen automatisch geschlechtlich ein.
Erstaunlicherweise wird die Geschlechtszuordnung aufgrund des Vorhandenseins oder Fehlens des Penis vorgenommen. Fehlt der Penis, handelt es sich um eine Frau, egal wie männlich der Rest ist, dies haben diverse Versuche gezeigt. Da dieser kleine Unterschied, der alles ausmacht, aber im sozialen Zusammenleben verdeckt ist, wird die Geschlechtszuordnung eben aufgrund von Verhalten und optischen Merkmalen wie Kleidung und z.B. Bartwuchs vorgenommen. Wir Menschen bemühen uns eindeutig geschlechtlich identifizierbar zu sein. Ist die Einordnung einmal erfolgt, ist sie erstaunlich hartnäckig, so können dann auch "vermeintlich unpassende" Verhaltensweisen diese Einordnung in eine Kategorie nicht mehr umstoßen.
Letztlich sind die Unterschiede zwischen Mann und Frau aber viel kleiner als angenommen. Sie sind sozial konstruiert und auch hochgradig erwünscht. So erkennen kleine Mädchen und kleine Jungs schnell was erwünscht weiblich/männlich ist und verhalten sich danach, so entstehen dann immer wieder von neuem typische Mädchen oder Jungs. Weil wir so auf die nachfolgenden Generationen einwirken und sie unser Gefüge wahrnehmen. Dies geht bereits vor der Geburt los. "Strampelt es viel? Dann wird es ein Junge!"
Es zieht sich so durch das gesamte Leben, und mit der Überzeugung schlechter in Chemie zu sein (klassisches "Jungsfach") sind die Mädchen dann auch schlechter und werden von Lehrern unbeabsichtigt anders bewertet.
Mit dem Glauben mit Werkzeug nicht umgehen zu können, versuchen Mädchen es gar nicht erst und interessieren sich nicht dafür.
So lässt sich die Liste beliebig fortführen und zeigt so auf, dass die Unterschiede hergestellt werden,eben keineswegs "von Natur aus" da sind!
Und nein, ich bestreite nicht, dass es ein Geschlecht gibt, dass Babys gebiert und eins, dass dies nicht tut. Aber ich bestreite, dass damit ein ganzer Kanon von Verhaltensweisen und Fähigkeiten einhergeht!