Was mir noch einfällt um das Problem mit einem solchen Hund zu verdeutlichen:
Wir haben kaum Ansprüche an ihn gestellt, aber ich glaube selbst das war oft zu viel für ihn. Ich denke, er wäre am zufriedensten gewesen, wenn er wieder in seiner Box hätte leben können.
Noch eine sachlich gemeinte Frage: Warum habt ihr ihn nicht in einer Box (für das Gewissen meinetwegen mit offener Tür) leben lassen, wenn es ihn zufriedener gemacht hätte?
Die ersten Wochen hatten wir noch keine Diagnose. Wir haben erst mal alle gesundheitlichen Baustellen abklären lassen und sein Verhalten verbucht unter: Er muß ja erst mal ankommen, er kennt ja nichts.
Das hat bei allen Hunden aus ähnlicher Haltung , die wir hatten auch so funktioniert. Außerdem, sorry an die Westiebesitzer, sind Westies nicht für ihre Intelligenz bekannt. Dann fiel uns auf das Dinge, die wir ihm zeigten nicht haften blieben. Er machte auf uns immer stärker den Eindruck, das es nicht um nicht verstehen ging, sondern das er nicht verstehen konnte.
Das ist schwer zu erklären, aber als wir dann eine Diagnose hatten, hatten wir nicht genug Verstand sie wirklich zu begreifen.
Filou sah ja einfach immer nur leicht verwirrt und ansonsten ganz normal aus. Zu realisieren das da einfach nichts kommen wird....
Wenn man sich in das Thema ein liest, heißt es ja das manchmal noch etwas gelernt werden kann.
Also haben wir die kleinsten Dinge, wie nach Monaten das erkennen einer Stufe, für einen Erfolg gehalten.
Wenn er beim spazieren gehen mal reibungslos mit lief, was er tatsächlich im zweiten Jahr tat, freuten wir uns und dachten es geht doch etwas aufwärts.
Ich muß sagen, ich hab sehr mit gelitten, weil der kleine Kerl selbst die schönsten Dinge nicht erkennen konnte.
Bei Filou war es anders als bei allen anderen Hunden, die wir hatten.
Ich glaube den Begriff Deprivationssyndrom zu verstehen und damit wirklich konfrontiert zu werden, sind zwei paar Schuh.
Wir haben einfach nicht verstanden, das da wirklich nichts geht und wir dem Hund keinen Gefallen tun.
Vielleicht ungünstig war auch, das wir ja vorher mehrfach mit sehr guten Erfolgen Angsthunde in Pflege hatten.
Da hatten unsere Bemühungen ja geholfen. Also warum bei Filou nicht?
Wir haben dann begriffen, was Filous Zustand bedeutet. Im zweiten Jahr war es so, das er mit spazieren lief und seinen Napf kannte und wir haben ihn ansonsten weitgehend aussen vor gelassen. Da wir jetzt verstanden hatten, was mit ihm war, haben wir uns einfach gefreut wenn er mal die Sonne genoß und ansonsten nur anwesend war.
Wir haben keine Versuche mehr gemacht ihm irgend etwas nahe zu bringen.
In diesem Jahr haben wir angenommen, das er zumindest zufrieden war, wobei man das so eigentlich auch nicht sagen kann, da Gefühle bei Filou kaum zu erkennen waren.
Das dritte Jahr war für uns das schlimmste. Filou ging es gesundheitlich schlechter und er zog sich komplett zurück. Alles was wir für einen Erfolg gehalten hatten und das war ja wenig genug, war dahin.
Er reagierte jetzt auch zunehmend aggressiv, wenn er bewegt wurde, wenigstens zum lösen raus zu gehen.
Wir haben diskutiert und diskutiert.
Es war uns nicht möglich los zu lassen und zu tun was wir eigentlich tun mußten.
Letztlich hat uns dann sein Gesundheitszustand die Entscheidung abgenommen.
Freunde von uns, Züchter und Hundetrainer, hatten schon lange zu der Entscheidung geraten, nachdem sie Filou ja auch gut kannten.
Aber sie mußten sie ja auch nicht treffen.
Im Rückblick hätten wir oder der übernehmende Verein Filou von Anfang an in seiner Kiste sitzen lassen sollen.
Aber keiner von uns war vorher mit einem solchen Hund konfrontiert gewesen und keiner hatte wirklich begriffen, was die Diagnose Deprivationssyndrom bedeuten kann.
Heute würden es alle Beteiligten sicher besser machen und damit nicht nur dem Hund sondern auch sich selbst viel ersparen.
Aber wir würden auch nie mehr einen solchen Hund aufnehmen.